Welt Der Elben (1-3)
darauf gegenüber standen, fiel ihr auf, dass die Priesterin einen ganzen Kopf größer als sie selbst war. Das lange Priestergewandt verhüllte kaum ihre durchtrainierte und kraftvolle Amazonen-Gestalt.
»Mögen die Götter beider Welten mit dir sein, mein Kind!«
Maya nahm den Weg zur hinteren Tür. Heather ging zurück zu Olvyn und ließ sich von ihm zum Ausgang führen.
Und? Was soll ich jetzt machen?, rätselte sie.
42 Nach Palenque
» U nd? Was hat sie gesagt?« Tessya stand auf dem Treppensockel.
Die Jungs saßen auf einer der oberen Stufen. Sie erhoben sich und kamen ihr entgegen.
Heather zuckte mit den Schultern. Sie wusste nicht, was sie von der Audienz halten sollte. Wie sollte es weitergehen? Vielleicht war es das Beste, erst einmal abzuwarten, bis Mayas Sohn zurück war. Ihr kam es so vor, als sei sie in eine Familienintrige geraten. In Königshäusern wurde früher regelmäßig gemordet oder entführt, wenn es um Thronansprüche ging. Aber sie wusste nichts über die Priesterfamilie und irgendwelche Fehden. Vor allem wollte sie nicht zwischen die Fronten geraten und keinen unbegründeten Verdacht aussprechen. Ein Gespräch mit den Elben wäre eine heikle Angelegenheit. Zu allem Übel sah sie Kynka, die ihr mit schnellen Schritten entgegen lief.
Heather beschloss, so wenig wie möglich zu erzählen.
»Erzähl schon!«, drängelte Tessya.
»Es stimmt alles.«
»Was stimmt?«, fragte Moryn.
»Die Priesterin sagt, ich bin eine Pakal.«
»Hab’ ich’s doch gewusst.«
»Und was noch?«, fragte Tessya.
»Maya Amyllas Sohn wurde entführt.
»Maarloy?« Die Jungs sahen sie ungläubig an. Tessya hingegen schien nicht überrascht. Aha, ahnte ich’s doch. Kynka hat es bereits gewusst und geplaudert.
»Maya Elda hat ihn wohl rausgeboxt. Aber sie selbst ist anscheinend nicht außer Gefahr. Im Gegenteil. Sie scheint sich opfern zu wollen.«
»Was?« Moryn war sichtlich bestürzt. Er schüttelte den Kopf. »Ich glaub’ das alles nicht.«
»Wie geht es Maarloy?«, fragte Zalym.
»Maarloy kommt heute zurück. Er wird Priester. Er soll Maya Elda ersetzen.«
Kynka war deutlich schneller bei ihnen, als Heather erwartet hatte. »Na, gibt es was Neues?«
Neugier steht dir nicht. Sie frisst an deiner Schönheit , dachte Heather.
»Eigentlich nicht«, antwortete sie.
Tessya wollte protestieren, »Ähm …«, aber Heather fuhr ihr in die Parade.
»Maya hat lediglich ein paar Gerüchte bestätigt. Da erzähl ich dir als Tochter einer erfolgreichen Botschafterin sicherlich nichts Neues.«
Kynka stierte Heather fragend an. Dann nickte sie. »Ja, sicher.«
Heather bückte sich nach einer duftenden Blüte, damit sie Kynka nicht in die Augen sehen musste. »Alles andere sind vorerst ebenfalls nur Gerüchte. Als Tochter einer Botschafterin wirst du verstehen, dass es mir nicht zusteht, über so etwas zu plaudern.«
»Ja«, sagte Kynka gedehnt, während Heather sich wieder aufrichtete. »Eure Blumen duften wunderbar. Wie heißt diese Sorte noch gleich?«
»Bauernrose« murmelte Kynka. Aus dem Augenwinkel sah Heather, dass Tessya mit den Augen rollte. Zalym zog eine Augenbraue hoch und Moryn drehte sich weg. Grinste er? Warum hasste sie Kynka so sehr? Eines stand fest, sie musste diese Elbin schnell loswerden.
»Ich möchte gerne nach Palenque und mich dort umsehen.«
»Was willst du denn da?«, bohrte Kynka? »Sag schon!«
Maya hatte erzählt, dass irgendetwas in Palenque geschehen war. Deshalb wollte sie dort hin, aber das durfte sie tunlichst nicht preisgeben. »Ich möchte mir meine familiären Wurzeln mal anschauen«, flunkerte sie.
»Ach, du willst zu den Ruinen?«
Nein, dumme Kuh, dachte Heather, ich will nach Palenque City. Aber wenn ich das laut sage, klebst du an mir wie eine Klette. Ich muss über einen Umweg dorthin.
»Ja, warum nicht«, sagte Heather. »Ich möchte mir die Ruinen ansehen, die Ahnen, ihr wisst schon. Kommt jemand mit?«
Tessya und Zalym blickten zu Boden.
»Wir können uns ja aufteilen«, antwortete endlich Tessya. »Ich höre mich hier mal um.«
»Au fein, da komm ich mit!« Kynka hakte sich bei Tessya unter.
Erleichtert atmete Heather auf. Zalym scharrte mit der Fußspitze über den Sand. »Ich habe keine Lust auf die Ruinen. Ich habe in Palenque eine Bekannte, Tante Wala. Sie ist die Freundin meiner Mutter und freut sich, wenn ich bei ihr mal reinschaue.«
»Ein Kaffeekränzchen? Ist das dein Ernst? Na dann viel Spaß!«
»Ist schon gut Mädel«,
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