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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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schwer möglich, dem Drang zu widerstehen, sich zu den beiden zu gesellen. Doch er hielt sich zurück, froh darüber, dass auch Darija eine Aufgabe gefunden hatte, die über die bloßen alltäglichen Verrichtungen hinausging, die das Reisen mit sich brachte. Zweifelsohne war Darija diejenige, die das geringste Interesse an der Erkundung Helwas hatte. Sie zeigte sich offen und interessiert, ihr fehlte jedoch Mawens Forschergeist. Auch hatte sie kein Ziel, das sie antrieb, wie es bei Zada der Fall war, die auf der Suche nach ihrer Herkunft und ihren Eltern war. Deshalb gönnte Mawen ihr die Unterrichtsstunden mit Elec.
    In seiner Karte bestimmte Mawen ihre aktuelle Position. Sie hatten bereits eine große Strecke zurückgelegt. Ursprünglich hatte Elec geschätzt, dass sie fast drei Monde allein für die Erkundung der Südküste benötigen würden. Inzwischen aber hatten sie, nachdem sie zehn Tage die Ostküste entlanggewandert waren, innerhalb von neunundvierzig Tagen mehr als drei Viertel der Südküste gesehen.
    Am Vortag hatten sie die Stadt Kin erkundet, die das wichtigste Handelszentrum der Südküste war. Hier hatten sie erstmals die ganze Vielfalt helwarischer Glaskunst bestaunen können, denn aus den Steppen- und Wüstengebieten des Landesinneren brachten Karawanen diese kostbaren Güter in die Stadt. Elec hatte ihm erzählt, dass nur die Leute, die in den Wüsten und Steppen lebten, noch die Glaskünste kultivierten. Die Küstenbewohner betrieben Landwirtschaft und dabei wurde jede Arbeitskraft benötigt. Der Vater des heutigen Königs hatte sogar versucht, Leute aus dem Landesinnern in die Küstenbereiche umzusiedeln, doch die halbnomadisch lebenden Stämme der Trockengebiete hatten sich standhaft widersetzt, ihre Lebensweise aufzugeben. Da sie deswegen in der Hauptstadt schlecht angesehen waren, mieden die Wüstenleute, wie sie gemeinhin genannt wurden, diese und brachten ihre Güter lieber nach Kin. Dort gab es weniger Soldaten und die Bewohner waren bereit, für den Profit, den sie beim Weiterverkauf der Glaswaren machten, über den schlechten Ruf der Wüstenleute hinwegzusehen.
    Als Mawen der wundervollen Glasgefäße und -figuren auf dem Markt von Kin ansichtig geworden war, hatte er kurz überlegt, ob er um eine Änderung der Reiseroute bitten sollte. Gerne wäre er ohne Umwege zu den Wüstenleuten gereist, um mehr über dieses Handwerk zu erfahren. Aus Rücksicht auf Zada hatte er diesen Wunsch jedoch zurückgestellt. Tag für Tag kamen sie dem möglichen Aufenthaltsort ihrer Eltern näher und Mawen wusste, wie wichtig ihr das war. Wenn sie das Tempo beibehielten, würden sie die Fischerdörfer an der Westspitze in weniger als einem Mond erreicht haben. Wenn sie dort wirklich Zadas Eltern trafen, blieb immer noch genug Zeit, den Rest Helwas einschließlich des Landesinneren zu erkunden. Es gab noch so viel zu entdecken.
     
     

    Mawen war mit seiner Wissenschaft beschäftigt und Darija gab Elec Sprachunterricht. Zada kannte die Situation von den vorangegangenen Abenden. Sie war erneut allein mit sich und ihren Gedanken. Am Vorabend hatte sie einen Blick auf die Karte geworfen. Sie waren der Westspitze Helwas schon recht nahe. Bald würde sie wissen, ob ihre Hoffnungen erfüllt würden, ob sie wirklich ihre Eltern fände. Obgleich sie sich den Göttern seit der Wintersonnenwende nahe fühlte, hatte sie seitdem nicht für ein Wiedersehen mit ihren Eltern gebetet. Zu zerrissen war sie innerlich: Einerseits wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ihre leiblichen Eltern in die Arme zu schließen, andererseits konnte sie nicht abschätzen, welchen Einfluss dies auf ihr Leben haben würde. Hatte sie in der Zeit der Gefangenschaft in Heet an nichts anderes denken können als an die Rückkehr nach Cytria, so würde ein Zusammentreffen mit ihren Eltern ihre Verbindung zu Helwa stärken. Die Entscheidung, wo sie zukünftig leben wollte, wäre eine schwere Bürde. Wahrscheinlich war es besser, sich nicht so viele Gedanken über die Zukunft zu machen. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Sternenhimmel und seine ganze Pracht.
     
     

    Jahr 3620 Mond 1 Tag 28
    Südküste von Helwa
    Er hatte das Reisetempo seiner Begleiter unterschätzt. Weniger als zweieinhalb Monden nach ihrem Aufbruch aus Heet würden sie heute die Südküste hinter sich lassen und ihre Schritte nach Norden wenden. Es war nur noch eine Frage von Tagen, bis sie die Felsen der Westspitze erreichen würden. Obwohl er schon viel in Helwa

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