Welt Der Elben (1-3)
sich. »Er ist wohl der Meinung, dass die Drei dich eher gefährden, als dir nützlich zu sein.«
Für den Moment war Moryn ihr dankbar, dass sie ihn ein wenig aus der Schusslinie geschoben hatte.
»Ich habe gerade beschlossen mit euch zu gehen«, sagte Kynka. »Vielleicht kann ich bei Moryns Vater etwas ausrichten.«
Ha, dachte Moryn bitter, an dem haben sich schon ganz andere die Zähne ausgebissen. Und überhaupt solltest du dich da besser raushalten. Ich klär das schon selber. Er spürte, wie er innerlich zu kochen begann und ballte die Fäuste noch fester.
»… Und wenn das nicht klappt«, redete Kynka weiter, »dann stehe ich dir eben zur Seite. Heather Schätzchen, du wirst auf gar keinen Fall etwas alleine unternehmen. Das halte ich für zu gefährlich. Meine Mutter würde das auch so wollen. Sie sagt immer, für Familie und Freunde müsse man bereit sein, einen gewissen Preis zu zahlen.«
Moryn klappte der Unterkiefer runter. Was hatte die denn auf einmal geritten? Das waren ja völlig neue Töne. Da verstehe einer die Mädchen. Den einen Tag kratzen sie sich die Augen aus und am nächsten ist alles vergessen. Er blickte fragend zu Heather.
»Ist gebongt«, sagte sie.
»Frieden?« Kynka streckte ihr die Hand entgegen und Heather schlug ein.
50 Der Weg führt zu den Menschen
D a der Yrrwanderer eingefangen war, konnten sie für den Rückweg den Perrytunnel nehmen. Bunte Schmetterlinge schwirrten umher, wilde Blumen verbreiteten einen süßlichen Duft, Kolibris saugten an honiggefüllten Kelchen, doch Heather hatte keinen Blick dafür. Sie lief neben Zalym und grübelte.
»Ist dein Knöchel wieder ganz okay?«
»Hmm, ja.«
»So schweigsam heute?«
»Was sagtest du?«
»Ich wollte wissen, wie es dir geht.«
»Entschuldige, Zalym, aber mir geht dieser Zyrrusschlüssel nicht aus dem Kopf. Damit wäre es doch ziemlich easy gewesen, Maarloy zu entführen, oder?«
Bevor Zalym antworten konnte, mischte Kynka sich ins Gespräch. »Der ist seit so vielen Jahren verschollen, wenn ihn jemand besitzt, der damit etwas anzufangen weiß, warum benutzt er ihn erst jetzt?«
»Was weiß ich?« Heather zuckte mit den Schultern.
Moryn, der wie immer vor ihnen ging, verlangsamte den Schritt und wendete den Kopf in ihre Richtung. »Es stimmt schon, warum erst jetzt? Wenn wir diesen Schlüssel ausschließen, kämen allerdings nur die anderen beiden in Frage, was verständlicherweise absolut undiskutabel ist.«
»Maya Amylla entführt nicht ihr eigenes Kind«, sagte Kynka. »Das ist völlig absurd. Bleibt also nur der Schlüssel ihrer Schwester. Na gut, theoretisch auch der verschwundene. Nach meiner Logik besteht dann für jeden der beiden eine Fifty-fifty-Wahrscheinlichkeit.«
»Nein«, sagte Moryn. »Für Maya Elda verbürge ich mich.«
Hey, ihr dreht euch gerade im Kreis, dachte Heather und blickte von einem zum anderen.
»Vielleicht wurde ihr der Schlüssel gestohlen«, sagte Zalym. »Da sie selbst verschwunden ist, wird sie ihn wohl kaum vermissen. Wir sollten nachschauen, sobald wir zurück sind.«
Kynka schüttelte den Kopf. »Und was ist, wenn sie ihn mitgenommen hat? Wenn er nicht da ist, das sagt doch noch gar nichts.«
»Und ohne den Zyrrusschlüssel?«, fragte Heather vollständigkeitshalber. »Wäre es nicht doch möglich gewesen, sich durch den Palast zu schleichen?«
Moryn blieb stehen und sah sie an, als hätte sie Ausschlag. »Stopf mal einen Elefanten durch ein Nadelöhr. Es ist ganz unmöglich. Der Einbrecher hätte an mindestens zwanzig Wachen vorbei gemusst.«
»Und alle lieben die Maya-Familie«, sagte Zalym. »Es gibt dort keine Verräter.«
Moryns Gesicht verfinsterte sich. Heather fragte sich, was ihm schon wieder durch den Kopf ging.
Sie schüttelte den Kopf. »Und was ist mit der getöteten Wache? Was sagt uns das? Irgendwer muss es doch getan haben. Jemand ist irgendwie in den Palast spaziert. An Hexerei glaube ich jedenfalls nicht.«
Zalym kündigte an, am Abend mal mit Hilfe seines Computers in den Archiven zu recherchieren, wie und wo es überhaupt zu dem Verlust des dritten Schlüssels gekommen war. Er hätte es längst tun sollen. Möglicherweise übersahen sie ja etwas Wichtiges.
Heather schwieg und versuchte mit den Elben Schritt zu halten, die unmerklich das Lauftempo angezogen hatten.
***
Die Gruppe kam am späten Abend in Atylantys an. Die weiße Stadt war in goldenes Licht gehüllt und auf den Straßen spielten Kinder. Sie hüpften und
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