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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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der Hut, obwohl sie ihn überhaupt nicht zu beachten schienen. Sie halfen dem Mädchen, das er zuerst gesehen hatte, wieder auf die Beine und redeten miteinander, alle gleichzeitig. Ein Wirrwarr aus Wörtern und Unsinn, den er nicht verstand. Sie schienen jetzt irgendeinen Entschluß gefaßt zu haben, denn sie nahmen höchst widerwillig Chimals Existenz zur Kenntnis. Ein älterer Mann mit aufgesprungenen Lippen und tiefen Falten um den Mund trat einen Schritt auf ihn zu, sah ihm in die Augen und sagte: »Wir gehen zum Scheffoserwato.«
    »Wohin?«
    Der Mann wiederholte das Wort, merkwürdig widerwillig und sich beim Sprechen von ihm abwendend. Er wiederholte es so lange, bis Chimal es nachsprechen konnte.
    »Wir gehen zum Chefobservator«, sagte der Mann noch einmal und wandte sich zum Gehen. »Du kommst mit!«
    »Warum sollte ich?« sagte Chimal trotzig. »Wer seid ihr? Was ist das für ein Ort? Antworte mir!« Der Mann schüttelte nur resignierend den Kopf und winkte zum Gehen.
    »Komm mit uns zum Chefobservator!« sagte das Mädchen, das er zuerst kennengelernt hatte.
    »Antworte auf meine Fragen!«
    Sie sah die anderen an, bevor sie erwiderte: »Er wird deine Fragen beantworten.«
    »Der Chefobservator ist ein Mann? Warum habt ihr mir das nicht gleich gesagt?« Er konnte ebensogut mit ihnen gehen, er gewann nichts, wenn er hier blieb. »Ich komme mit«, sagte er und schritt aus.
    Sie gingen schnell vor ihm her. Sie kamen an eine Abzweigung des Tunnels, dann zu einer zweiten, und gingen an vielen Türen vorbei. Bald hatte er vollkommen die Orientierung verloren. Sie stiegen breite Treppen hinunter, ganz wie die Treppen der Pyramide, die zu tiefer liegenden Kavernen führten. Manche waren groß und enthielten Vorrichtungen aus Metall, die Chimal nicht verstand. Es dauerte lange, bis sie in dem Tunnelsystem einen höher gelegenen Raum erreichten und vor einem älteren Mann standen, der so gekleidet war wie die anderen, nur daß sein Gewand dunkelrot war. Er mußte ein Anführer oder ein Sippenältester sein, dachte Chimal, oder gar ein Priester.
    »Wenn du der Chefobservator bist, sollst du meine Fragen beantworten …«
    Der Mann sah an Chimal vorbei, durch ihn hindurch, als existierte er nicht, und sprach zu den anderen.
    »Wo habt ihr ihn gefunden?«
    Das Mädchen gab eine dieser unverständlichen Antworten, an die sich Chimal allmählich zu gewöhnen begann. Ungeduldig sah er sich in der Kammer um und betrachtete die merkwürdigen, verrückten Gegenstände. An einer Wand war ein kleiner Tisch mit einigen unbekannten Dingen darauf, eines davon hätte sehr gut ein Becher sein können. Chimal ging hin, um nachzusehen, und sah, daß einer der Behälter eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt, die Wasser sein konnte. Er tauchte seinen Finger hinein und schmeckte vorsichtig. Wasser, nichts anderes. Er hob den Behälter an den Mund und trank ihn halb aus. Es war fade und geschmacklos wie Regenwasser, aber es löschte den Durst. Als er einige graue Brotstücke anfaßte, zerkrümelten sie unter seinen Fingern. Chimal nahm eines und hielt sie dem Mann hin, der neben ihm stand.
    »Sind die zum Essen?« fragte er. Der Mann wandte sich ab. Chimal packte ihn am Arm und riß ihn herum. »Nun, sind sie eßbar oder nicht? Rede!« Erschrocken nickte der Mann und wich zurück, als er ihn losließ. Chimal steckte sein abgebrochenes Messer in den Bund seines Maxtili und begann zu essen. Es war armseliges Zeug, aber es füllte den Magen.
    Als der schlimmste Hunger gestillt war, wandte sich Chimals Interesse wieder den Vorgängen im Raum zu. Das Mädchen hatte seinen Bericht beendet, und der rotgekleidete Chefobservator schien zu überlegen. Er schritt vor ihnen auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Meine Entscheidung ist folgende«, sagte der Chefobservator, nachdem er sich gravitätisch zu ihnen umgewandt hatte. »Ihr habt den Bericht von Wachmann Steel gehört. Ihr wißt, wo er gefunden wurde.« Sein Blick richtete sich zum erstenmal auf Chimal. »Daher stelle ich fest, daß er aus dem Tal stammt.« Einige der Zuhörer sahen jetzt Chimal an, als ob die Feststellung seiner Herkunft ihm plötzlich physische Existenz gegeben hätte, die er vorher nicht gehabt hatte.
    »Folgt meinen Gedanken genau, denn sie sind von größter Bedeutung! Dieser Mann ist aus dem Tal, aber er kann nicht ins Tal zurückkehren. Ich will euch sagen, warum. Es steht im Kleffig Webrett geschrieben, daß die Leute im Tal, die Derrer, nichts

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