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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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zu ihren Ehren zu vollziehen. Auch weiß ich viel über ihr Wirken und ihre Lehren. Aber ich habe Jahre im Tempel verbracht und nicht viel von der Welt kennengelernt. Man sagt, das Göttliche umgibt uns in jedem Ding dieser Welt, daher hatte ich wohl weniger Kontakt mit den Göttern als Ihr, die Ihr nicht in einer solch engen Welt gelebt habt.“ Sie war sich nicht bewusst gewesen, dass diese Erkenntnis in ihr geschlummert hatte, doch noch während sie sie aussprach, erkannte sie, wie recht sie damit hatte, und eine große Last wart von ihren Schultern genommen. Endlich war sie komplett frei von ihrem selbst gestellten Anspruch, eine Verbindung zu den Göttern haben zu müssen. Plötzlich spürte sie sie, die Gegenwart der Götter, glaubte sogar, beifälliges Murmeln zu vernehmen. Spontan fasste sie Mawen und Darija bei den Händen und sagte: „Wir werden es schaffen. Wir werden diesen Nebel durchqueren. Es ist ein Test. Wir sollen uns selbst erkennen und es den anderen offenbaren.“  
     

    „ Ihr meint, wir sollen einander unsere tiefsten Geheimnisse anvertrauen? Ich weiß nicht, was ich euch da erzählen soll.“ Darija ließ ihren Blick ratlos zwischen Zada und Mawen hin- und herwandern. Mawen und Zada schwiegen, um ihr Zeit zum Nachdenken zu geben. Es waren wohl einige Minuten verstrichen, als Darija erneut zu sprechen begann: „Schon als ich von der Mission hörte, hatte ich das Gefühl, wenig dazu beitragen zu können. Ich bin nur eine Schiffbauerin, wie kann ich von den Göttern auserwählt sein. Auch wenn das Schiff eine Notwendigkeit für die Erfüllung der Aufgabe ist, es hätte auch von einer anderen Person gebaut werden können. Und dann die Reise in den Uralt-Wald: Ihr beiden wart so vertraut miteinander, ich kam mir so überflüssig vor. Ich war eifersüchtig auf Zada, weil sie Mawen so nahe war. Ich fühlte mich so ausgeschlossen. Ich war so dumm und kindisch.“ Bei den letzten Worten traten Tränen in ihre Augen. Zada nahm sie in den Arm und sie ließ es bereitwillig geschehen. Mawen legte seine Arme um die beiden Frauen.
    Darija spürte Wärme und Geborgenheit und erkannte endgültig, wie eng sie drei miteinander verbunden waren. Doch da war noch mehr. Ihr war es, als hörte sie einen vielstimmigen Chor, der immer wieder das Gleiche wiederholte: 'Drei bilden ein Ganzes. Ein jeder ist wichtig.' Die Götter selbst hatten ihr ihre Wichtigkeit bestätigt. Die Tränen waren getrocknet und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Dennoch verharrte sie noch einen Moment in der Umarmung, bevor sie sich freimachte.
     
     

    Nun war es an ihm, den beiden Frauen sein Innerstes zu offenbaren. Schon als er die beiden im Arm hielt, hatte er überlegt, was er ihnen sagen sollte. Er war nicht von solchen Zweifeln geplagt worden wie die beiden Frauen. Für ihn war ein jeder Schritt logisch auf den vorangegangenen gefolgt und er hatte die ganze Mission als eine Herausforderung an seinen Intellekt angesehen. Daher gab es wohl nur eine Sache, die er ihnen bisher verheimlicht hatte. „Ich danke euch, dass ihr so offen wart. Mein Geheimnis ist sehr viel grundlegender als die euren und ich trage es nun schon acht Jahre mit mir herum. Ich wollte es euch nicht offenbaren, da ich um meine Zukunft fürchtete.“
    Er hielt kurz inne, um Kraft zum Weitersprechen zu sammeln. „Ihr kennt mich als Mawen, doch diesen Namen habe ich erst angenommen, als ich um Aufnahme in die Gemeinschaft der Gelehrten von Roteha ersuchte. Mein wahrer Name ist Madia und ich bin die Tochter von Peria und Jeven. Ich wollte so sehr Gelehrter werden, dass ich es nicht riskieren konnte, als Mädchen darum zu kämpfen, sondern meine Identität aufgab und zu Mawen wurde.“
Beide Frauen waren mehr als erstaunt. Zada fand zuerst ihre Sprache wieder: „Warum habt Ihr es uns nicht gesagt, wir hätten es doch niemandem verraten?“ Darija nickte zustimmend.
    „ Ich weiß, aber wenn man so lange eine Lüge lebt, so ist sie einem so vertraut, dass man sich ein Leben ohne sie kaum mehr vorstellen kann.“
    Obgleich er wusste, wie wahr seine Worte waren, spürte er in diesem Moment nicht die geringste Furcht vor der neuen Situation. Vielmehr war er erleichtert. Ihm war es, als wäre die Luft erfüllt von dem Widerhall seines wahren Namens.
    „ Danke, dass Ihr es uns gesagt habt. Aber wenn es Euch recht ist, solltet Ihr zumindest nach außen den Schein beibehalten. Ich bin mir nicht sicher, ob drei allein reisende Frauen in Helwa nicht als

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