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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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was du finden willst? Mal abgesehen von unendlichen Schätzen?“
    Von dem Wunsch nach Reichtümer hatte er sich zwischenzeitlich verabschiedet und das wusste Süylin auch. Die Frage war daher nicht ganz ernst gemeint, eher ein Seitenhieb auf seine ehemals falschen Lebensziele.
    „ Nein. Aber auch wenn ich es nicht weiß, irgendwas von Bedeutung muss es dort geben, sonst hätte mich das Schicksal wohl kaum hergeführt. Ich werde die Ruinen systematisch durchsuchen. Allerdings wird es schwierig, ob ihrer Größe die Orientierung nicht zu verlieren. Für dieses Problem werde ich noch eine Lösung ersinnen müssen.“
    „ Lass uns zur Insel zurückkehren, bevor es dunkel wird.“
    Glücklicherweise lagen die Ruinen nicht allzu weit von einer kleinen Insel entfernt. So konnten sie die Nächte an Land verbringen.
     

     

    Ein Tag glich dem anderen. Stets brachen sie im Morgengrauen auf, fuhren ein Stück auf den See hinaus und Rihnall begann mit seinen Erkundungen. Zwanzig Tage tauchte er nun schon durch die Ruinen. Ihr blieb nur, auf ihn zu warten, etwas, was ihr denkbar schwerfiel. Es war weniger die Tatsache, dass sie nichts zu tun hatte, sondern vielmehr die Sorge um ihren Mann, die sie unruhig werden ließ. Auch wenn er bisher stets wohlbehalten zu ihr zurückgekehrt war und es keinerlei Anzeichen für irgendeine Gefahr gab, das diffuse Gefühl einer Bedrohung blieb.
    Noch etwas belastete sie jedoch fast noch mehr: Seit sie aus Bellan aufgebrochen waren, war Rihnall ihr gegenüber sehr verschlossen gewesen. Hatten sie ihre gemeinsame Zeit bis dahin stets in vollen Zügen genossen, hatten ständig Küsse und Zärtlichkeiten ausgetauscht, so fand dies nun kaum noch statt. Sie wusste, wie wichtig ihm diese Suche war, wie stark sein innerer Drang war, doch dies machte es nicht wirklich leichter, den Mangel an Zuwendung zu ertragen. Aus Liebe zu ihm ertrug sie es klaglos, doch sie wusste, lange würde sie seine Liebe nicht mehr entbehren können.
    Und wofür dies alles? Bis jetzt schien die Suche vollkommen nutzlos. Zwar hatte er stets viel zu erzählen, konnte von einstmals prachtvollen Gebäuden berichten, doch sie sah keinen Wert in diesen Informationen. Sie hatte bemerkt, dass selbst der anfangs so euphorische Rihnall jeden Tag etwas enttäuschter zurückkehrte.
    Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Rihnalls Kopf tauchte dicht neben dem Boot aus dem Wasser auf. An seinem Blick konnte sie erkennen, dass etwas Ungewöhnliches geschehen war. Kaum war er an Bord geklettert, begann er zu erzählen. „Ich habe mich heute im Zentrum der Stadt umgesehen und bin auf ein interessantes Gebäude gestoßen. Ich schätze, es war einst ein Palast oder etwas Ähnliches. Jedenfalls sind die Wände gänzlich mit Zeichnungen und Schrift bedeckt. Viel konnte ich noch nicht erkennen, weil es mit Wasserpflanzen überwuchert ist, doch ich bin sicher, dass es sich lohnt, es näher zu untersuchen. Und ich habe das hier gefunden.“
    Erst jetzt bemerkte sie, dass er etw as kleines Glänzendes in der Hand hielt. Er streckte es ihr entgegen. Sie nahm und betrachtete es. Es war aus einem Metall gefertigt, sie wusste nicht, aus welchem. Obgleich es wohl sehr lange am Grund des Sees gelegen hatte, war es blitzblank und funkelte in der Sonne. Die eine Seite der ungefähr handgroßen Scheibe war vollkommen plan und glatt, sie konnte ihr Spiegelbild darin entdecken. Die andere Seite aber war von feinen Linien durchzogen. Sie musste genau hinsehen, um eine Zeichnung darin zu erkennen. Es sah aus wie eine Karte. Im Palast hatte sie Karten Elungs gesehen, die auf die gleiche Weise gezeichnet waren. Doch diese Karte zeigte nicht Elung, jedenfalls nicht nur. Sie erkannte mehrere verschiedene Inseln, eine in der Mitte, umgeben von vier weiteren. Mit feinen, fast unsichtbaren Linien standen Namen darüber: Die zentrale Insel hieß Helwa, nördlich davon befand sich Cytria, östlich lag Atress. Die Insel westlich von Helwa trug zwei Namen, Margan und Tulup. Südlich von Helwa aber lag Elung. Sie hätte ihre Heimat ohne den Namen nicht erkannt, denn auch wenn die äußere Form so war, wie sie es in Erinnerung hatte, und auch die Lage der Berge korrekt verzeichnet war, so fehlte ein wesentlicher Bestandteil: der Galsee.
    Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Diese Karte widersprach allem, was sie über die Welt zu wissen glaubte. Die Welt, das war Elung, mehr gab es nicht. Fuhr man zu weit auf das Meer hinaus, gelangte man an das

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