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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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angesteuert. Neben Waren brachten sie auch Informationen aus Peerins alter Heimat. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie ihrer Familie Briefe übersenden können, doch das hatte sie nie über sich gebracht. Da nie jemand versucht hatte, sie zu erreichen, nahm sie an, dass ihre Familie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
    Das war auch der Grund, warum sie ihrer Tochter die Reise nach Elung ausreden musste. Sie wollte nicht, dass das Mädchen dort auf Ablehnung vonseiten ihrer Verwandtschaft stieß. Doch Ihel war hartnäckig und so versprach sie, mit ihr nach Elung zu reisen, wenn sie von ihrer Reise durch Atress zurückkehrte. Sie argumentierte, dass es auf ein Jahr mehr oder weniger nicht ankäme und dass sie gerne Atress sehen würde, bevor sie, möglicherweise für immer, nach Elung zurückkehrte.
    Ihel war einverstanden, Peerin aber hoffte, ihr Versprechen nicht einlösen zu müssen. Sie würde ihre Reise durch Atress so sehr wie möglich ausdehnen. Wenn sie Glück hatte, würde Ihel sich während dieser Zeit in einen der jungen Männer der Siedlung verlieben. Mit ihren siebzehn Jahren war sie zwar noch recht jung, doch keinesfalls zu jung dafür. Wenn sie erst einen Partner hätte, würde sie gewiss nicht mehr nach Elung reisen wollen.
    Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie zu einer solchen List griff, doch sie beruhigte sich selbst damit, dass es zum Besten ihrer Tochter war. Auch fehlte es ihr an Kraft, weiter mit ihrer Tochter zu diskutieren. Die Eingeständnisse, die sie an diesem Abend Ihel gegenüber gemacht hatte, hatten sie erschöpft.
     

    Sie erkannte, dass ihre Mutter zu keinen weiteren Zugeständnissen bereit war. Wenn sie nach Elung reisen wollte, würde sie bis zu Peerins Rückkehr warten müssen. Einerseits konnte sie sie verstehen, schließlich hatte Peerin ihr zuliebe schon so oft verzichten müssen, da konnte sie ihr die Reise durch Atress nicht verwehren. Andererseits aber spürte sie eine gewisse Dringlichkeit, es verlangte sie danach, so bald wie möglich nach Elung zu reisen. Zu viele Fragen konnte oder wollte ihr ihre Mutter nicht beantworten. Daher würde sie sich alleine auf die Suche nach den Antworten begeben müssen. Wie genau sie es anstellen wollte, wusste sie noch nicht. Im Moment war sie zu erschöpft von den Enthüllungen des Abends, um darüber nachzudenken.
    Sie gab ihrer Mutter einen Kuss und zog sich in ihren Schlafraum zurück.
     

    Mond 8 Jahr 3735
    Sommer
    Siedlung an der Küste, Atress
    Seit acht Tagen war Ihels Mutter nun fort. Seit jenem Abend hatten sie nicht noch einmal über Elung oder Liwam gesprochen. Peerin hatte das Thema offenbar bewusst gemieden und auch sie hatte nicht gewagt, die Sprache darauf zu bringen. Im Stillen aber hatte sie all das, was sie erfahren hatte, wieder und wieder durchdacht. Ein Plan hatte Gestalt abgenommen: Sie würde bei der nächsten Gelegenheit nach Elung reisen. Irgendwie würde es ihr schon gelingen, an Bord eines Handelsschiffes zu kommen.
    Kaum dass ihre Mutter die Siedlung verlassen hatte, begann sie mit ihren Vorbereitungen. Sie wagte nicht, mit jemandem über ihr Vorhaben zu sprechen, daher musste sie all ihren Aktivitäten den Anstrich der Normalität geben, so schwer es ihr auch fiel.
    Ihre größte Sorge galt der Sprache. Ihre Mutter hatte sie nie Elungisch gelehrt und nur wenige Elunger sprachen Atressian. Unter den Sachen ihrer Mutter hatte sie ein Wörterbuch gefunden, dass eine Vielzahl elungischer Worte und ihre atressianischen Entsprechungen enthielt. Dies allein aber würde kaum reichen. Sie brauchte jemanden, der sie lehrte, die fremde Sprache zu gebrauchen. Einer ihrer Großcousins sprach Elungisch, denn er war damit betraut wurden, als Verbindungsmann zwischen den elungischen Seeleuten und der atressischen Bevölkerung zu fungieren. Sie bat ihn, sie die Sprache zu lehren. Sie behauptete, dies sei eine Überraschung für ihre Mutter, die erst kürzlich bedauert habe, dass sie ihre Tochter nicht zweisprachig erzogen hatte. Er willigte ein und so verbrachte sie alle zwei Tage etwas Zeit mit ihm, um von ihm zu lernen. Sie hoffte, schon bald zumindest die Grundlagen zu beherrschen. Gerne hätte sie mehr Unterricht genommen, doch sie wagte nicht, allzu viel Ehrgeiz zu zeigen. Es würde Misstrauen erwecken, denn schließlich wusste ein jeder, dass ihre Mutter erst in einem Jahr wiederkehren würde.
    Neben dem Erlernen der Sprache begann sie, Informationen über Elung zu sammeln, auch dies so unauffällig wie

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