WELTEN-NEBEL
übte sich in Zuversicht. Btol war an ihrer Seite, die Götter hatten sie mit besonderen Gaben gesegnet, gemeinsam würden sie es schaffen. Allerdings blieb noch zu klären, wohin sie ihre Schritte nun lenken sollten. Sie musste unbedingt mit Btol darüber reden, sie schob es schon viel zu lange auf. Gleich, wenn er seine Erzählung beendet hätte, würde sie es tun.
Die Kinder begannen sich zu zerstreuen. Sie fasste sich ein Herz und ging auf ihn zu. „Lass uns ein Stück spazieren gehen.“
Sie wählte einen Weg, der sie aus dem Dorf hinausführte. Lange schwiegen sie. Als sie gerade ansetzen wollte, kam er ihr zuvor: „Ich denke, wir sollten über unseren weiteren Weg reden. Ich habe noch einmal gründlich darüber nachgedacht, doch meine Meinung dazu bleibt unverändert. Dennoch bin ich bereit, deinem Vorschlag zu folgen. Der Weg wird weiter sein und wir können nicht einfach von Dorf zu Dorf ziehen, aber ich verstehe deine Vorsicht. Es wäre in der Tat ärgerlich, wenn wir die Quelle verfehlen würden.“
Sie war überrascht über seine Kompromissbereitschaft. Sie selbst war ebenso bereit gewesen, Zugeständnisse zu machen. Sie erwiderte: „Danke für dein Angebot, doch auch ich habe meinen Standpunkt überdacht. Ich meine, wir sollten deinem Gefühl vertrauen. Lass uns über die Dörfer zur Rogmündung reisen. Der Winter naht und an der Küste werden wir Wind und Kälte schutzlos ausgeliefert sein. Bei einer Reise durch die Dörfer werden wir zumindest ab und zu einen warmen Schlafplatz haben. Auch läuft es sich auf den ausgetretenen Verbindungswegen angenehmer. All dies ist wahrscheinlich das Risiko wert.“
Er war erstaunt, ein Nachgeben von ihrer Seite hatte er nicht erwartet. Er suchte einen Weg, ihr dafür zu danken, weniger für ihr Nachgeben als vielmehr für das Vertrauen in ihn, das sie damit zum Ausdruck brachte. Es kam einfach über ihn und er nahm sie in den Arm. Worte hätten seine Dankbarkeit ohnehin nur unzureichend zum Ausdruck bringen können. „Bitte lass uns nie wieder streiten. Ich brauche dich doch.“
„ Du hast recht, nur gemeinsam können wir die Aufgabe erfüllen.“
Das war es nicht, was er gemeint hatte. Er brauchte sie nicht nur um des Geschick Martuls, sondern auch um seiner selbst willen. Wenn er je einem Menschen wirklich nahe gewesen war, dann Ewen. Dennoch sagte er nichts. Er hoffte, dass seine Umarmung ihr offenbarte, was sie wissen musste. Noch immer hielt er sie fest. Es war ein gutes Gefühl, doch es war auch verwirrend, auf eine Art, die er nicht zu erklären vermochte. Je länger er darüber nachdachte, umso unwohler war ihm dabei. Schlussendlich gab er sie frei. Dennoch standen sie noch dicht beieinander und sie machte keine Anstalten zurückzutreten. So war er es, der den Spaziergang wieder aufnahm.
Den Weg zurück bewältigten sie schweigend, doch es war keine unbehagliche Stille. Es sprach Einvernehmen daraus. Noch am Abend trafen sie die Vorbereitungen für den Aufbruch am nächsten Tag.
Jahr 3637 Mond 12 Tag 7
Rogmündung, Martul
Schon am Vorabend hatten sie die Rogmündung erreicht. Nach sieben Nächten unter freiem Himmel hatte sie gehofft, in dem nahegelegenen Dorf Unterkunft zu finden, doch Btol hatte ihr dies ausgeredet. Die Leute dort kannten ihn gut, er hatte lange bei ihnen gelebt. Zu groß war die Gefahr, dass ihre Tarnung durchschaut würde. Sie hatte ihm recht geben müssen und so hatte sie eine weitere Nacht mit einem Schlafplatz am Lagerfeuer vorlieb nehmen müssen. Zwar war es für diese Jahreszeit noch erstaunlich warm, doch der ständige Regen machte ihr zu schaffen. Immerzu waren ihre Kleider durchweicht. Eigentlich hatte sie geglaubt, ihr Leben in den Bergen habe sie hart gemacht, doch dort hatte sie stets ein behagliches Haus gehabt, war dem Wirken der Elemente nicht ununterbrochen ausgesetzt gewesen. Btol schien wesentlich besser mit dem Herumreisen klarzukommen und er bemühte sich nach Kräften, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Dabei gab er seinen Bemühungen stets den Anstrich des Eigennutz. Wann immer er vorschlug, länger als eine Nacht in einer Siedlung zu verweilen, gab er vor, er selbst hätte diese Pause nötig. Dabei geschah es stets aus Rücksicht auf sie. Manchmal war sie kurz davor gewesen, ihm seine Fürsorge auszureden, doch sie hatte es nicht über sich gebracht. Zu nötig brauchte sie die Erholungspausen.
Sie hoffte auf einen schnellen Erfolg bei der Suche nach der Quelle. Je schneller sie
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