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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Schmerz, er flatterte ein paar Mal mit den Flügeln, dann streckte er das blutende
Gefieder aus.
    »Ist er tot?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    Moryn nickte.
    »Wir müssen weg von den Bäumen. Da lang!« Er griff nach
ihrer Hand, umklammerte sie fest und sprintete los. Sie japste. Er zog sie
unsanft mit sich.
    »Nicht so schnell!«, schrie sie und stürzte.
    Er schleifte sie ein Stück mit, zog sie hoch und zerrte sie
weiter. Jetzt konnte er keine Rücksicht nehmen, wenn sie dem Dämon entkommen
wollten. Bisher hatte er seine Kräfte zurückgehalten, hatte sie sogar vor den
anderen Elben versteckt. Doch nun war es unwichtig, ob Heather sich wunderte
oder fürchtete.
    Er trug das genetische Erbe der Mayanox-Elben in sich, so
wie sein Vater und sein Urgroßvater und die Väter davor …   Manchen Elben machte das Angst. Sie glaubten,
das Volk der Mayanox war für die zahlreichen Kriege vor hunderttausend Jahren
verantwortlich. Ihre Städte waren damals alle untergegangen. Sein Vater hatte
ihm davon erzählt.
    Moryn erinnerte sich noch gut an jenen Tag, an dem er im
Wettkampf alle Mitschüler abgehängt hatte. Doch dann wollte niemand mehr gegen
ihn antreten und er hatte wütend ein paar Tontöpfe zerschlagen. »Wir haben
diese Gene in uns«, hatte sein Vater gesagt, »aber du darfst sie nicht zu
deinem Vorteil nutzen, sondern nur, um andere zu beschützen.«
    »Warum leben wir denn nicht bei den Mayanox-Elben?«, hatte
Moryn gefragt. Sein Vater hatte geseufzt. »Es gibt sie nicht mehr. Angeblich
leben noch einige Nachkommen auf dem Kontinent der Südhalbkugel, im Verbotenen Aionland. Allerdings besitzen
manche Elben, so wie du, bis heute die besonderen Kräfte. In extremen Situationen
entwickeln sie mit Hilfe von Adrenalin übernatürliche Kräfte, dunkle Mayakräfte. Vereinzelt hört man
auch bei den Menschen von diesen außergewöhnlichen Fähigkeiten.«
    Im Moment jedoch nützte Moryn diese Kraft nichts. Gegen
einen aufreißenden Boden konnte er ebenso wenig ausrichten wie gegen plötzliche
Krater, umstürzende Bäume oder Blitze von oben. Er versuchte im Laufen den
Himmel im Auge zu behalten.
    Zum tausendsten Mal verfluchte er seine unnützen Gaben. Wenn
er jetzt noch in Wut geriet, würde er nur zusätzliche Schäden im Gestein
anrichten. Warum konnte er nicht wie Cabracáns Bruder sein und die Risse wieder
schließen?
    Er blieb abrupt stehen, dachte an seine quälenden Träume und
fasste einen harten Entschluss. Wenn Heather nicht bei ihm war, dann konnte
nicht eintreten, was er in seinen Visionen gesehen hatte: Seinen Absturz und Tod! Ihre Wege mussten sich jetzt trennen.
Er fasste noch einen weiteren Entschluss, den er vor wenigen Minuten nicht für
möglich gehalten hätte. Er musste zu Mayas heiligem Felsen und dort seine
Mutter aufsuchen. Kurz fragte er sich, ob Heathers Weinen um die verlorene
Familie der Grund für seine Entscheidung war. Egal, was sein Vater über seine
Mutter dachte, alles bedeutungslos … vielleicht war es das, was die Götter von
ihm wollten. Er sollte verzeihen.
    Falls er doch sterben würde, dann wollte er von allem
befreit sein – auch von Hass.
    »Wir müssen uns trennen«, rief er und packte Heather an den
Schultern.
    »Siehst du da hinten die Felsen der Sieben Erkenntnisstufen ? Und auf dem Plateau den Mann? Das ist
Pedras. Lauf zu ihm, er wird sich um dich kümmern!«
    »Nein, ich will bei dir bleiben.«
    »Das geht nicht.«
    Sie klammerte sich an ihn. »Ich bleibe bei dir!«
    »Wir müssen uns hier trennen. Jetzt! Es ist besser.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Zu Maya Elda. Zu ihrem heiligen Felsen Aquyla .«
    Heather hing an seinem Arm. »Aber der Berg ist doch noch
gefährlicher. Herabstürzende Steine könnten dich erschlagen!« rief sie.
    Er drückte sie von sich weg. »Lauf!«
    Pedras hatte sie offenbar gesehen. Er winkte ihnen zu, aber
er war zu weit weg, um ihnen etwas zurufen zu können. Er war so klein wie eine
Ameise.
    »Jetzt lauf doch!«, schrie Moryn und schubste sie in Pedras’
Richtung. Ohne auf sie zu achten, lief er los. Fort von ihr. Er spürte den
eisigen Dämon über sich und hatte das Gefühl, das Wesen streckte seine
unsichtbaren Tentakel nach ihm aus. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Gut so, der Dämon interessiert sich mehr für
mich als für sie. Damit ist sie außer Gefahr.
    Während er lief, dachte er an seine Mutter, an ihr Lachen
und an ihr goldenes Haar, das er so gerne um seine Kinderhände gewickelt hatte.
Er dachte an Heather,

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