WELTEN-NEBEL
spüren. Glücklicherweise war das Meer an diesem Tag ruhig und der Wind blies gerade stark genug, um das Segel des kleinen Schiffes zu füllen und es Fahrt aufnehmen zu lassen. Er verbot sich den Gedanken an stürmische See, auf dass ihn nicht der Mut verließ. Auch wollte er sich keine Blöße geben, denn weder Zada noch Darija schienen von solchen Bedenken heimgesucht zu werden. Er würde einfach auf Darijas seefahrerisches Können vertrauen müssen.
Um sich abzulenken, bat er Zada, mit ihm an der helwarischen Sprachlehre zu arbeiten, da er dies in den Tagen in Jal sträflich vernachlässigt hatte. Seine Aufmerksamkeit war gefesselt gewesen von der für ihn neuen Stadt und auch von Darija und ihrem Schiff. Bisher hatte er sich nur wenig mit Schifffahrt und -bau beschäftigt, doch Darija verstand es, sein Interesse daran zu wecken, und so hatte er ihr und auch ihrem Vater allerlei Fragen dazu gestellt. Außerdem waren noch einige anderen Vorbereitungen für die Reise zu treffen gewesen. Darüber war die Arbeit an dem Buch in den Hintergrund getreten. Auch stießen Zada und er immer häufiger an Grenzen, den Zadas helwarischer Wortschatz war der einer Sechsjährigen. Es war schon ein Glücksfall gewesen, dass ihr die Legende bekannt gewesen war, denn sonst wäre sie sicher an einigen komplizierten Wörtern gescheitert. Dennoch würde er seine Bemühungen noch nicht einstellen, sicher kannte Zada noch einige Worte, die er bis jetzt nicht notiert hatte. Außerdem musste er auch mit dem Lernen der Sprache fortfahren. Darija wollte er damit jedoch zunächst nicht belasten, sie musste sich auf das Segeln konzentrieren. Sobald sie ihren Weg zu Fuß begannen, würde aber auch für sie der Unterricht beginnen.
Jahr 3619 Mond 5 Tag 20
Syyn
Wie vorausgesagt, erreichten sie Syyn am Abend des zweiten Tages. Es gelang ihnen mühelos, für ihr Schiff einen Platz in einer Lagerhalle zu mieten. Sicherheitshalber zahlten sie für drei Monde im Voraus, bevor sie sich nach einem Gasthaus für die Nacht umsahen. Dies würde für eine Weile ihre letzte Nacht in einem Bett sein, denn soweit sie wussten, gab es im Landesinneren keine Dörfer auf ihrem Weg. Zwar hatte der Uralt-Wald seinen Schrecken und Zauber verloren und war nun ein Wald wie jeder andere, dennoch gab es kaum etwas in der Nähe, dass die Gründung einer Siedlung rechtfertigte. Das Land war nicht besonders fruchtbar und auch das Holz lockte nur wenige. Gelegentlich kamen Holzfäller in den Wald, doch diese blieben nur so lange, bis sie eine Wagenladung Holz geschlagen hatte. Auch einzelne Gasthäuser lohnten sich nicht, denn auch an Reisenden mangelte es in dieser dünn besiedelten Region.
Am nächsten Morgen brachen sie bei Sonnenaufgang auf, sie waren die Ersten, die die über Nacht geschlossenen Stadttore passierten. Zunächst gab es einen Weg, dem sie in nordöstliche Richtung folgen konnten. Das Wetter war klar, sonnig und warm und das Wandern machte ihnen keine Mühe. Sie kamen gut voran. Jeden Abend schlugen sie ein Lager am Rand des Weges auf. Die Tage waren gefüllt mit munteren Gesprächen, Scherzen und Lachen. Nur der Sprachunterricht, auf den Mawen bestand, erinnerte sie daran, warum sie unterwegs waren.
Nachdem sie vier Tage lang dem Weg, von dem gelegentliche Pfade in allerlei Richtungen abzweigten, gefolgt waren, wurde dieser allmählich schmaler und verlor sich am Abend schließlich ganz in Gestrüpp und Gras. Da sie jedoch damit gerechnet hatten, waren sie nicht weiter beunruhigt. Von nun an würden sie stärker auf die Richtung achten müssen, auf dass sie nicht fehlgingen.
Am nächsten Tag konnten sie in der Ferne den Saum eines Waldes ausmachen, den sie an Tag sechs ihrer Reise dann auch erreichten. Von nun an gingen sie im Schatten sattgrüner Bäume über einen Teppich aus Laub und Moos. Der Geruch des Waldes war für Zada eine völlig neue Erfahrung, sie konnte sich nicht erinnern, jemals etwas Vergleichbares gerochen zu haben. Als sie ihr Entzücken darüber zum Ausdruck brachte, fragte Darija: „Gibt es keine Wälder auf Helwa?“
„ Ich denke nicht. Zumindest war ich nie in einem. Soweit ich mich erinnere und nach allem, was das Lied über Helwa sagt, gibt es dort viele Wüsten und nur die Flusstäler und Küsten sind grün.“
Bis jetzt hatte Darija wenig Interesse an Helwa gezeigt, doch nun schien ihr Interesse geweckt und sie überhäufte Zada mit Fragen.
Obgleich Mawen jede dieser Fragen bereits selbst gestellt
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