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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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griff sie zu einem der Bücher, das ganz am Anfang des Regals stand. Es war das erste Buch, das von den Bewahrerinnen selbst verfasst worden war, es stammte von der ersten von ihnen, der ehemaligen Prinzessin.
    Sie hatte immer um die Existenz des Buches gewusst, doch ihm nie besondere Beachtung geschenkt, nun aber schlug sie zielstrebig das Kapitel über den Nebel auf. Lang war es nicht, schnell hatte sie es gelesen. Je mehr sie las, umso aufgeregter wurde sie. Sie hatte nicht gewusst, dass dieses Wissen existierte.
     

    Irgendetwas hatte Ewen in Aufregung versetzt. „Was hast du?“
    „ Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Hier.“ Sie zeigte ihm ein Buch und er las.
     

    Der Nebel ist ein Werk der Götter, doch sein Ursprung ist ein ganz irdischer. Überall in Martul gibt es Quellen, aus denen er entspringt. Ein ständiger Zustrom speist die Barriere. Die Götter offenbarten mir, dass es fünf Quellen gibt. Jedoch vermag ich nicht zu sagen, wo sich diese befinden. Meine Nachforschungen haben lediglich ergeben, dass die Quellen am Rand der Landmasse liegen müssen. Ich überlasse es denen, die mir nachfolgen werden, ihre genaue Lage zu erforschen.
     

    „ Und, haben sie es getan? Die Quellen des Nebels gesucht?“
    „ Nicht, dass ich wüsste. Wahrscheinlich hielten meine Vorgänger dies für überflüssig. Bis jetzt war es das ja auch.“
    „ Nun nicht mehr?“
    „ Nein, ich glaube, es ist unsere Aufgabe, zu den Quellen zu reisen. Dort wird es dir aufgrund deiner Gabe möglich sein, den Nebel zu stärken. Dies ist wohl die Heilung, von der das Pergament sprach.“
    „ Woher weißt du das? Bist du dir sicher?“
    „ Nein, ich bin mir keineswegs sicher. Aber es wäre nur logisch.“
    Ihre Worte waren voller Zuversicht. Er wusste noch nicht, ob er diese zu teilen vermochte. Gerne hätte er es getan. Es war nicht so sehr die Unsicherheit über die Lage der Nebelquellen, die ihn zweifeln ließ, sondern die Rolle, der er dabei spielen sollte. Seine Fähigkeiten waren einfach noch zu neu für ihn, als dass er ihren Umfang und ihre Kraft einzuschätzen vermochte. Konnte er leisten, was sie scheinbar von ihm erwartete?
     

    An seinem Gesicht konnte sie ablesen, wie schwer es ihm fiel, ihren Worten zu glauben. Sie musste ihm Mut zusprechen, damit seine Zweifel nicht auch ihre mühsam erworbene Zuversicht zerstörten. „Ich weiß, es ist alles etwas wage, dennoch glaube ich, es ist der richtige Weg. Sicher wird es eine Weile dauern, bis wir eine der Quellen finden. Bis dahin kannst du den Umgang mit deiner Gabe erproben, sodass du in der Lage bist, sie im richtigen Moment einzusetzen. Ich glaube daran, dass du es schaffen kannst.“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht ich werde es schaffen, jedenfalls nicht alleine.“
    „ Aber du bist nicht allein, ich bin bei dir. Gemeinsam werden wir die Quellen finden und den Welten-Nebel um Martul stärken.“
    Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und blickte ihm tief in die Augen. Ohne es zu beabsichtigen, hatte ihr Geist eine Verbindung zu dem seinen hergestellt. Diesmal aber forschte sie nicht nach seinen Gedanken, vielmehr versuchte sie, ihm die ihren zu zeigen. Sie wollte ihm zeigen, wie sehr sie an ihn glaubte. Anfangs spürte sie Verwirrung, er nahm ihre Gegenwart also bewusst war. Dann aber entspannte er sich. Er schien ihre Gefühle zu spüren und ihre Absicht zu erahnen. „Das ist sehr nett von dir“, sagte er. „Ich hatte fast vergessen, wie es sich anfühlt, wenn du in meinem Geist bist.“ Sein Lächeln zeigte ihr, dass er ihr deswegen nicht grollte. Er schien ihre Gegenwart sogar ein wenig zu genießen.
    Sie konnte es nicht leugnen, sie genoss die Nähe zu ihm ebenso. Doch sie wollte es ihn nicht spüren lassen, daher zog sie zunächst ihren Geist und dann ihre Hände zurück. Schnell wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Aufgabe zu. Sie mussten dringend Pläne machen.
     

    Jahr 3637 Mond 9 Tag 9
    Hort der Bewahrerin, Martul
    Sie wollten sich noch einen Tag Ruhe gönnen, bevor sie aufbrachen. Bis in die Nacht hinein hatten sie am Vortag Pläne geschmiedet. Nach all den Entdeckungen war ihnen kaum eine Wahl geblieben. Erst die Feststellung, dass der Nebel schwand, dann die Entdeckung seiner Gabe, danach auch noch die Aufzeichnungen der ersten Bewahrerin. Die Häufung der Ereignisse hatte ihnen deutlich gemacht, dass Eile geboten war. Wenn die Dichte des Nebels weiter abnahm, würde es das Leben auf Martul schnell gravierend beeinflussen.

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