Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
Vom Netzwerk:
Btols Frage nur zu gerne erfahren. Mithilfe ihrer Gabe wäre sie sicher gelungen, sie aus Olebs Geist zu gewinnen, doch das kam ihr unehrlich vor. Lieber wollte sie das Vertrauen des Einsiedlers gewinnen und ihn so zum Reden bringen. Sie schwieg zunächst still, um dem Mann die Möglichkeit zu geben, sich zu beruhigen. Dann startete sie einen neuen Anlauf. Mit ihrem Vorgehen war ein kleines Risiko verbunden, doch sie glaubte, es würde sich lohnen. Also begann sie zu erzählen: „Du musst wissen, wir sind keine gewöhnlichen Erzähler. Wir sind nämlich auch Wahrheitssucher. Wann immer wir etwas Ungewöhnliches entdecken, wollen wir es genau erkunden. Sogar die Bewahrerin lädt uns manchmal ein, damit wir unsere neusten Erkenntnisse mit ihr teilen. Im Gegenzug erhalten wir auch Wissen von ihr. Bei unserem letzten Besuch ist ihr etwas von Nebelquellen herausgerutscht, ich glaube, sie wollte es gar nicht. Seitdem sind wir auf der Suche nach diesen Quellen.“
    Eigentlich war es fahrlässig, jemandem davon zu erzählen, doch selbst wenn Oleb dieses Wissen weitergäbe, wer würde ihm glauben? Er war einfach zu verrückt, als dass jemand etwas auf sein Wort gegeben hätte.
    Er schien über ihre Worte nachzudenken, sein Kopf wiegte er dabei hin und her. Er stand auf und sagte: „Kommt mit.“
    Sie folgten ihm bis zum Ufer. Oleb zeigte auf eine Stelle, an der das Wasser sichtbar aufgewühlt war. Dicke Nebelschwaden stiegen auf. Der Mann sagte: „Ich wusste lange nicht, was das ist. Nur das es gefährlich ist. Ich habe schon Tiere dort verschwinden sehen. Vögel fliegen hinein und kommen nie zurück.“
    Ewen schaltete sich ein: „Und deshalb hast du versucht, Menschen von hier fernzuhalten?“
    „ Ja.“
    „ Danke, dass du uns diesen Ort gezeigt hast.“
     

    Jahr 3637 Mond 10 Tag 29
    Nördliche Küste, Martul
    Unzählige Versuche hatte er schon gemacht. Er wusste nicht mehr weiter. Immer wieder watete er ins Wasser und näherte sich der Nebelquelle so weit, dass er noch knapp außerhalb der Schwaden stand. Ewen hatte auf diese Vorsicht bestanden. Stets beobachtete sie seine Bemühungen vom Ufer aus. An diesem Morgen aber hatte er sich davonschleichen können.
    In unmittelbarer Nähe der Quelle ging Btol in die Hocke. Das Wasser ging bis zu den Schultern. Er streckte die Hände aus und tastete über den Meeresboden. Sand, Meerespflanzen und plötzlich etwas Hartes: eine flache Scheibe, kaum größer als seine Hand. Zweifelsohne entstanden die Nebelschwaden dort, das Wasser war fühlbar in Bewegung. Während er den Stein abtastete, verspürte er erstmals mehr als die Kälte des Meerwassers. Fest drückte er die Hand auf die Quelle. Plötzlich wusste er, was zu tun war. Er fokussierte seine Gedanken. Das schwache Pulsieren des Steines nahm zu und statt einzelner Nebelschwaden stieg nun ein kontinuierlicher Strom auf. Innerhalb von Sekunden war ihm seine Sicht vollkommen genommen. Vom Ufer hörte er Ewens Rufen. Seine Arbeit hier war getan und er folgte der vertrauten Stimme. Bald spürte er wieder den sandigen Boden des Strandes unter seinen Füßen.
     

    Er war verschwunden. Als sie sein Fehlen bemerkte, gab es für sie keine Zweifel, wo sie ihn würde finden können. Als sie jedoch am Strand angekommen war, konnte sie ihn nirgends entdecken. Allerdings war es ihr auch unmöglich gewesen, die Nebelquelle auszumachen. Dichter als jemals zuvor lag der Nebel über dem Meer. Sorgen erfassten sie. Btol hatte sich entgegen jeder Vernunft in den Nebel gewagt. Was, wenn er darin die Orientierung verlöre? Nein, so durfte es nicht enden. Voller Angst begann sie, seinen Namen zu rufen. Wieder und wieder.
    Endlich sah sie ihn. Er trat aus dem Nebel, betrat unweit von ihr den Strand. Sie ging auf ihn zu, wollte ihn zuerst in den Arm nehmen, doch die Sorge war zu viel gewesen. Sie holte aus und schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht.
    Sein Aufschrei war Überraschung und Schmerz. Sofort bereute sie ihren Gefühlsausbruch. Doch eigentlich war er selbst schuld dran und das sagte sie ihm auch. „Was fällt dir ein? Was wäre gewesen, wenn du nicht mehr aus dem Nebel herausgekommen wärst?“
    Er hob beschwichtigend die Hände, dann nahm er sie in die Arme. Sie ließ es geschehen, wehrte sich nicht. „Es ist doch gut gegangen. Außerdem, ist dir nicht aufgefallen, dass ich Erfolg hatte? Diese Nebelquelle ist gestärkt.“
    Langsam beruhigte sie sich. Bei allen Göttern, er hatte recht. Erst jetzt stellte sie einen Zusammenhang

Weitere Kostenlose Bücher