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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Ihel, wie er wieder auftauchte, den Matrosen in festem Griff. Als die beiden kurz darauf das Ufer erreichten, taumelte Waylen und fiel fast. Seine Erschöpfung war unübersehbar. Schnell eilte sie zu ihm, um ihn zu stützen. Der gerettete Mann war bewusstlos. Seine Kameraden mühten sich, ihn wieder in das Reich der Lebenden zurückzuholen. Endlich kam er zu sich, hustete und spuckte dabei Unmengen von Meerwasser.
    Ihel hatte Waylen etwas abseits auf einen Stein nied ersetzen lassen und beobachtete das Geschehen aus der Ferne. Sie wusste nicht so recht, was sie von Waylens Tat halten sollte. Einerseits hatte er dem Seemann das Leben gerettet, andererseits aber hatte er das seine damit in große Gefahr gebracht. Er hätte ertrinken können. „Wie konntest du nur?“ Auch wenn die Schiffsbesatzung sie wahrscheinlich nicht hören konnte, benutzte sie in ihrer Verwirrung das persönliche Du, das in Cytrian eigentlich Familienmitgliedern und sehr engen Freunden vorbehalten war. Auf dem Schiff hatte sie ihn stets so anreden müssen, um die Täuschung, sie seien ein Ehepaar, aufrechtzuerhalten. Nun aber war es ihr einfach so entfahren. Sie wollte sich korrigieren, doch er kam ihr mit seiner Antwort zuvor. „Sollte ich ihn etwa ertrinken lassen. Da seine Kameraden schon nicht bereit waren, ihm zu helfen, blieb mir nichts anderes übrig. Es tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast.“
    Ob nun bewusst oder nicht, er hatte ebenso wie sie die vertrauliche Anrede gebraucht. Sie entschied, es fortan der Einfachheit halber dabei zu belassen.
    Waylen hatte sich so weit erholt, dass sie zu den anderen zurückkehren konnten. Gemeinsam mit der Besatzung beobachteten sie, wie das Schiff immer mehr in Schieflage geriet und schließlich zur Seite kippte. Nun war es fast vollständig vom Meer bedeckt. Sie aber saßen hier auf diesem kargen Streifen Land, hatten nicht viel mehr als die Kleider, die sie am Leib trugen. Sie berieten, was sie nun tun sollten. Der Kapitän meinte, es wäre wohl am sichersten, der Küste zu folgen. In weniger als einem Mond würden wären sie so in der Lage, Heet zu erreichen.
    „ Aber wir haben keinen Proviant“, gab sie zu bedenken.
    „ Wir könnten versuchen, etwas aus dem Schiff zu bergen. Das Wasser dürfte einiges ungenießbar gemacht haben, aber zumindest die Getreidevorräte müssten noch brauchbar sein.“ Der Vorschlag kam von Waylen.
    „ Auf keinen Fall. Es ist viel zu anstrengend, die Strecke hin und zurück zu schwimmen. Die meisten haben es mit knapper Not an den Strand geschafft.“
    Der Kapitän gab ihr Recht. Er meinte, man könne noch eine kleine Weile abwarten, ob irgendetwas an den Strand gespült werden würde. Es war ohnehin sinnlos, sich so kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch auf den Weg zu machen.
    Alle beugten sich seinem Urteil und richteten sich so gut es ging für die Nacht ein. Ihel und Waylen suchten sich einen Platz etwas entfernt von der Mannschaft. Es war warm genug, um auch abseits des Feuers zu schlafen.
    Vor dem Einschlafen besprachen sie ihre Lage. Waylen schien nicht besonders zufrieden mit der Entscheidung des Kapitäns, den Weg an der Küste entlang zu wählen. „Wir werden viel Zeit verlieren“, gab er zu bedenken. „Selbst wenn wir schnell reisen, wird der sechste Mond anbrechen, bevor wir Heet erreichen. Dann können wir nicht mehr in die Wüste aufbrechen. Im Sommer ist es dort viel zu heiß. Wenn wir aber die Berge überqueren, sind wir sofort in der Wüste.“
    „ Aber wir können doch nicht ohne Vorbereitung und Ausrüstung in die Wüste ziehen.“
    „ Ich weiß, der Gedanke ist beängstigend, aber im Gegensatz zu der Besatzung haben wir noch unser Gepäck. Er zeigte auf die beiden Bündel. „Ich habe sie mit so viel Sorgfalt gepackt, wie mir in der Kürze der Zeit zur Verfügung stand. Wir haben unsere Wertsachen, etwas Kleidung, Wasserschläuche, ein Messer, zwei Schalen und einiges mehr. Es könnte mehr sein, doch es wird reichen müssen. Ich glaube, dass wir es schaffen können.“
    Noch war sie nicht überzeugt, auch wenn sie zugeben musste, dass seine Zuversicht ansteckend war.
     

    Eigentlich hatte er seine Beobachtungen für sich behalten wollen, um sie nicht zu ängstigen, doch da sie zögerte, seinem Plan zuzustimmen, blieb ihm keine andere Wahl. „Es gibt noch einen Grund, warum ich nicht länger als nötig mit der Schiffsbesatzung zusammenbleiben möchte. Ich glaube nicht, dass ihr Zusammenhalt stark genug ist, um unser Schicksal an

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