Welt Der Elben (1-3)
er sich ab.
»Mensch Zalym, wo hast du’s hingesteckt? Moryn, dann eben deines!«
»Hab ich hinten im Rucksack.«
»Na, dann hol es raus!«
»Mach’s selbst! Du kommst doch ganz einfach ran!«
Tessya fingerte an der Rucksackschnalle. »Autsch!« Sie leckte sich am Zeigefinger. »Deine blöde Drachenschnalle hat mich einen Fingernagel gekostet. Kannst du nicht eine Zeemuschnalle haben? Wie alle normalen Elben. Muss es immer etwas Besonderes bei dir sein?«
»Hab’s!«, rief Zalym.
»Was?«, fragte Tessya.
»Na, das Telefon! Es ist hinter den Saum gerutscht. Die Tasche hat ein Loch.« Er zog am Hemdstoff.
»Hast du’s bald? Nun mach schon!«
War es wirklich eine gute Idee gewesen, weiter zu laufen? Was auch immer Zeemus waren, Heather spürte ein flaues Gefühl im Magen.
Tessya nahm das Telefon. »Martha? Ich bin’s, Tessya. Konnte Olvyn etwas ausrichten? Ja, ist gut … Okay, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Ist Kynka bis dahin zurück? … Sag ihr, ich freu mich riesig auf sie … Tatsächlich? Macht sie immer noch Äquilibristik?« Tessya lachte. »Ich kenne niemanden, der besser durch den Urwald balanciert.«
Tessya telefonierte, während die Nacht bedrohlich schnell ihre schwarzen Schatten ausbreitete.
Heather kämpfte mit der feuchtschwülen, sauerstoffarmen Luft. Überrumpelt und ausgeliefert fühlte sie sich. Prüfend sah sie zum Himmel. Es war zu spät zum Umkehren.
Endlich beendete Tessya das Gespräch. »Sie macht’s! Das Licht geht in einer halben Stunde an.«
»Kannst du mir bitte mal erklären, was du da gerade ausgeheckt hast?« Heather schrie. Trotz der Aussicht auf baldiges Licht, rannten die Elben.
»Hast du’s nicht mitgekriegt?«
»Nein, wie denn, wenn ich die ganze Zeit hinter euch her laufe?«
»Also, in den Nachrichten hatten sie ja gesagt, dass Maya eine zusätzliche Schutzglocke um die Stadt gelegt hat. Das ist ein unsichtbarer Wall aus magnetischen und elektrischen Teilchen, die alles abwehren, was mit mehr als fünfzig Stundenkilometern aufschlägt. Kein Orkan kann mehr durch.«
»Und was ist, wenn ein Zeemu gaaanz langsam hindurch spaziert?« Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
»Die Zeemus? Quatsch. Die können natürlich durchlaufen. Das macht denen genauso wenig etwas aus wie uns.«
»Na prima. Da bin ich ja ganz beruhigt. Gut, dass ich nicht so genau weiß, was das für Viecher sind.«
»Ne Art Säbelzahnjaguar mit grünem Fell«, erklärte Zalym. »Sie sind so schnell auf ihren nächtlichen Beutetouren, da hat selbst ein Elb keine Chance. Man sieht sie erst, wenn es zu spät ist.«
»Das ist aber auch nicht weiter schlimm«, schaltete Moryn sich ein. »Sie fressen dich auch genauso schnell auf. Das merkst du nicht mal. Bevor du denken kannst, da war doch was, haben sie dir den Kopf auch schon abgebissen.«
»Moryn hör auf damit!«, brüllte Tessya. Ihre Stimme zitterte.
Offenbar hatte Moryn die Wahrheit gesagt.
»Ja, und was machen wir nun? Wie wehren wir uns gegen die Viecher?« Heather schrie und sie unterdrückte den Drang zu schluchzen.
»Wir wehren uns gar nicht!«, gestand Tessya. »Maya macht uns zusätzliches Licht am Magnetwall an. Das ist wie Wetterleuchten. Es strahlt weiter als das übliche Schutzlicht und hält die Zeemus ab. Die mögen nämlich kein Licht. Es verglüht ihre Augen. Tags schlafen sie. Solange es irgendwo hell ist, können sie sich keinen Schritt vorwärts bewegen.«
»Wieso das? Sie müssen doch bloß die Augen schließen.«
Tessya lachte schallend. »Na, dann sind sie blind. Und soooo blind ist nun auch wieder nicht gut bei der Jagd. Mit ihren empfindlichen Katzenaugen sehen sie nachts gerade gut genug.«
Heather biss sich auf die Lippe.
»Seht ihr da hinten? Das Licht geht an!«, rief Tessya und zeigte auf einen schwachen Schein in der Ferne.
»Und warum geht hier kein Licht an?«, fragte Heather.
»Das ist in der Tat ein kleines Problem«, gestand Tessya. »So weit reicht Mayas Wetterleuchten nicht. Zu viel Energie auf einmal produziert Blitze – und dann würde der Magnetwall zusammenbrechen.«
»Ja, und nun?« Heather verspürte den Dang, Tessya zu ohrfeigen.
Tessya zeigte zum fernen Lichtpünktchen. Ein Glühwürmchen hätte heller geleuchtet. »Wir müssen da sein, bevor die Sonne untergegangen ist.«
»Die Sonne ist doch schon untergegangen!«
»Nein, da ist noch Restlicht. Wir sehen noch was«, flüsterte Tessya plötzlich.
Heather biss sich auf die Lippe und schmeckte Blut. Das hatten die Elben ja
Weitere Kostenlose Bücher