Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
geblieben.
Außerdem schmeckt der Saft nach Schlehenlikör.« Sie leckte sich über die
Lippen. »Das ist gar nicht so schlecht.«
    Moryn atmete einmal tief durch, dann fasste er einen
Entschluss. »Elino, ich kann verstehen, dass du dein Leben nicht riskieren
willst … das gilt natürlich auch für deine Leute, aber ich muss heute noch
weiter.« Er zeigte zur Höhlendecke. »Ich muss da durch.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst, Junge.« Elino zuckte in
seiner gewohnten Art mit den Schultern. »Aber, was du vorhast, ist Wahnsinn.«
    Moryn erhob sich, streckte die Hände hoch über den Kopf und
drückte die Handflächen gegen das Gestein. Er schloss die Augen und
konzentrierte sich auf das, was dahinter lag. Er sah die Gesteinsschichten, die
Risse, dann kam eine Höhle, darüber erneutes Gestein, und dann, je nachdem, wo
er herauskam, Wasser oder noch mal Steine. Keine Frage, das war riskant. Er
hoffte, in einer Unterwasserhöhle herauszukommen, die mit Luft gefüllt war.
    Aber wenn er jetzt den gesamten Weg zurücklaufen würde, um
irgendwo an der zerstörten Götterhalle einen Ausgang zu suchen, dann bräuchte
er dafür zwei Tage. Also achtundvierzig Stunden … Er mochte nicht darüber
nachdenken, wie viele Tage in der Zwischenzeit auf der Oberfläche vergangen
waren. Dabei hatte er noch nicht einmal in Betracht gezogen, dass es hier unten
Zeitzonen gab, in denen eine Minute einem Tag entsprach. Nein, so viel Zeit
hatte er auf gar keinen Fall.

 

 

70 Elefanten

 
    E gal wie idyllisch Atlantis
aussah. Egal wie sicher die Stadt in der Vergangenheit vor Seeräubern gewesen
war. Heather hatte Todesangst. Sie setzte sich auf die oberste Treppenstufe,
ihre Knie zitterten.
    Atyll war zu zwei Fischern gegangen und redete mit ihnen, um
Klarheit über Tag und Jahr zu gewinnen. Die Männer hatten ihren morgendlichen
Fang eingebracht und kontrollierten die Netze. Einer der Fischer zupfte Algen
ab, während er mit Atyll sprach. Der andere Fischer kniete auf den Steinen und
breitete ein Netz zum Trocknen aus. In einem hölzernen Eimer lagen frisch
gefangene Fische.
    Der Geruch zog zu ihr herüber. Sie drehte den Kopf weg. Ein
kleines Mädchen lief mit nackten Füßen über die Steine. Das Kind war kaum älter
als Tinchen. Heather erinnerte sich schmerzhaft an ihre kleine Schwester. Sie
vermisste Tinchen. Und die Brüder fehlten ihr auch.
    Eine junge Mutter in langem, weißem Gewand, das sie unter
der Brust gerafft hatte, lief dem Kind hinterher.
    Das Kleine gluckste und rief: »Da, da.« Mit einem Mal blieb
es stehen und zeigte zum Palast und zu den Häusern, die unter der Morgensonne
glitzerten. »Sissala«, rief das Kind.
    »Si Sissala Oreichalka«, antwortete die Mutter.
    Heather kannte das Wort Sissala aus der elbischen Sprache.
Es bedeutete Schmetterling. Sie erinnerte sich an einen kostbaren Augenblick,
an einem viel zu schnell vergangenen Tag, mit Moryn. Er hatte ihr damals etwas
vorgesungen und sie hatte die Worte und die Melodie wiedererkannt. Ihre Mutter
Sylvana hatte das Lied ein paar Mal gesummt, als Heather noch ein ganz kleines
Kind gewesen war. Es handelte von einem Kristallfalter, der zur Sonne fliegen
wollte.
    Traurig blinzelte sie zur glitzernden Stadt. Das Wasser in
den Kanälen kräuselte sich und reflektierte den Glanz der Dächer und der
Morgensonne. Die Stadt schien mit funkelndem Gold übergossen zu sein.
    Doch all der Glanz konnte das Unglück nicht abwenden, das
dieser Stadt bevorstand. Das angebliche Göttergold war kein Schutzschild. Ja,
woher kam es eigentlich?, fragte sie sich. Und wieso war es spurlos vom
Planeten verschwunden? Sie war im Geschichtsunterricht bereits auf diese Fragen
gestoßen. Manche Historiker behaupteten, es sei gar nicht verschwunden, sondern
nur eine Legierung aus Kupfer und Zink, also Messing. Aber danach sah es nun
wirklich nicht aus. Heather konnte zwar Gold von Bronze oder Messing nicht
unterscheiden. Trotzdem sah sie, dass dieses Oreichalkos einen unglaublichen
und unvergleichbaren Glanz hatte, der alles, was sie kannte, weit übertraf.
    Atyll kam zurück. Sein Erscheinen riss sie aus den Gedanken.
Er machte ein ernstes Gesicht. Sie erhob sich. »Hast du was herausgefunden?«
    Er nickte mit finsterer Miene.
    Sie brauchte nicht weiter zu fragen. Für einen Moment hatte
sie das Gefühl, die Welt stand still. Ihr Magen krampfte. Sie drückte die Faust
dagegen, aber das linderte nicht. Ihr war so schlecht, dass sie glaubte, sich
übergeben zu müssen. Sie krallte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher