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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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konnte wissen, ob es das letzte Mal war, daß er der dunklen Sonne dieser Augen begegnete. Alle Freunde fürchteten es.
    Der Richter erhob sich, groß und noch mächtiger wirkend in seinem Talar. Unter allgemeinem Schweigen fragte er den Vorsitzenden der Geschworenen. »Sind die Geschworenen zu einem einstimmigen Urteil gelangt?«
    »Ja.«
    »Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen?«
    »Ja.«
    »Wie lautet der Spruch der Geschworenen? Schuldig – oder nicht schuldig?«
    »Nicht schuldig.«
    Nach einem Augenblick der Verwirrung, der stummen Freude der einen, des noch nicht ausgesprochenen Zorns der anderen, brach Unruhe aus, wildes Geschrei gegen die Entscheidung der Geschworenen.
    Joe Inya-he-yukans Freunde sagten inmitten des feindlichen Lärms ein einziges Wort: »Ho-je!«
    Da sie es gemeinsam sprachen, war es für alle im Saal Sitzenden hörbar.
    Der Richter, mit dem Urteil offenbar selbst unzufrieden, ordnete an, den Saal zu räumen.
    Die Randalierenden aus dem Raum zu entfernen war eine schwierige und sehr langwierige Aktion, denn einige der Burschen, die gegen den Freispruch revoltierten, leisteten Widerstand durch Hinundherrennen; sie sprangen über Stühle und Barrieren und drohten den anwesenden Indianern.
    »Gehen Sie jetzt nicht hinaus«, sagte einer der Gerichtsbeamten in dieser Situation zu Joe King. »Sie haben einen angesehenen weißen Rancher erschossen. Es ist Lynchstimmung. Organisiert. Der Rugby-Klub hatte Zeit. Die paar Rowdys hier sind kindisch. Aber draußen am Tor warten die Schläger auf Sie. Am besten öffne ich Ihnen nachher die Hintertür.«
    »Hintertüren sind vielleicht Sache der mächtigen Justiz, aber meine Sache sind sie nicht«, erwiderte Joe Inya-he-yukan.
    Es gelang den Beamten, die jungen Burschen aus dem Saal zu treiben, aber draußen verstärkte sich der Lärm.
    Da die Verhandlung geschlossen war, fanden sich die Zeugen Queenie Tashina, Tatokala und Wakiya bei Joe ein, ebenso Burt, Monture, Morning-Star junior, Russell und Krause, die Plätze im Zuhörerraum gehabt hatten. Nur Mahan fehlte.
    »Warten Sie alle noch einige Minuten«, redete der Beamte Joe King weiter zu. »Mister Mahan wird aus der Haft entlassen; dem Antrag ist stattgegeben. Ich bringe ihn hierher.«
    »Wieso denn so schnell entlassen?«
    »War ja nur Polizeihaft. Wir wollten sicher sein, daß er keine Revolten organisieren kann, wenn Sie verurteilt würden. Nachdem Sie freigesprochen sind, erübrigt sich das.«
    »Und man kann ihn jetzt für die Lynchjustiz freigeben. So haben Sie sich das gedacht.«
    »Sie können ja hierbleiben, bis sich die Menge verlaufen hat. Ich bringe ihn also zu Ihnen. Sie gehören ja doch zusammen.« Mochte der Beamte sich in der möglichen Beschleunigung eines solchen Vorgangs verrechnet haben oder lag Absicht darin, er brachte Hugh Mahan erst nach zwei Stunden.
    Inzwischen hatte sich die Menge, die das Gerichtshaus belagerte, nicht verlaufen, sondern war weiter angewachsen.
    »Wir Männer gehen jetzt«, entschied Joe. »Die Frauen und unser verwundeter Bruder Wasescha mögen noch im Gebäude bleiben.«
    »Lassen Sie sich aber nicht gleich wieder Straftaten zuschulden kommen, Mister King. Haben Ihre Freunde Waffen bei sich?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Monture nickte Wakiya, Tashina und Grace zu, die sich zusammen noch einmal niederließen. Die beiden Frauen wagten nicht, ihre Männer zurückzuhalten. Aber die Angst, was beim Verlassen des Gerichtsgebäudes geschehen würde, würgte Queenie.
    Joe, Edgar, Morning-Star junior und Burt bildeten einen Stoßtrupp. Russell schloß sich an. Krause wollte sich drücken, aber Russell legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Geschäftsmann hin, Geschäftsmann her, Krause. Ich bin auch einer. Aber laß uns an Joe denken und denk du auch an deinen indianischen Adoptivsohn, Krause, und sei einmal in deinem Leben ein wenig mehr als nur schlau. Komm mit! Dein breiter Rücken ist eine gute Deckung für mich, und dein rundes Gesicht verwirrt den Feind. Schließlich müssen wir als gute Bürger den Spruch der Geschworenen verteidigen.«
    »Verdammt, Russell, damit hast du ein wenig recht.«
    Als die sechs Männer in geschlossener Gruppe aus dem Tor kamen, schlug ihnen drohendes Johlen entgegen. Die Menge schien aus einem Schlägertrupp und den mit den Schlägern sympathisierenden Neugierigen zu bestehen. Als die sechs angegriffen wurden, gingen sie sofort zum Gegenangriff über und drangen rücksichtslos vor. Sie mußten alle zusammen durch. Wenn

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