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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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verzeiht, dass ich Eure Bedürfnisse so sträflich missachtet habe.“
     

    Sein Bedauern schien echt zu sein. Es war wohl wirklich keine böse Absicht gewesen. Er hatte keine unehrenhaften Hintergedanken gehabt, als er sich als ihr Ehemann ausgegeben hatte, war lediglich auf ihren Schutz bedacht gewesen. Vielleicht war sie etwas zu empfindlich, hatte aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Helwaner überreagiert.
    Da waren sie wieder, die Gedanken an den Übergriff. Dabei hatte sie doch damit abschließen wollen. Nur war dies schwieriger als gedacht. Wie leicht doch eine schlechte Erfahrung das Vertrauen in alle Männer hatte erschüttern können. Sie hatte sich eben selbst erst daran erinnern müssen, dass Waylen nicht so war. Ihm konnte sie vertrauen. Nur weil sie davon überzeugt war, hatte sie ihm gestattet, sie nach Helwa zu begleiten. Waylen war ihr Freund.
     

    Mond 4 Jahr 3737
    Frühling
    Auf See
    Der Frühling zeigte sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne schien und ein laues Lüftchen wehte, gerade stark genug, um die Segel des Schiffes zu füllen. Ein besseres Wetter hätten sie sich für ihre Reise nicht wünschen können. Und dennoch verschlechterte sich Ihels Laune von Tag zu Tag. Die Eintönigkeit der inzwischen einen Mond dauernden Reise schlug ihr aufs Gemüt. Hier auf dem Schiff gab es nichts zu tun, ihre einzige Verpflichtung war der Sprachunterricht für Waylen, doch dieser war keineswegs unterhaltsam und dazu angetan, die Gleichförmigkeit der Tage zu durchbrechen. Vielmehr war es für beide eine Qual. Während es Waylen noch relativ leicht gelang, Zyn zu erlernen, tat es sich mit Helwarisch ungeheuer schwer. Seine Probleme damit ließen sie an ihrer Fähigkeit als Lehrerin ebenso zweifeln wie an seinem Intellekt. Ihr war es so leicht gefallen, fremde Sprachen zu erlernen, daher konnte sie nicht nachvollziehen, wo die Schwierigkeiten bei einem solchen Unterfangen lagen. Ein ums andere Mal war sie kurz davor gewesen, die Lehrstunden abzubrechen, doch Waylen hatte es nicht zugelassen, hatte sie immer wieder gebeten, fortzufahren. An fehlendem Willen jedenfalls lag es nicht, dass er die helwarische Sprache so schlecht behalten konnte. Lag es möglicherweise doch an ihr, schließlich beherrschte sie nur die Grundlagen des Helwarischen? War das wirklich genug, um jemand anderem Unterricht zu geben? Nun, solange Waylen weiterhin willens war, es zu lernen, konnte sie ihm die Lektionen schlecht verweigern. Sie musste dankbar für sein Engagement sein, er tat es schließlich nur für sie, so wie er auch die Reise nur ihr zuliebe unternahm. Sie hatte ein Ziel vor Augen, er nur den Wunsch, sie zu beschützen. Sie konnte sich glücklich schätzen, einen so selbstlosen Freund an ihrer Seite zu haben.
     

    Tagein, tagaus bot sich ihm das gleiche Bild: das in der Sonne glitzernde tiefblaue, scheinbar endlose Meer, gekrönt von kleinen Schaumkronen, dazu ein nahezu wolkenloser Himmel. Anfangs hatte er diesen Anblick noch genossen, war er doch vorher nie so weit auf das Meer hinausgefahren, dass das Land außer Sicht gekommen war. Allmählich aber war ihm der Ausblick zu vertraut, als dass er die Schönheit noch wahrzunehmen vermochte. Langeweile bestimmte seine Tage. Fast neidisch beobachtete er die Seeleute, die vollends damit beschäftigt schienen, das Schiff auf Kurs und instand zu halten. Selbst der Junge, der Tag für Tag das Deck schrubbte, erschien ihm beneidenswert. Das war wenigstens eine Aufgabe, wohingegen er nichts tun konnte, als sich mit diesen blöden Sprachen herumquälen. Zyn ging noch, war wenigstens logisch, doch das System, das hinter Helwarisch steckte, wollte sich ihm einfach nicht erschließen. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, war da Ihel, die offenbar nicht verstehen konnte, warum ihm das Lernen so schwerfiel. Sie sagte zwar nichts, doch ihre Ungeduld sprach Bände, ebenso wie ihre mehrmaligen Versuche, ihm den Unterricht auszureden. Er hatte es immer abgelehnt, wollte ihr und sich selbst beweisen, dass er es lernen konnte. Aufzugeben, das kam nicht infrage, es hätte seinen Stolz verletzt. Auch wollte er vor Ihel nicht als Versager dastehen.
     

     

BEWÄHRUNGSPROBEN
     

    Mond 5 Jahr 3737
    Frühling
    Auf See, vor der Nordküste Helwas
    Zunächst war es nur ein schmaler Streifen am Horizont gewesen, doch je näher sie gekommen waren, umso deutlicher hatte sich die Gebirgskette gegen den blauen Himmel abgezeichnet. Vor ihnen lag Helwa, doch sie würden sich noch etwas

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