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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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war zwecklos. Doch diese Feststellung löste keinerlei Angst in ihm aus. Seltsam gleichgültig ließ er es geschehen, salziges Wasser füllte seine Lungen und er versank in den dunklen Tiefen des tosenden Meeres. Dann war alles schwarz.
     

    Jahr 3637 Mond 2 Tag 14
    Hort der Bewahrerin, Martul
    Sie wachte auf, schweißgebadet und mit klopfendem Herzen. Es dauerte eine Zeit, bis Ewen ganz bei sich war und sich an den Traum erinnerte. Sie hatte geträumt, sie würde ertrinken, gefühlt, wie Wasser ihre Lungen füllte und sie in die eisigen Tiefen hinabgezogen wurde. Alles war so real gewesen, die Panik hatte ihr Herz in fester Umklammerung gehalten. Einen solchen Traum hatte sie noch nie gehabt. Die Furcht machte es ihr unmöglich, sich wieder niederzulegen, und so erhob sie sich, obgleich es noch lange Zeit dauern würde, bis die Sonne aufging. Sie entzündete ein Licht, kleidete sich an und machte sich auf den Weg in die Höhle der Bücher. Der Ort würde ihr die Geborgenheit schenken, nach der es sie jetzt verlangte.
     

    Jahr 3637 Mond 2 Tag 15
    Ebene der Rogmündung, Martul
    Für einen Toten fühlte er sich erstaunlich lebendig. Er bildete sich ein, seinen eigenen Herzschlag zu spüren und die Sonne auf seinem Gesicht. Vorsichtig öffnete er die Augen. Er blickte in einen wolkenlosen, doch seltsam trüben Himmel. Irgendwie kam ihm die Sonne blass und fahl vor. Er blinzelte, doch dies änderte nichts daran. Doch vielleicht lag es nicht an der Sonne, sondern an ihm, schließlich war ja tot. Nichtsdestotrotz versuchte er, seine Position zu verändern. Die Schmerzen, die ihm dies bescherte, ließen ihn daran zweifeln, gestorben zu sein. Von den Religionsgelehrten hatte er einige Beschreibungen des Zustands nach dem Tode gehört, vom Eingehen in die Natur, in die Ebene der Geister und Götter, doch nirgends war die Rede von Schmerzen gewesen. Auch die Kälte, die er verspürte, kam ihm irgendwie unpassend vor. Vielleicht lebte er ja noch. Doch nüchtern betrachtet war dies unmöglich, er war ertrunken. Nur die Götter hätten ihn noch retten können. Sicherheitshalber sandte er ein schnelles Dankgebet an alle göttlichen Mächte. Dann versuchte er erneut, sich zu bewegen. Es gelang ihm, sich aufzusetzen. Er blickte auf einen Küstenstreifen. Er saß unweit der Wasserkante. War er entgegen aller Wahrscheinlichkeiten an Land gespült worden? Aber wo war er? Dies war sicher nicht Helwa. Nichts hier erinnerte ihn an die Küsten seiner Heimat. Cytria konnte es auch nicht sein, denn die Überfahrt hätte noch fast zwei Monde gedauert. So weit konnte er unmöglich im Meer getrieben sein. Doch wo war er dann? Während er nachdachte, sammelte er genug Kraft, um auf die Füße zu kommen. Er schaute an sich herab. Seine Kleidung war schmutzig und es hatten sich allerlei Meerespflanzen darin verfangen. Er säuberte sich, so gut es ging. Dann setzte er vorsichtigen einen Fuß vor den anderen. Durst plagte ihn, er musste Süßwasser finden. Auch Nahrung war vonnöten.
    Lange brauchte er nicht suchen. Bald stieß er auf einen Fluss, dessen Wasser klar wirkte und ihm trinkbar erschien. Als sein Durst gestillt war, überlegte er, was er nun weiter tun sollte. Da er keine Ahnung hatte, wo er sich befand, entschied er, dem Fluss zu folgen. Er würde ihm als Orientierung dienen. Auch hoffte er, auf eine Siedlung zu stoßen. Sollte dieser Flecken Land bewohnt sein, so wäre es wahrscheinlich, in Flussnähe auf Menschen zu treffen.
    Seine körperliche Schwäche zwang ihn zu einem gemäßigten Tempo und häufigen Pausen. Sein Verstand aber arbeitete schnell und analysierte erbarmungslos seine Situation: allein, ohne Proviant und Gepäck, schutzlos, möglicherweise in einem fremden Land, ganz der Gnade der Götter ausgeliefert. Es schien hoffnungslos. Der Tod wäre eine Gnade gewesen, doch scheinbar war seine Zeit noch nicht gekommen.
     

    Als das Tageslicht langsam verlosch, hielt er Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Er war am Ende seiner Kräfte, der Hunger nagte an ihm. Keine der Pflanzen, die er auf seinem Weg gesehen hatte, war ihm bekannt gewesen und so hatte er davon abgesehen, von ihnen zu essen. Insgesamt war die Vegetation eher karg, was angesichts der niedrigen Temperaturen kaum verwunderlich war. Die Kälte setzte ihm zusätzlich zu.
    Er ließ seinen Blick über die Ebene schweifen. Dieser blieb an einer Erhebung hängen, die im schwachen Licht nach einem Haus aussah. Die Aussicht auf andere Menschen und Schutz vor

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