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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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leichtes Opfer angesehen werden.“ Er fand Darijas Einwand durchaus vernünftig und stimmte ohne großes Bedauern zu. Es würde ohnehin eine schwierige Umstellung werden, wieder als Madia zu leben. Diesen Prozess hinauszuschieben, war also durchaus in seinem Sinne.
     
     

    All diese Neuigkeiten und offengelegten Geheimnisse hatten sie fast vergessen lassen, wo sie sich befanden. Erst jetzt richtete Darija ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Meer und konnte ihren Augen zunächst kaum trauen. In die zuvor spiegelglatte See kam Bewegung. Die Luft regte sich und kleine Wellen kräuselten sich auf der Wasseroberfläche. Zada schien es ebenfalls bemerkt zu haben. Sie sagte: „Wir scheinen die Prüfung bestanden zu haben. Lasst uns die Segel setzen. Je schneller wir diesen scheußlichen Nebel hinter uns lassen, desto besser.“
    Sie segelten die ganze Nacht, und als der Morgen zu dämmern begann, löste sich der Nebel schlagartig auf. Die plötzliche Helligkeit ließ sie blinzeln. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, blickte sie verwirrt auf eine Sonne, die den Tageshöchststand gerade erreicht zu haben schien. Dem Sonnenstand nach war es gegen Mittag. Rat suchend wandte sie sich an Mawen. Er fing ihren fragenden Blick auf, konnte ihr aber zunächst auch nur mit einem Achselzucken antworten. Erst nach einer Weile wagte er einen Erklärungsversuch: „Vielleicht vergeht die Zeit im Nebel anderes als außerhalb. Wenn dem so ist, könnten, während wir im Nebel waren, Monde oder Jahre verstrichen sein, vielleicht aber auch nur Minuten oder Stunden. Ich fürchte, wir müssen bis zum Mondaufgang warten. Daran und an der Position der Sterne gelingt es mir vielleicht, das Datum zu bestimmen.“
     
     

     
     

    Seine Berechnungen hatten fast die ganze Nacht in Anspruch genommen, doch nun war sich Mawen sicher, dass sie den Nebel am gleichen Tag verlassen hatten, an dem sie in ihn eingetaucht waren. Was ihnen im Nebel wie Tage erschienen war, waren in Wirklichkeit nur ein paar Stunden gewesen. Dem Sonnenstand nach zu urteilen waren sie ungefähr acht Stunden im Nebel gewesen. Ein Mond im Nebel entsprach also einem Tag in der realen Welt. Nun, glücklicherweise hatten sie diesen Teil ihrer Reise nun hinter sich gebracht. Hoffentlich hatten sie dabei stets die südliche Richtung beibehalten. Nicht, dass sie an Helwa vorbeisegelten. Weitere Irrfahrten konnten sie sich angesichts des Proviants nicht leisten. Noch war zwar genug vorhanden, um den geschätzten Mond bis zur Ankunft in Helwa zu überstehen, aber viel länger durfte es nicht dauern.
     
     

    Jahr 3619 Mond 10 Tag 14
    Vor der Küste Helwas
    Seit der Durchquerung des Nebels waren sie einen Mond lang stetig nach Süden gesegelt. Je weiter sie kamen, umso wärmer wurde es. Während in Cytria um diese Jahreszeit bereits Sturm, Regen und Kälte das Wetter dominieren konnten, war es hier angenehm und sonnig. Darija war es recht, es vereinfachte das Segeln erheblich. Routiniert ließ sie ihren Blick über den Horizont schweifen. Doch diesmal erblickte sie nicht nur die Weite des Ozeans. Am Horizont zeigte sich ein schmaler Streifen. Ungläubig kniff sie die Augen zusammen. Sollte dies wirklich eine Küstenlinie sein? Aufgeregt winkte sie Mawen und Zada heran. Die beiden bestätigten ihre Beobachtung. Wenn nun alles gut ging, würden sie schon bald Helwa erreichen.
     
     

     
     

    Je näher sie kamen, desto mehr Details konnten sie erkennen. Die Küste, die sie ansteuerten, war von einer Felsenkette gesäumt. Sie konnten noch nicht erkennen, ob es ihnen überhaupt möglich sein würde, irgendwo anzulegen. Möglicherweise mussten sie eine ganze Weile an der Küste entlangsegeln. Schon aus der Entfernung sahen die Felsen steil, hoch und unbezwingbar aus. Aber obgleich ihnen die Felsen in dieser Hinsicht Sorgen bereiteten, so waren sie dennoch eine gute Nachricht, denn sie befanden sich genau dort, wo sie laut der Karte Helwas sein sollten. Sie konnten sich daher sicher sein, ihr Ziel erreicht zu haben.
    Am Morgen des fünfzehnten Tages des zehnten Mondes lag die Küste Helwas direkt vor ihnen. Erst jetzt konnten sie den dünnen grünen Streifen erkennen, der vor den Felsen lag. Hier könnten sie das Schiff ans Ufer bringen, doch es wäre eine Herausforderung, die Felsen zu überwinden. Da sie noch genügend Vorräte hatten, entschieden sie daher, an der Nordküste Helwas gen Osten zu segeln. Die Karte zeigte dort keine Berge, sondern einen flachen

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