Welt Der Elben (1-3)
ich bin da, wo du herkommst.
Heather wollte Maarloy trösten. »Du bist zurück!«, sagte sie. »Das ist das Wichtigste. Jetzt wird alles wieder gut!« Ihr war bewusst, dass sie schlecht log. Aber es genügte, um ihn aus dem Gespräch zu entlassen. Schließlich winkte die Priesterin Olvyn zu sich.
»Sorg bitte dafür, dass Maarloy gut isst und danach schlafen kann. Tylo soll ihn nicht aus den Augen lassen! Und lass seinen Bruder zu ihm!«
Maarloy streifte den Umhang über und erhob sich.
In Olvyns Blick lagen Sorge und Gewissenhaftigkeit. Er nickte und legte Maarloy freundschaftlich einen Arm um die Schulter, was ihn noch sympathischer machte.
Endlich war Heather mit der Priesterin alleine.
»Kind, du hast doch noch etwas auf dem Herzen? Sag, was ist es?«
»Ja, ich habe hier etwas.«
Vorsichtig zog Heather die silberne Muschelkette unter ihrem Hemd hervor. Sie hatte plötzlich den schrecklichen Verdacht, Maya Elda wollte damit erreichen, dass sie zu gegebener Zeit alles vergaß.
Maya nahm die silberne Muschel prüfend in die Hand. »Wo hast du das Gefäß des Vergessens her?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich versuche mich kurz zu fassen. Ich bin in eine Raumzeitspalte geraten. Die Nische führte mich direkt hindurch. Auf der anderen Seite habe ich einer Frau mit ihrem Baby geholfen. Sie gab es mir. Sie sagte, sie hätte es von …« Heather stockte, aber es konnte nur so sein, »von Maya Elda«.
»Dann wird es auch so sein.
»Bitte, Frau Priesterin Maya …«
Die Priesterin lachte. »Maya genügt.«
»Bitte, ich weiß damit nichts anzufangen. Und ich habe auf einmal das Gefühl, dass es gefährlich ist. Kann ich es nicht hier zurücklassen?«
Maya schüttelte den Kopf. »Das ist das Gefäß des Vergessens. Die Schlange wartet auf ihre Aufgabe.« Dabei zeigte sie auf die eingravierte Schlange. »Du musst den Anhänger unbedingt behalten. Hörst du? Wenn es soweit ist, dann wirst du wissen, was zu tun ist. Vertrau mir! Die Schlange wird dir nichts tun.«
Mit dieser Reaktion hatte Heather nicht gerechnet. »Kann ich die Kette nicht doch lieber hier lassen?«
»Nein!«, sagte Maya bestimmt. »Du wirst das Gefäß benötigen!«
Heather blickte nachdenklich auf die Muschel. Sie traute Maya Elda nicht.
»Heather, du hast die Kette umgelegt und das Geschenk angenommen. Jetzt harrt die Schlange ihrer Aufgabe. Wenn du das Gefäß des Vergessens unverrichteter Dinge ablegst, dann wird die Schlange sich gegen dich wenden.«
Voller Entsetzen presste Heather die Luft zwischen den Lippen hindurch. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien. Das hatten sie ja wieder alle prima hingekriegt. Offenbar war es eine Spezialität der Elben, sie reinzureißen, wo es nur ging. Sie sprang auf und ging hin und her.
Maya nahm sie in den Arm. »Du bist stark«, tröstete die Priesterin sie. »Folge immer deinem Weg! Dann werden die Götter beider Welten mit dir sein.«
Sie geleitete Heather zum Ausgangsportal und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich habe zwei wunderbare Söhne. Aber ich habe mir immer noch so eine Tochter wie dich gewünscht. Deine Mutter kann sehr stolz auf dich sein.«
Verwirrt stolperte Heather die hohen Treppen hinunter. Ihre Mutter? Sie wusste nicht einmal, wo die war.
***
»Jetzt nicht!«, wich sie den fragenden Blicken der anderen aus. Ohne anzuhalten rannte sie in ihr Zimmer und verschloss die Tür.
Es war noch nicht beendet, und sie hatte keine Chance mittendrin auszusteigen. Eine Heimreise lag weiterhin in unerreichbarer Ferne.
Irgendwann klopfte Tessya und fragte, ob Heather mitkommen wolle, zu Martha, dort gäbe es Abendessen. Danach würde es ihr sicher besser gehen. Doch Heather weigerte sich. Später brachte Tessya einen Teller mit übriggebliebenen Speisen mit. Heather schob lustlos einen Bissen in den Mund. Sie ließ es zu, dass Tessya sich schweigend zu ihr setzte.
»Geht es Maarloy gut?«
»Ja«, log sie, denn es ging ihm miserabel.
»Weiß Maya, wer dahinter steckt?«
»Nein. Sie hat nicht den geringsten Verdacht.«
»Weißt du, wo Maya Elda steckt?«
»Nein, glaub’ nicht.«
»In Palenque?«
»Nein.«
»Zurück in Frankenfyrt?«
»Nein.«
»Hast du eine Vermutung?«
»Ja.«
»Wo?«
»Tessya ich bin müde. Können wir das morgen bereden?«
»Sicher.« Mit verwirrtem Blick zog Tessya von dannen.
Endlich war Heather allein.
Sie weinte ein bisschen und schlief dann ein.
49 Moryns Vater
M oryn war am nächsten Morgen früher als alle anderen auf den
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