Welt Der Elben (1-3)
fragte Tessya.
»Nein, bin okay.« Seine Hose war aufgerissen und das Knie blutete.
»Gut gemacht!«, versuchte Moryn ihn aufzumuntern. Er drehte sich zum Fenster und sah, dass Aarab sich bereits in den engen Fensterschacht zwängte und sprang. Danach schob sich Tessya hindurch.
»Jetzt du!«, sagte Moryn.
Heather zögerte. »Ich kann nicht, ich hab Angst.«
»Wieso? Das ist nicht hoch.« Sie ist doch eine kleine Menschenkröte, dachte er und musste sich ein Grinsen verkneifen.
Während er sich darum bemühte, Heather zu überreden, da durchzukriechen, zwängte Zalym sich bereits in den Schacht. »Bevor ihr hier noch Wurzeln schlagt. Heather, ich fang dich unten auf.« Moryn rollte mit den Augen. Dein Job.
Zalym blieb stecken. Aarab und Tessya zogen ihn rein.
»Jetzt aber rein mit dir!«, herrschte er Heather an. »Du bist nun wirklich klein genug für die Röhre.«
»Und die Spinnen?«
»Welche? Da sind bereits drei Leute durch.«
Endlich nickte sie, trat an den Schacht und rutschte durch.
Moryn atmete tief durch. Er kannte die Übung aus den Bergtunneln, in denen er mit seinem Vater trainiert hatte. Überwindung von Angst und Enge! Er rollte die Schultern nach vorne, streckte die Arme, rutschte, und blieb stecken. Er spürte, wie Zalym und Aarab vorsichtig an seinen Füßen zogen. Moryn schloss die Augen. Denk an deine Schultern! Wie oft hatte sein Vater ihn ermahnt. Er rollte sich noch ein Stück zusammen, atmete aus und spürte den Zug an seinen Füßen. Dann war er durch. Ihm war hundsübel. Er drehte sich weg und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
66 Die Schlange
H eather klopfte sich die Kleider und die Haare ab.
»Was machst du?«, fragte Tessya.
»Spinnen verscheuchen.«
»Sind keine da.«
»Wieso?«
»Die hat Kynka alle erlegt«, antwortete Tessya grinsend.
»Kommt ihr endlich?« Moryn rollte mit den Augen.
»Ja, doch!« Heather blickte ihm hinterher, wie er lautlos den Gang entlang schlich. Wieso gehst du eigentlich schon wieder vor?
Als hätte Moryn ihre Gedanken gehört, blieb er plötzlich stehen und streckte die Hand nach ihr aus. Er wartete, bis sie bei ihm war, nahm ihre Hand in seine und zog sie näher zu sich heran. »Du must bei mir bleiben«, sagte er mit samtweicher Stimme. Er beugte den Kopf dicht zu ihr herunter und sah ihr in die Augen. »Du wirst es beenden. Ich kann dir dabei nur helfen«, flüsterte er, und sie spürte wie er seine Finger zwischen ihre schob und ihre Hand fest drückte.
Heathers Herz begann augenblicklich wie wild zu klopfen. Sie senkte den Blick und ging mit butterweichen Knien mit ihm mit.
Diese Seite des Kellers kannten sie bereits. Heather erinnerte sich, wie sie versucht hatte, mit Moryn zu reden – s o nah dran an der Wahrheit und doch so weit davon entfernt!
Sie bogen ab und dann kam die Kreuzung, wo Anselm von Rittershausen sie überrascht hatte. Ein kurzer Gang führte unter dem Haus Richtung Eingang. Er endete vermutlich irgendwo unterhalb der Marmortreppe, von der aus man das Anwesen betrat. Der andere Gang führte unter der linken Haushälfte hindurch und endete höchstwahrscheinlich irgendwo in der Nähe des Bachlaufs. Gegenüber vom kurzen Gang befand sich eine breite Holztreppe.
»Das ist der Zugang nach oben«, flüsterte Moryn.
»Die Treppe nehmen wir!«, sagte Aarab und trat vorsichtig auf die unterste Stufe. »Hoffentlich knarzen die Dielen nicht.«
Die Tür zur Kellertreppe hatte ein Glasfenster, durch das Licht in den Keller fiel.
»War das Licht vorhin im Flur eingeschaltet, als du ums Haus gingst?«, fragte Heather.
Aarab zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Hätte man es von Draußen überhaupt sehen können? Egal, es gibt nur diesen einen Weg.« Er schlich nach oben und drückte sachte den Türgriff. Die Tür sprang auf. »Kommt!«, flüsterte er, während er geschmeidig vorwärts glitt.
Heather und Moryn folgten ihm. Niemand war zu sehen. Moryn blieb stehen und horchte. Er hielt noch immer Heathers Hand fest. Seine Hand fühlte sich warm und kräftig an. Heather versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, aber es gelang ihr nicht. Ihr Herz klopfte wie wild. Sie blickte zu Moryn hoch. Ich sollte mir die Umgebung ansehen, nicht ihn, ermahnte sie sich. Eine schwarze Haarsträhne fiel ihm vor die Stirn. Im Flurlicht sah er blasser aus, als er war. Sie blickte auf seinen Brustkorb. Er atmete ruhig und flach. Verdammt, warum gelingt mir das nicht?
Er drehte den Kopf, sah ihr fragend in die Augen.
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