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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Unschlüssig stand Darija ihren Eltern gegenüber. Dann zog ihre Mutter sie in die Arme und drückte sie fest an sich, während Tränen über ihre Wangen liefen. Nun konnte auch Darija ihre Gefühle nicht mehr verbergen. Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle. Ihr Vater legte seine Arme um die beiden Frauen und sprach Darija Mut zu: „Es wird sicher eine Weile dauern, aber wir werden uns wiedersehen. Das Meer kann euch nichts anhaben, dafür bist du eine viel zu gute Seefahrerin. Außerdem werden die Götter euch beschützen.“
    Noch einmal nahm Darija ihre Eltern fest in den Arm, bevor sie an Bord ihres Schiffes ging, wo Zada und Mawen sie bereits erwarteten.
     
     

    Jahr 3619 Mond 8 Tag 18
    Meer
    Am Abend des zweiten Tages auf See hatten sie die Küsten Jalehas endgültig hinter sich gelassen. Von da an konnten sie ihren Kurs nach Süden nur noch anhand der Himmelskörper kontrollieren. Obgleich sie erst seit sechs Tagen über das offene Meer segelten, begann das ewig gleiche Bild des glatt vor ihnen liegenden Ozeans sie zu langweilen. Ihn allen war mulmig, wenn sie an die endlosen Tage auf See dachten, die vor ihnen lagen. Selbst für Darija, die mit der Steuerung des Schiffes beschäftigt war, gab es nur wenig zu tun, denn die stetige leichte Brise erforderte kaum ein Eingreifen ihrerseits. Um ihnen allen die Zeit zu vertreiben, hatte sie begonnen, Zada und Mawen die Grundlagen des Segelns beizubringen. Bisher hatte es zwar stets ausgereicht, das Ruder festzustellen und das Tempo durch Verringerung der Segelfläche zu drosseln, wenn Darija sich für einige Stunden schlafen legte, doch es wäre sicher nicht verkehrt, wenn die anderen beiden eingreifen konnten, wenn sich während ihrer Wache etwas Unvorhergesehenes ereignete. Nicht nur Darija war dankbar, dass sie bei der Konstruktion des Schiffes auf leichte Manövrierbarkeit beachtet hatte. Zwar stellte sich Zada durchaus geschickt an, doch Mawen tat sich denkbar schwer damit, die nötigen Handgriffe präzise und zur rechten Zeit anzuwenden. Darija bemerkte, wie sehr es den Gelehrten frustrierte, dass er sich bei praktischen Tätigkeiten so ungeschickt anstellte. Die Kränkung war ihm anzusehen gewesen, als Darija einmal über eine seiner Ungeschicktheiten lachte. Seitdem hielt sich Darija sicherheitshalber mit solchen Heiterkeitsausbrüchen zurück. Keinesfalls wollte sie den Gelehrten kränken. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er sich nie über ihre noch immer kümmerlichen Kenntnisse des Helwarischen lustig machte.
     
     

    Jahr 3619 Mond 9 Tag 2
    Meer
    Der achte Mond war zu Ende gegangen und der neunte angebrochen, ohne dass sich irgendetwas Bemerkenswertes ereignet hätte. Das Wetter war schön und stabil, selbst die sonst um diese Jahreszeit übliche Abkühlung blieb aus. Hätte Mawen nicht so penible Aufzeichnungen gemacht, sie hätten kaum einschätzen können, wie viel Zeit seit ihrem Aufbruch verstrichen war. Ein Tag glich dem anderen: Darija erhielt Unterricht in Helwarisch, Mawen und sie übten das Segeln. Zada beherrschte es inzwischen so gut, dass ihr Darija bisweilen auch tagsüber das Ruder für längere Zeit überließ. Je mehr Fortschritte sie dabei machte, desto mehr nahm ihre Skepsis dem Meer gegenüber ab. Nur die endlose Weite des Ozeans war ihr noch immer unheimlich, seit zwanzig Tagen hatten sie nun schon kein Land mehr gesehen. Und dabei hatten sie noch nicht einmal die Hälfte der Reise hinter sich gebracht. Wenn Mawen und Darija die Karten richtig interpretierten, sollten sie den Bereich des Welten-Nebels in acht bis zehn Tagen erreichten. „Was meint Ihr, wie wird der Welten-Nebel wohl aussehen?“, fragte sie Mawen, der neben ihr an die Reling gelehnt dasaß.
    „ Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es wirklich ein Nebel, vielleicht aber auch nur eine unsichtbare Barriere. Ich denke, wir werden es in wenigen Tagen wissen. Ich hoffe nur, dass die Barriere dann schon durchlässig ist und wir nicht tagelang sinnlos auf dem Meer kreuzen müssen. Wie sieht es eigentlich mit unseren Wasservorräten aus? Sind wir sparsam genug?“
    „ Ich glaube schon, das erste der vier Fässer ist noch nicht ganz leer und länger als zwei Monde sollten wir wohl nicht mehr unterwegs sein.“
    „ Das ist gut. Ich hoffe bloß, die Fässer waren sauber. Ich habe schon schlimme Sachen gehört von Matrosen, die verseuchtes Wasser getrunken haben.“
Zada erwiderte: „Ich glaube nicht, dass wir uns da Sorgen machen müssen. Aden hat sich persönlich darum

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