Welt Der Elben (1-3)
sehr eingeschränkte Botschafterfunktionen ausüben. Es muss wohl an Lyga, Kynkas Mutter, liegen. Sie hat hierher …«, Zalym räusperte sich, »… so gute Kontakte und Verbindungen, dass sie bisher als Botschafterin beide Seiten, also B’aakal und Palenque vertritt.«
Oder sie will nicht, dass ihr jemand ins Handwerk pfuscht. Wenn sie dasselbe einnehmende Wesen wie Kynka hat, wundert mich gar nichts, dachte Heather.
Zalym zupfte sachte an ihrem Blusenärmel. »He, bist du immer noch sauer, weil ich nicht zu den Ruinen mitgegangen bin? Ich wollte mich bei Tante Wala umhören. Aber mit Kynka im Schlepptau hätte ich nichts aus ihr herausgekriegt.«
»Warum nicht?«
»Das hast du doch heute Morgen selbst schon begriffen. Vor einer Botschaftertochter plaudert man nicht, wenn man nicht als geschwätzig gelten will.«
»Und woher weiß Tante Wala, dass Kynka die Tochter einer Elbenbotschafterin ist?«
»Wala ist eine Elbin – die Liebe hat sie hierher verschlagen. Irgendwann will sie natürlich zurück.«
Hatte sie ihm Unrecht getan? Er war der einzige, der unabhängig von Kynka Kontakte in Palenque hatte und er hatte sie vortrefflich genutzt. Insgeheim war sie erleichtert. Gut gemacht, Zalym.
»Leute es kommt noch besser«, sagte Zalym. »Seht ihr da hinten, abseits auf dem Hügel, die weiße Villa? Da lebt ein deutscher Geschäftsmann und Honorarkonsul.«
»Zalym, was bitte ist ein Honorarkonsul?«
»Mensch Heather, lebst du bei den Menschen oder ich?«, erwiderte er. »Das ist jemand, der mangels einer nahe gelegenen Botschaft stellvertretend die Aufgaben eines Botschafters übernimmt.«
Das hättest du mir auch netter sagen können, dachte sie. Trotzdem lächelte sie. »Ich finde, wir sollten uns da mal umsehen.«
44 Unangemeldete Audienz
W ährend Heather und die Elben im Laufschritt die Gasse hinter sich ließen, bergab an Grünanlagen vorbei kamen, und dann bergauf die schmale Straße zur Villa einschlugen, hatte Zalym noch mehr zu berichten.
»Tante Wala sagt, die Gerüchteküche brodelt. Jemand von den Menschen, jemand Einflussreiches aus Palenque habe Maarloy entführt. Das wäre absolut sicher.«
Heather nickte. Soweit war sie auch schon mit ihren Vermutungen gekommen. Und Maya ist jetzt irgendwo in Deutschland. Da ist es naheliegend, sich in der deutschen Botschaftsvertretung einmal umzuschauen.
»Moryn?« Sie hatte bemerkt, dass er schweigsam neben ihnen herlief.
»Meinetwegen! Wir können ja mal einen Blick auf die Villa werfen…«
Zalym blieb plötzlich stehen und zögerte. »Da ist noch etwas …«, flüsterte er für Heather kaum hörbar in Moryns Ohr.
Sie sah die beiden fragend an.
»Heather, es ist besser, wenn du es nicht weißt. Es ist keine schöne Geschichte, nichts für Mädchen«, wiegelte er ab und beugte sich dichter an Moryn heran.
Verärgert ging sie weiter. Sollte sie nicht alles wissen? Sie blieb stehen und sah sich um. Moryn war erblasst.
»Warum weiß niemand etwas davon?«
Ratlos zuckte Zalym mit den Schultern.
»Mit einem Do…?«, flüsterte Moryn.
»Ja!«
»Doch nicht etwa der … aus dem heiligen Obsidian?«
»Genau der!« Zalym blickte zu ihr.
Sie stemmte die Hände in die Hüften. Jungs ich weiß, was Obsidian ist und worüber ihr geflüstert habt. Ich bin nicht blöd, dachte sie und tippte sich an die Stirn.
»Wo bleibt ihr? Es wird heiß in der Sonne.«
Der Weg war unmerklich steiler geworden, und die Sonne brannte unerträglich auf Heathers Kopf, obwohl es nicht einmal Mittag war. Sie war die Einzige ohne Kopfbedeckung. Nach kurzer Zeit war sie überhitzt und außer Atem, während die Elben sich gerade aufgewärmt hatten.
Die Villa war von einer weißen Mauer umgeben. Je näher sie kamen, desto mehr verschwand das Gebäude dahinter.
Heather begann zu zweifeln. »Wir können doch nicht einfach klingeln und hallo sagen. Und wie sollen wir irgendetwas aus dem Konsul herauskriegen?« Sie fragte sich, ob das hier eine gute Idee war. Womöglich weckten sie sogar schlafende Hunde.
»Mit dem Mann können wir gar nicht reden, er ist nämlich nicht da. Wala sagt, eine Touristin, die bei ihr im Friseursalon war, habe sich aufgeregt. Sie wollte ihr Visum verlängern lassen, aber der Honorarkonsul sei seit Tagen verreist.«
Zalym klingelte bereits. Ding Dong! Eine Frau fragte über die Sprechanlage etwas auf Spanisch. Er antwortete, aber außer buenos tardes (guten Tag) und por favor (bitte) verstand Heather kein Wort. Unüberhörbar war allerdings,
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