WELTEN-NEBEL
sich kraftlos auf den Rücken fallen. Während sie darauf wartete, dass sich ihre zitternden Muskeln entspannten, beobachtete sie, wie Zada sich um den noch immer besinnungslosen Soldaten kümmerte. Dem Gespräch, das diese dabei mit Mawen führte, konnte Darija entnehmen, dass auch Zada keinerlei Verletzungen entdecken konnte. Ihnen würde also nichts anderes übrig bleiben, als zu warten, bis er von selbst wieder zu sich kam. Elec kam zu ihr und fragte, ob sie aufstehen könne. Zaghaft nickte sie und richtete sich auf. Der Prinz sagte: „Wir werden uns nur ein Stück von der Spalte entfernen, dann schlagen wir ein Lager auf. Allzu weit können wir Felkan ohnehin nicht tragen.“
Mühsam kam sie auf die Füße. Als sie nach einigen Dutzend Schritten ein kleines Plateau erreichten, das genug Platz für die Nacht bot, ließ sie sich dankbar nieder. Auch Elec war die Anstrengung anzusehen, als er Felkan vorsichtig auf den Boden legte. Zada kam auf sie zu und erkundigte sich nach ihrem Befinden. Sorgsam schaute sie sich Darijas Hände und Gesicht an und säuberte einige Kratzer. Erst das dadurch verursachte Brennen ließ Darija die Verletzungen überhaupt bemerken. „Es ist schon okay, solltet Ihr Euch nicht lieber um Felkan kümmern?“
„ Auch kleine Kratzer können sich entzünden. Für Felkan kann ich ohnehin nichts tun, seine Blessuren sind gereinigt und nun können wir nur abwarten. Tut Euch wirklich nichts weh?“
„ Nein, ich bin nur erschöpft.“
Elec und Mawen hatten in der Zwischenzeit trockenes Buschwerk fürs Feuer gesammelt und eine kleine Mahlzeit zubereitet. Während des gemeinsamen Essens erwähnte niemand die überstandene Gefahr, zu frisch waren die Erinnerungen. Auch danach schwiegen alle und hingen ihren Gedanken nach. Bisweilen erhob sich Zada und schaute nach ihren Patienten. Gegen Abend regte sich dieser und schlug die Augen auf. Als er versuchte, sich aufzurichten, hielt sie ihn zurück und sagte: „Bleibt liegen und kommt erst mal zu Euch.“
Felkan erwiderte: „Was ist geschehen?“
„ Ihr seid in eine Felsspalte gefallen. Darija musste Euch unter Einsatz ihres Lebens retten.“
Da die anderen sich nun ebenfalls um den Soldaten versammelt hatten, hatte Darija die letzten Worte mitangehört. Schnell warf sie ein: „Zada übertreibt. So tief war die Spalte nicht. Außerdem war es Elec, der Euch hinaufzog.“
Elec sagte: „Ihr seid zu bescheiden, Euer Einsatz war mutig und Ihr habt keinen Moment gezögert.“
Bevor sie etwas erwidern konnte, wandte sich Felkan an Darija: „Ich danke Euch. Ich stehe in Eurer Schuld. Ihr habt mein Leben gerettet, obgleich ich eigentlich Euer Feind sein müsste.“
„ Ihr seid nicht mein Feind. Auch wenn Ihr vom König zu meiner Bewachung entsandt wurdet, so tut Ihr doch nur Eure Pflicht. Weder mir noch meinen Begleitern habt Ihr bisher Schaden zugefügt.“
„ Dennoch. Ich danke Euch und auch euch“, er wendete sich den anderen zu, „für euren Einsatz. Ich hoffe, es euch eines Tages vergelten zu können.“
Zada mischte sich in das Gespräch: „Genug jetzt, trinkt und esst etwas, damit Ihr wieder auf die Beine kommt.“
Da Felkan sich gut erholt hatte, konnten sie am nächsten Morgen weiterziehen. Elec beobachtete, dass der Soldat Darijas Nähe suchte. Diese gab aber vor, ihn nicht zu bemerken. Selbst als er ihr die Hand reichen wollte, um ihr über eine schwierige Stelle zu helfen, ignorierte sie ihn und ging geradewegs an ihm vorbei. Anscheinend wusste sie nicht so recht, wie sie mit seiner Dankbarkeit umgehen sollte.
Elec hoffte, dass die Dankbarkeit des Soldaten anhalten würde. Es konnte sich als nützlich erweisen, ihn auf ihrer Seite zu haben.
Zu seiner Erleichterung hatten sie endlich den Gipfel erreicht. Seit dem Unfall am Vortag fürchtete er die Höhe noch mehr. Lange hielt die Erleichterung jedoch nicht vor, denn er musste feststellen, dass der Abstieg noch komplizierter als der Aufstieg war. Der Hang war ebenso steil wie zuvor und an Stellen, die kletternd und rücklings passiert werden mussten, musste er seinen Blick nun nach unten in die Tiefe richten. An einigen Stellen traute er sich nicht weiter, Darija musste ihm gut zureden und einen sicheren Weg aufzeigen. Als sie am Abend ihr Lager aufschlugen, war seine Kleidung trotz der kühlen Bergluft schweißnass. Der Gedanke, dass der Abstieg noch drei weitere Tage in Anspruch nehmen würde, schreckte ihn. Elec nahm neben ihm am Feuer
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