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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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herumgekommen war, hatte er die Westspitze noch nie erkundet. Es war ein Gebiet fast ebenso karg wie die Wüste, nur schroffe Felsen. Soweit er wusste, gab es nur zwei kleine Fischerdörfer, deren Bewohner dem rauen Meer trotzten und ihm genug Fisch für ganz Helwa abrangen. Was sie nicht selbst verzerrten, trockneten sie, um es ein paar Mal im Jahr auf Märkten in der Nähe zu verkaufen. Bisweilen machten sich auch einige Fischer auf, um die Küste entlang nach Heet zu segeln, um ihren Fisch dort zu verkaufen. Niemand wusste zu sagen, warum es nur vor der Westspitze reiche Fischgründe gab. In alle anderen Küstengebiete verirrte sich kaum ein Fisch.
    Elec wusste, welche Hoffnungen insbesondere Zada mit diesem unwirtlichen Landstrich verband. Die junge Frau war ihm eine Freundin und ihr Wohlergehen lag ihm am Herzen. Doch es gab noch etwas, was ihm bei der Suche nach Zadas Eltern Kopfzerbrechen bereitete: die königlichen Soldaten. Bis jetzt kannten die beiden den Grund noch nicht, warum sie die Westspitze aufsuchen wollten. Wenn sie jedoch Zadas Eltern fänden, so hätte der König ein Druckmittel gegen Zada. Wenn ihnen die Flucht nach Cytria gelänge, dann wären Zadas Eltern in Gefahr.
    Elec hatte schon verschiedene Szenarien ersonnen, die Soldaten zumindest für eine kurze Zeit loszuwerden, doch wenn sie wirklich während der Reise fliehen wollten, durften sie nicht vorzeitig irgendetwas tun, was den Verdacht der Soldaten erregte. Daher wäre es wahrscheinlich sogar besser, wenn sie Zadas Eltern nicht finden würden. Das aber wäre ein herber Schlag für Zada. Noch vor zwei Monden hätte er sich angesichts dieses Problems zu einer Entscheidung gezwungen gesehen, die wahrscheinlich darin bestanden hätte, die Reiseroute zu ändern. Doch seit er sich dem Göttlichen geöffnet hatte, konnte er die Entscheidung den Göttern überlassen. Sie würden also weiter in Richtung Westspitze wandern.
     
     

    Jahr 3620 Mond 2 Tag 6
    Nordküste von Helwa
    Sie erreichten die ersten Ausläufer des Westspitzen-Gebirges. Die von Feldern geprägte Landschaft der flachen Küstenregionen hatten sie schon am Vortag hinter sich gelassen. Hier gab es nur noch flache Büsche und hohes hartes Gras. Elec hatte ihnen erklärt, dass die Nähe zu den Bergen für wenig Niederschlag sorgte und sich deshalb nur eine Steppenvegetation halten konnte. Daher würden sie auch auf keine Siedlungen mehr stoßen, bis sie die Berge überquert und die Fischerdörfer erreicht hätten. Vom Prinzen wusste Zada, dass ihnen ein beschwerlicher Weg bevorstand, der kaum je von Menschen beschritten wurde. Jeder, der zu den Siedlungen der Fischer wollte, nutzte den Seeweg. Auf Anordnung des Königs war es ihnen jedoch verboten, ein Schiff zu besteigen. Daher mussten sie über die Berge ziehen. Das aber schreckte sie nicht. Die Aussicht, ihre Eltern zu finden, beflügelte sie.
     
     

    Es lagen mehrere Tage der Kletterei vor ihnen. Elec hatte entschieden, dass die Lasttiere am nächsten Morgen zurückbleiben mussten. Einer der Soldaten sollte bei ihnen bleiben. Es hatte ihn einiges an Überredung gekostet, denn die Soldaten wollten nicht vom Befehl des Königs abweichen, der besagte, die Cytrianer nicht aus den Augen zu lassen. Andererseits konnte sie sich der Autorität des Prinzen nicht entziehen. Also war es entschieden: Am Morgen würden sie nur zu fünft aufbrechen und versuchen, die Berge zu bezwingen.
     
     

    „ Mir ist nicht ganz wohl dabei.“ Der Soldat wandte sich an seinen Kameraden Felkan. „Was ist, wenn der König davon erfährt?“
„Das wird er nicht. Ich werde bestimmt nichts sagen. Im Übrigen habt Ihr ja Glück, schließlich bin ich ja derjenige, der durch die Berge klettern muss. Ihr müsst hier nun auf unsere Rückkehr warten.“
    „ Ja, das ist der Vorteil, wenn man der Ranghöhere ist, man kann sich seine Aufgaben aussuchen.“
    Damit war die Diskussion beendet und die beiden starrten wieder stumm in das Feuer, auf dem ihr Abendessen köchelte. Wie immer hatten sie sich etwas abseits vom Prinzen und seinen Begleitern niedergelassen. Seit die Reise begonnen hatte, waren ihre Abende stets nach dem gleichen Muster verlaufen: Erst hatten sie die Tiere versorgt, dann ein Feuer entzündet und ein Abendessen zubereitet, dass sie meist schweigend verzerrten. Felkan hatte noch nie viel mit dem anderen Kameraden anfangen können. Mit ihm auf Reisen zu gehen war das Letzte, was er gewollt hatte. Dass er sein Vorgesetzter war, hatte es nicht

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