Welt Der Elben (1-3)
verschwand wieder im Bad.
Für Kynka war das Gespräch aber offenbar noch nicht beendet, denn sie blickte ihm intensiv in die Augen und ignorierte Tessya.
Schätzchen, auf mich hat das keine Wirkung. Du bist mir zu jung, dachte Moryn. Deine Wimperntusche macht dich auch nicht älter.
Kynka spielte an einem Armkettchen. »Ich weiß nicht, Heather ist so merkwürdig verschlossen. Hat sie dir noch etwas erzählt, Moryn?«
Er heftete seinen Blick auf den Tisch. Schließlich hatte er wenig Lust, als Quatschdrossel in die Elbengeschichte einzugehen. Die Saatkrähe genügte ihm schon. Selbst Heather kannte bereits diesen Namen.
»Nein, sie hat mir nichts erzählt.«
»Wirklich nicht?«
»Ja.«
»Tja.«
Er ignorierte ihr Seufzen.
»Tessya, darf ich bitte mal dein Bad benutzen?« Kynka ließ das Kettchen los und stand auf. Moryn blickte ihr hinterher.
»Was hat Heather dir erzählt?«, flüsterte Tessya und sah ihn fragend an.
»Nur, dass Maya Elda in Palenque verhandelt hat und jetzt entweder in Berlin oder in Frankfurt steckt. Heather behauptet steif und fest, dass jemand Einflussreiches aus Palenque mit drin hängt.«
»Das sagt auch die Gerüchteküche in Palenque«, schaltete sich Zalym ein, und setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Wir waren sogar beim Deutschen Konsulat. War aber eine Sackgasse.«
»Was wolltet ihr denn da?«, fragte Tessya.
Zalym griff sich prüfend in die halbnassen Haare und rubbelte erneut mit dem Handtuch darüber. »Die Spuren führen nach Deutschland. Und wenn es etwas zu verhandeln gibt, dann sind meist Botschafter darin verwickelt. Nur, einen eigenständigen und verlässlichen Botschafter gibt es dank Lyga nicht in Palenque.«
»Ihr redet über meine Mutter?« Kynka kam zurück.
»Nein, tun wir nicht«, antwortete Moryn. Für ihn war das Gespräch endgültig beendet.
»Na dann. Tessya, hast du noch Lust auf einen kleinen Abendspaziergang? Jetzt ist die Luft draußen so angenehm.«
Weiber, dachte Moryn. Tratscht alleine weiter!
Zalym hob eine Augenbraue und sah Moryn an. Er musste dasselbe gedacht haben.
48 Verdammte Schlange!
H eather war es insgeheim sehr recht, dass sie ohne die Elben zum Palast lief. Vielleicht konnte sie jetzt Olvyn ein paar Informationen entlocken. Einen Hinweis oder irgendetwas, das sie noch nicht bedacht hatte.
»Hast du Maya Elda schon mal getroffen?«, begann sie das Gespräch mit harmlosem Plauderton.
»Mehrmals.«
»Und wie ist sie so?«
»Sie hat große Ähnlichkeit mit ihrer Schwester.«
»Sind sie sich wirklich so gleich?«
»Optisch kannst du sie kaum unterscheiden. Aber im Charakter liegen Welten zwischen ihnen.«
»Inwiefern?« Heather wurde hellhörig.
»Maya Elda ist sehr zielstrebig und durchsetzungsfähig. Ich will es mal so ausdrücken: Sollten eines Tages Klimaverhandlungen zwischen Elben und Menschen nötig sein, dann wäre sie dafür die Richtige.«
»Warum nicht Maya Amylla?«
»Sie ist eher die traditionelle Beschützerin des Klimas, die mütterliche Hüterin der Fruchtbarkeit. Ihr ist es wichtig, Boden und Pflanzenwelt zu bewahren und zu erhalten. Hier im Altzeit-Aionland liegt unsere Urheimat, das Herz allen Lebens auf Aion. Deshalb ist sie auch hier geblieben, während sich ihre Schwester um den jüngeren Kontinent kümmert, und um den Teil von Tellus, der bei Euch zu Eurasien gehört.«
So ist es also, dachte Heather. Die beiden sind ungleiche Schwestern! Eine besaß ein großes Herz und die andere den kühlen Kopf. Aber ohne Herz konnte aus einer bloßen Rechnung Berechnung werden und aus der zu schützenden Habe Habgier. War es so ?, fragte sie sich mit einem bangen Gefühl irgendwo in ihrem Bauch.
Olvyn führte Heather in die ihr bereits bekannte Audienzhalle mit den bunten Glasmosaiken an den hohen Fenstern, in denen sich das Licht geheimnisvoll zerstreute. Maya Amylla ließ nicht lange auf sich warten. Sie hatte sich bei ihrem Sohn untergehakt, als hätte sie Angst, er könne noch einmal verschwinden. Heather wurde gewahr, dass sie sich einen fast erwachsenen, jungen Mann vorgestellt hatte – mindestens so alt und vor allem so selbstbewusst und athletisch wie Moryn. Schließlich sollte er bald ein hohes Amt annehmen. Aber er schien kaum älter als sie. Er hatte dunkle Ränder unter den Augen und stand, eingehüllt in einen weißen Umhang mit goldenem Kragen, stumm und blass neben seiner Mutter. Immerhin überragte er Heather um einen halben Kopf.
Diesmal setzte sich die Priesterin zusammen mit
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