Welt Der Elben (1-3)
sein.
In einem Film hatte Aarab gesehen, dass Menschen immer irgendwo einen Reserve-Haustürschlüssel versteckten. Also suchte er den Boden ab, schaute unter drei lockere Pflastersteine und unter einen Gartenzwerg mit einer Heugabel im Rücken. Er prüfte die Blumenkübel und hob eine Mülltonne hoch. Nichts.
Ratlos blickte er über den Hof.
»Mist!«
Da entdeckte er einen kaum sichtbaren, grünlichen Schimmer auf einem schwarzen Pflasterstein. Aarab hockte sich hin und rieb mit dem Zeigefinger darüber.
Eine Elbenträne!
Er überlegte. Waren die Elben draußen gefangen genommen und ins Haus gebracht worden oder war es umgekehrt? Die erste Variante war eher unwahrscheinlich, da ein Mensch einen Elben unter freiem Himmel wohl kaum überraschen konnte. Aarab wettete seine Elbenehre darauf, dass die zweite Variante stimmte: Sie waren drinnen überrascht worden und hatten keine Chance, da der Mann bewaffnet war. Das klang einem Elben würdig.
Aarab lief los. Doch schon bald wurde die Spur dünner.
Er schlich an ein paar Stallungen und Nebengebäuden des Anwesens vorbei. Die Spur riss ab. Er spähte übers Gelände. Dort hinten am Hügel gab es noch einen Stall. Nachdenklich blickte er zurück. Er ist weit vom Anwesen und von der Straße entfernt. Hier oben kommt niemand vorbei. Vielleicht ein idealer Platz, um jemanden einzusperren.
Er beschloss, den Weg fortzusetzen, doch direkt vor ihm lag ein Graben, links davon befand sich ein Holzsteg. Aarab nahm Anlauf und sprang über den sumpfigen Bach, der ihm den Weg versperrte. Er landete mitten in einem Brennesselbusch.
»Mistdinger!«
Fluchend lief er über die Wiese. Am Geräteschuppen stoppte er, schob eine Latte beiseite und lugte hinein. Verdammt! Nichts, außer alte Gerätschaften.
Ratlos suchte er nach weiteren Elbentränen. Da sah er einen runden Holzdeckel im Boden, und daneben schimmerte etwas grünlich.
Aarab kniete sich hin.
»Moryn? Seid ihr da drin?«
»Ja, Haui , du hast dir aber Zeit gelassen!«
Haui , der Spitzname hätte Aarab normalerweise Freude gemacht, aber in Erinnerung an das Versagen seiner sonst so legendären Handwaffen seufzte er. Nun ja, es waren zwei Wächter, die mich überrumpelt haben, dachte er, sonst wäre ich schon einen Tag früher hier gewesen.
»Bin aufgehalten worden«, flüsterte er.
»Der Deckel ist zugenagelt. Schau, ob du was zum Öffnen findest.«
Aarab blickte sich um. Der vergammelte Schuppen sah so aus, als käme er da hinein. Irgendetwas würde sich in all dem alten Gerümpel sicher finden …
»Bin gleich zurück!«
Im Stall entdeckte er auf einer staubigen Werkbank eine alte Zange. Er brauchte eine halbe Stunde, bis er die Nägel gezogen hatte. Der Schweiß lief ihm in Strömen über Stirn und Nacken, als er den zentnerschweren Deckel endlich mit einem dumpfen Rums zur Seite wuchtete.
64 Raus
H eather legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Ausgang. Das erste, was sie neben Aarabs Blondschopf sah, waren der Mond und die Sterne.
»Aarab, was sind wir froh, dich zu sehen!« Tessya hüpfte vor Glückseligkeit auf der Stelle. Mehr Platz für Freudensprünge gab es in dem engen Schacht nicht.
»Aarab, schau mal, da muss irgendwo eine Leiter rumliegen!«, sagte Moryn.
Rittershausen hat hoffentlich nicht damit gerechnet, dass jemand uns finden könnte und die Leiter liegen gelassen, hoffte Heather und sah ungeduldig nach oben.
»Da ist sie!« Aarab ließ die Leiter in den Schacht hinab und hängte sie oben an der Kante ein.
Kurze Zeit später waren sie befreit.
»Wer hat dir denn das Ei verpasst?« Moryn starrte auf Aarabs geplatzte, dicke Lippe.
»Sylas …« Aarab stockte und räusperte sich. »äh Tylls Linke«, grummelte er mit zerknirschtem Gesichtsausdruck.
Aarab, du lügst genauso schlecht wie ich, dachte Heather. Sylas hat dir den Schlag verpasst, und ich wette, er ist einen Kopf kleiner als du.
Moryn zog die Leiter wieder hoch und rief in den Schacht: »Schätzchen, bete, dass dein Rittershausen uns nicht noch einmal erwischt. Wir holen dich, wenn wir hier oben fertig mit ihm sind…«
»Schätzchen? Wer?«, fragte Aarab und schaute überrascht Moryn an.
»Eine elende Verräterin!«, antwortete er kopfschüttelnd. »Eine Unwürdige.«
»Ah, ja … und nun? Moryn?«
»Ich muss beenden, was bereits begonnen hat«, antwortete Heather. »Hoffentlich weiß ich gleich , was ich zu tun habe.«
»Wovon redet sie?« Aarab sah Moryn fragend an.
»Anselm von Rittershausen hat mit dem
Weitere Kostenlose Bücher