Welt Der Elben (1-3)
Heather an sich. »Schön, dich kennen zu lernen. Sei herzlich willkommen!«
Heather folgte den Elben in einen Raum mit einem runden Tisch. Auf einem Sideboard standen gerahmte Fotos. Kynka zeigte auf ein Bild. »Das ist meine Mutter!«
»Ah, sehr hübsch.«
»Sie heißt Lyga.«
Mit geheucheltem Interesse blickte Heather auf die Fotos. »Und? Gibt es auch einen Vater dazu?«
Kynka stellte ihre geschwungenen Augenbrauen schräg und drehte sich weg.
Zalym tippte Heather in die Seite und riss kurz die Augen auf. Sie begriff, dass sie in ein Fettnäpfchen getreten war. Sie wollte es wieder gut machen. »Lerne ich deine Mutter heute Abend noch kennen?«
Kynka antwortete nicht. Sie ließ sich auf einem der Sessel nieder und schlug die Beine übereinander. »Möchtet ihr etwas essen? Martha hat mexikanische Spezialitäten vorbereitet.«
Die Tante betrat in diesem Moment den Raum. »Enchiladas, Tacos, Enfrijolades. Greift zu!« Sie stellte eine Platte mit Essen auf den Tisch. »Kynkas Mutter ist eine angesehene Botschafterin. Sie reist viel und ist kaum Zuhause«, beantwortete sie Heathers Frage. »Lyga hat alle Hände voll zu tun. Im Moment ist sie wieder unterwegs. Sie muss sogar geheime Verhandlungen mit den Menschen führen.«
Auf Kynkas Stirn zeigte sich eine Falte. »Martha. Wir plaudern nicht über die Arbeit meiner Mutter.«
»Du hast ja recht mein Kind.« Sie wandte sich Heather zu. »Ist alles top-secret!«
Heather nickte, müde und erschöpft. Sie wollte nur noch mit der Priesterin reden und dann schlafen.
Jemand klopfte.
»Das wird Olvyn sein. Ich habe versucht, was für euch zu arrangieren. Hoffentlich kommt er mit guten Nachrichten.« Kynka erhob sich und verließ den Raum.
»Kynka wird auch mal Botschafterin«, durchbrach Martha die Stille. »Sie hat viel von ihrer Mutter. Übernimmt jetzt schon Aufgaben.«
Kynka kam zurück. Neben ihr stand ein junger Mann mit grünschwarzen Haaren. »Tut mir leid. Ich habe keine guten Nachrichten«, sagte er. »Maya Amylla hat sich bereits vor einer halben Stunde in ihre Gemächer zurückgezogen. Sie empfängt heute niemanden mehr.«
»Jammerschade«, sagte Tessya. »Dann eben morgen!«
»Maya Amylla hat morgen mehrere Audienzen, sie steckt in Vorbereitungen für eine wichtige Priesterzeremonie. Außerdem erwartet sie am späten Nachmittag ihren Sohn Maarloy zurück. Am besten kommt ihr gleich morgen früh in den Palast. Dann kann sie euch irgendwann in ihre Audienzen und Termine zwischenschieben.«
Er sah Heather an. »Ich werde ihr sagen, dass bereits zwei Kristalle erloschen sind und der Dritte flackert.«
Offenbar war er bestens informiert. Heather blickte an sich herab. Tatsächlich, da war kein Fünkchen Leben mehr drin. Zwei Kristalle hatten bereits vollständig ihren Glanz verloren und sahen nun aus wie milchigweiße Kieselsteine. Der dritte Kristall flackerte rötlich.
»Greift zu! Kinder!« Martha wies zu den Speisen auf dem gedeckten Tisch. »Es hilft ja alles nichts. Die Dinge, die geschehen sollen, werden geschehen. Aber der köstliche Maisbrei kann nichts dafür. Seine Stunde hat jetzt geschlagen!«
Olvyn verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken und ging. Heather ahnte plötzlich, dass ihre Reise noch nicht zu Ende war. Sie hatte ein ganz mieses Gefühl im Magen. Sie schluckte und legte das Besteck beiseite. »Ich muss mal raus, frische Luft schnappen«, murmelte sie.
An der milchigen Himmelsdecke leuchtete eine schwach weißliche Scheibe. Müde lehnte Heather sich an einen Baumstamm. Plötzlich fiel ihr ein, dass es sich bei dem Baum um einen Hausbaum handeln könnte. Schnell huschte sie weiter und blieb hinter einer Bananenstaude stehen.
Ein paar Bäume weiter stand ein Mann und unterhielt sich mit einer jungen Frau. Er nahm sie in den Arm. Offensichtlich waren die beiden ein Paar. Der Wind trug Satzfetzen herüber.
»…ich weiß nicht, Lyga ist anscheinend schon wieder bei den Menschen. Ich dachte, alles wäre jetzt gut. Aber Kynka war alleine mit Martha zu Hause …«
Ein schnatternder Vogel machte es für einen Moment unmöglich, etwas zu verstehen.
»Können wir ihr trauen?«, flüsterte eine Frau. »Ich habe ein ungutes Gefühl. Sie war tagelang verschwunden und hat über Vieles geschwiegen.«
»Leise! Du weißt, sie hat mächtige Verbündete.«
Heather drückte sich eng an die Staude und lugte zwischen den Blättern hindurch. Es war Olvyn, der da stand. Und er war in Sorge. Ebenso wie die junge Frau. Eben hatte er noch so
Weitere Kostenlose Bücher