WELTEN-NEBEL
der Kälte gab ihm neue Energie und er lenkte seine Schritte in die Richtung des Gebäudes.
Es war wirklich ein Haus und es stand nicht allein. In einer Senke waren mehrere zu einem Dorf gruppiert. Zwischen den Häusern glaubte er Gestalten auszumachen, Menschen. Es dauerte nicht lange und man hatte ihn entdeckt. Eine Gruppe von drei Männern trat ihm entgegen und sprach ihn an.
Die Begegnung mit den Dorfbewohnern hatte endgültig bewiesen, dass er sich weder auf Helwa noch in Cytria befand, denn zunächst hatte er ihre Sprache nicht verstehen können. Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, dass die Menschen dieses Landes Zyn sprachen. Sein Zyn war dank der Beharrlichkeit seiner Mutter ganz gut, daher war es ihm möglich, sich mit ihnen zu verständigen.
Die Leute nahmen ihn freundlich auf, gaben ihm Obdach und Nahrung sowie neue Kleidung. Im Gegenzug beantwortete er ihre neugierigen Fragen zu seiner Herkunft. Doch seine Antworten schienen sie nicht zu befriedigen, sie glaubten ihm nicht. Es war für sie unvorstellbar, dass er aus einem fremden Land kam. Sie beharrten darauf, dass er nur aus einem anderen Dorf stammen konnte. Selbst die Tatsache, dass sich sein Äußeres deutlich von ihrem unterschied - alle waren sie eher klein, von zarter Statur und heller Haut - konnte daran nichts ändern. Aus ihren Reaktionen konnte er schließen, dass sie ihn für verrückt hielten, zur Unterhaltung taugten seine Geschichten dennoch.
Er konnte ihre Ungläubigkeit nachvollziehen, schließlich hatte auch sein Volk sich vor wenigen Jahren in einer ähnlichen Situation befunden, als sie sich mit der Existenz Cytrias konfrontiert sahen. Er musste den Menschen Zeit lassen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es mehr gab als ihr einiges Volk.
Er blieb eine Weile in dem Dorf, beteiligte sich an den anfallenden Arbeiten und wurde im Gegenzug mit allem Lebensnotwendigen versorgt. Während seines Aufenthalts lernte er einiges über dieses Land, das von den Einheimischen Martul genannt wurde. Es war faszinierend, wie sehr es sich von seiner Heimat unterschied. Die Menschen lebten in kleinen Dorfgemeinschaften, die weitgehend unabhängig waren und untereinander nur gelegentlichen Kontakt pflegten. Eine zentrale Regierung gab es nicht. Wissenschaft spielte nur eine untergeordnete Rolle, das ganze Land war vorrangig agrarisch geprägt, es gab keine Währung und nur wenig Tauschhandel. Dennoch schienen die Menschen glücklich. Sie hatten alles, was sie zum Leben benötigten. Dass sie allerdings die Handelssprache Zyn sprachen, war ein Zeichen dafür, dass sie nicht immer so gelebt hatten. Irgendwann in ihrer Geschichte mussten sie Kontakt zu den Nationen gehabt haben, die in der Legende von Megev und dem Goldenen Zeitalter erwähnt wurden. Doch soweit er sich erinnerte, war Martul keins der Länder, das in der Legende genannt wurde.
Lange hatte er sich den Kopf über diesen Widerspruch zerbrochen, doch ein reisender Erzähler hatte ihm schließlich einen Hinweis auf dessen Lösung gegeben. Von dem Mann hatte er mehr über die Topographie erfahren, unter anderem, dass der Fluss, an dem sich das Dorf befand, Rog genannt wurde. Dieser große Fluss durchfloss Martul von Ost nach West und teilte es beinahe mittig. Das erinnerte ihn an eine Passage der Legende, in der von den Länder Margan und Tulup die Rede war, die nur durch einen großen Fluss getrennt waren. Vielleicht war in Laufe der Zeit aus zwei Ländern eines geworden. Er befragte den Erzähler dazu, doch weder dieser noch einer der Dorfbewohner wusste etwas dazu zu sagen. Sie hielten seine Vermutungen für genauso abwegig wie Btols Geschichte. Seine Neugier aber war geweckt. Irgendwo in diesem Land musste es doch Hinweise auf dessen Geschichte geben. Die Dorfbewohner schüttelten den Kopf über seine beständigen Nachfragen, doch nahmen sie es ihm nicht übel, hielten sie ihn doch ohnehin für verschroben.
Bis auf diesen Umstand ging es ihm gut in jenem Dorf, sicher hätte er den Rest seines Lebens dort verbringen können. Das einfache Leben gefiel ihm, selbst die körperliche Arbeit auf den umliegenden Feldern verschaffte ihm eine nie gekannte Befriedigung. Aufgrund seines exotischen Aussehens hatten auch schon einige Frauen Annäherungsversuche unternommen, sicher wäre auch die Gründung einer Familie möglich. Insgesamt blieb er mehr als drei Monde in dem Dorf, doch als der Frühling dem Sommer wich, wurde er unruhig. Immer häufiger fragte er sich, ob dies der
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