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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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gedulden müssen, bevor sie von Bord würden gehen können. Ein paar Tage noch würden sie an der nördlichen und später der östlichen Küste entlangsegeln, bevor sie Heet erreichten. Die Aussicht, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, beflügelte ihn dennoch. Ob er Ihel mit seiner guten Laune angesteckt hatte, oder ob auch ihre Fröhlichkeit aus der Nähe zum Ziel resultierte, vermochte er nicht zu sagen. Und es war ihm auch gleichgültig. Entscheidend war, dass selbst der Sprachunterricht nun erheblich entspannter vonstattenging.
     

    Obgleich sie die ganze Zeit über in Bewegung gewesen waren, hatte Ihel bisher nicht das Gefühl gehabt, voranzukommen. Nun aber, da die Küste Helwas zum Greifen nahe war, hatte sich dies geändert. Auch wenn sie wusste, dass Helwa nicht ihr endgültiges Ziel war, verspürte sie Freude und Aufregung beim Gedanken an die baldige Ankunft. Sie hatte damit gerechnet, auch eine gewisse Unsicherheit und Furcht zu empfinden, doch das Wissen um Waylens Gegenwart erstickte solche Gefühle bereits im Keim. So viel Sicherheit und Zuversicht hatte sie seit ihrem Aufbruch aus Atress nicht mehr gefühlt.
     

    Plötzlich ging ein gewaltiger Ruck durch das Schiff. Von einem Augenblick auf den anderen standen sie vollständig still, obgleich der Wind die Segel unvermindert blähte. Das konnte nur eines bedeuten: Sie waren aufgelaufen, das Schiff saß auf einem Felsen oder einer Sandbank fest.
    Die Mannschaft verfiel in reges Treiben, Befehle wurden gebrüllt. Ein jeder wusste, was er zu tun hatte. Nur Ihel und er waren zum tatenlosen Zusehen verdammt.
    Der Ruf „Wasser!“ erscholl. Das Auflaufen hatte also den Rumpf beschädigt. Das Schiff würde nicht mehr zu retten sein. Auch wenn er nicht wusste, wie hoch das Wasser schon stand, lief er unter Deck. Im Laufen noch rief er Ihel zu, sie möge hier auf ihn warten und sich unter keinen Umständen von der Stelle rühren. Er wäre gleich zurück.
     

    Sie verstand nicht so recht, was hier vor sich ging. Alles war so schnell passiert. Nun stand sie hier alleine auf dem Deck und bemühte sich, ihre aufsteigende Angst niederzukämpfen. Wohin war Waylen verschwunden? Ohne ihn fühlte sie sich schutz- und hilflos wie ein kleines Kind. Hoffentlich kehrte er bald zurück.
    Einer der Seeleute kam auf sie zugelaufen. „Könnt Ihr schwimmen?“, fragte er sie.
    „ Ja. Warum?“
    „ Ihr werdet von Bord gehen müssen. Das Schiff ist im Begriff, sich mit Wasser zu füllen. Da wir aufgelaufen sind, werden wir zwar nicht so schnell sinken, aber es ist gut möglich, dass das zusätzliche Gewicht uns in Schieflage bringt oder dazu führt, dass wir von unserer festgefahrenen Position rutschen. Dann kann alles ganz schnell gehen. Der Kapitän hat befohlen, dass alle sofort an Land schwimmen. Kommt jetzt.“
    „ Aber was ist mit Waylen? Ich sollte hier auf ihn warten.“
    „ Wo ist Euer Mann?“
    „ Ich weiß es nicht.“
    „ Wir können nicht mehr lange hier verweilen.“
    Der Seemann machte Anstalten, sie in Richtung der Reling zu ziehen, doch sie sträubte sich. Ohne Waylen würde sie nirgendwohin gehen. Da nahte er auch schon schnellen Schrittes. Seine Hose war durchnässt und er trug zwei Bündel. Er hatte ihre Sachen aus der Kabine geholt.
    Der Matrose drängte zur Eile und so sprangen Waylen und sie kurze Zeit später Hand in Hand von Bord. Er hatte sich die beiden Beutel umgeschnallt. Hoffentlich schaffte er es trotz des zusätzlichen Gewichtes an Land.
     

    Mond 5 Jahr 3737
    Frühling
    Nordküste Helwas
    Von Deck aus waren die Berge so nah erschienen, doch nun, da sie sie schwimmend erreichen mussten, waren sie scheinbar unerreichbar fern. Nur mit großer Mühe bewältigte sie einen Schwimmzug nach dem anderen, immer darauf bedacht, in Waylens Nähe zu bleiben, der, offenbar mühelos, mit kräftigen Bewegungen voranschwamm.
    Endlich hatten sie den schmalen Uferstreifen erreicht, der den steilen Bergen vorgelagert war. Vollkommen erschöpft ließ sie sich auf den steinigen Grund fallen. Halb sitzend, halb liegend beobachtete sie, wie auch die Besatzung des Schiffes auf den Strand zuschwamm. Entsetzt musste sie zusehen, wie einen der Seeleute kurz vor Erreichen des rettenden Ufers die Kraft verließ und er unterzugehen begann. Doch keiner seiner Kameraden eilte ihm zu Hilfe. Es war Waylen, der sich erneut in die Fluten begab. Er tauchte an der Stelle unter, an der der Seemann versunken war. Bange Augenblicke vergingen, doch endlich sah

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