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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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hatte, lauschte er den Antworten Zadas und er musste feststellen, dass ihre Erzählungen detailreicher und lebhafter waren als noch vor einem Mond. War es möglich, dass noch mehr Erinnerungen zurückgekehrt waren? Oder fiel es ihr leichter, die Dinge in einem Gespräch wiederzugeben als bei der doch recht nüchternen Befragung durch ihn? Würde ihr das auch bei der Erinnerung an die Sprache helfen? Ihm war bisweilen aufgefallen, dass sie in Gesprächen auf Helwarisch Worte benutzte, von denen sie zuvor behauptet hatte, sie nicht zu kennen. Er war so in Gedanken vertieft, dass er nicht auf seine Schritte achtete und über eine aus dem Boden ragende Wurzel fiel. Zwar rappelte er sich sofort wieder auf, doch Schmerz durchfuhr ihn, als er den rechten Fuß aufsetzte. Die beiden Frauen hatten seinen Sturz bemerkt und waren sofort bei ihm. Darija stützte ihn und ließ ihn auf einem nahen Stein niedersetzen. Zada besah sich den Fuß. „Ich denke, Ihr habt Glück gehabt, es ist nichts gebrochen. Dennoch wird der Fuß anschwellen und Ihr werdet Schmerzen haben. Ich werde sehen, was ich dagegen tun kann.“
    Sie holte allerlei Kräuter und Verbandsmaterial aus dem Heilerbeutel, den ihr Vater Tharet ihr gegeben hatte. Aus Kräutern und Fett mischte sie eine Salbe, die sie auf den Knöchel auftrug, der bereits begann anzuschwellen. Dann legte sie einen festen Verband an. Langsam ging die Sonne unter und sie schlugen ein Nachtlager auf.
    Am nächsten Morgen untersuchte Zada seinen Fuß, der inzwischen noch stärker geschwollen war und schmerzte, und entschied, dass sie einen Tag Pause einlegen mussten. Darija hatte in der Nähe einen Bachlauf entdeckt, dessen Wasser sehr kalt war. Von ihr gestützt gelangte Mawen an das Ufer und hielt den Fuß so lange in das kühlende Nass, bis dieser vor Kälte schmerzte. Danach trug Zada erneut die Salbe auf. Obgleich es ihm zuwider war, protestierte er nicht, als er auf Zadas Geheiß sowohl am Mittag als auch am Abend die Prozedur wiederholen musste. Es dauerte ihn, dass er durch seine Unachtsamkeit die Reise aufhielt.
    Die Behandlung zeigte Wirkung, am nächsten Morgen war der Knöchel deutlich weniger geschwollen und tat kaum noch weh. Wenn er langsam lief und sich auf einen starken Ast stützte, würde er gehen können. Er ignorierte Zadas Einwände und Darijas besorgte Blicke und bestand darauf, dass sie ihren Weg fortsetzten.
     
     

    Jahr 3619 Mond 6 Tag 5
    Uralt-Wald
    Inzwischen waren sie seit fünfzehn Tagen zu Fuß unterwegs. Auch wenn sie durch Mawens Verletzung Zeit verloren hatten, sollten sie ihr Ziel innerhalb der nächsten Tage erreichen. Ihre Eltern hatten damals sechzehn Tage von der Küste bis zu der Lichtung gebraucht und auch sie hatten mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen gehabt. Wenn sie nicht innerhalb der nächsten sechs Tage ankämen, so hatten sie sich möglicherweise verlaufen. Diese Aussicht machte Darija Sorgen, denn obgleich sie sich darauf verstand, auf dem Meer zu navigieren, so war das an Land, noch dazu in einem dicht bewaldeten Gebiet, wesentlich schwieriger. Hier konnte man nicht sehr weit sehen, manchmal war es durch das dichte Blätterdach sogar unmöglich, die Position der Sonne zu bestimmen. Auch die Landkarte, die Mawen mit sich führte, war von keinem großen Nutzen, da es unmöglich war, ihre genaue Position zu bestimmen. Auch war die Lage der Lichtung nur ungefähr auf der Karte vermerkt. Dass sie fehlgegangen waren, würden sie daher möglicherweise erst merken, wenn sie den Rand des Waldes auf der anderen Seite erreichten. Gerne hätte sie ihre Bedenken mit den anderen geteilt, doch Zada war voller Vertrauen auf die Götter und Mawen war durch seine Verletzung kaum ansprechbar. Er musste noch immer Schmerzen haben, auch wenn er es nicht zugab. Er wirkte angespannt und das Laufen fiel ihm sichtlich schwer. Wann immer Zada oder sie ihn jedoch dazu befragten, beteuerte er, dass es mit jedem Tag besser würde. Auch wenn ihr die entsprechende Ausbildung fehlte, so war sich Darija sicher, dass dem nicht so war, denn wann immer sie einen Blick auf den Knöchel werfen konnte, erschien er ihr dick und geschwollen. Zada schien ihre Einschätzung zu teilen, denn noch immer trug sie mehrmals täglich Salbe auf und bandagierte den Fuß. Sie hatte es jedoch aufgegeben, Mawen zu einem mäßigen Tempo und mehr Ruhepausen aufzufordern. Er wollte einfach nicht hören. Warum mussten Männer bei solchen Dingen immer so stur sein?
Sie kannte ein solches Verhalten

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