WELTEN-NEBEL
besser gemacht.
Der ganze Auftrag war ihm zuwider. Er hatte den Prinzen immer gemocht, ihn nun zu überwachen, fühlte sich nicht richtig an. Er war froh, dass es sein Vorgesetzter war, der die Berichte für den König verfasste und in den Siedlungen an Boten übergab. Dieser schien dabei keinerlei Bedenken zu haben, seine Treue zum König war unverbrüchlich.
Mawen hatte Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung des Marschgepäcks. Alles, was er einpackte, würde er tragen müssen. Andererseits wollte er seine wertvollen Aufzeichnungen nicht zurücklassen. Der Soldat erschien ihm nicht vertrauenswürdig genug. Also packte er sie ein, dazu etwas unbeschriebenes Pergament. Danach war gerade noch Platz für seinen Anteil der Nahrungs- und Wasservorräte, ein Seil und einige Kleinigkeiten. Die Decke, die ihn gegen die kalten Nächte im Gebirge schützen sollte, fand keinen Platz mehr im Bündel, also schnallte er sie obenauf. Als er das Bündel anhob, schwankte er leicht. Es wird schon gehen, beruhigte er sich selbst.
Elec hatte Mawen beim Packen des Bündels beobachtet. Als alle schliefen, öffnete der das Bündel des Gelehrten und entnahm einige Dinge und verstaute sie in seinem Gepäck. Er hoffte, dass Mawen es nicht bemerken würde. Keinesfalls wollte Elec ihn kränken, indem er ihn wie einen Schwächling dastehen ließ. Er schätzte den jungen Mann zu sehr, um seine Freundschaft zu ihm aufs Spiel zu setzen. Zwar waren auch Darija und Zada eine angenehme Gesellschaft, doch die Gespräche mit Mawen waren etwas ganz Besonderes. Bei dem Gedanken, dass Mawen nach Cytria zurückkehren würde, wenn sich die Gelegenheit ergäbe, fühlte er fast körperlichen Schmerz. Bisweilen dachte er darüber nach, mit Mawen nach Cytria zu gehen, doch er wusste um seine Verantwortung für die Menschen Helwas. Sie hatten etwas Besseres verdient als die unbarmherzige Hand seines Vaters und er war es, der sie dorthin führen konnte. Mawen hatte ihn vom cytrianischen Regierungssystem erzählt. Etwas Ähnliches wäre sicher auch für Helwa möglich. Auch wollte er den Menschen von der Großartigkeit der Götter berichten und ihnen die Freiheit geben, diese zu erfahren. Auch wenn er versuchte, nicht darüber nachzudenken, so wusste er doch, dass diese Träume einer besseren Zukunft immer mit dem Tod seines Vaters verbunden waren. Nie würde sein Vater solch tief greifende Veränderungen zulassen.
Jahr 3620 Mond 2 Tag 7
Westspitzen-Gebirge
Obgleich sie den ganzen Tag in Bewegung gewesen waren, hatte Darija nicht den Eindruck, eine nennenswerte Strecke zurückgelegt zu haben. Das Gelände war schwierig, immer wieder hatten sie Felsbrocken nur kletternd überwinden können. Daher hatten sie viel Pausen machen müssen. Besonders Mawen und Zada hatten Probleme mit dem Klettern, beiden fehlte es an Kraft in den Armen. Die nächsten Tage würden nicht einfach für die beiden werden, denn der Weg wurde immer steiler. Darija hingegen genoss die körperliche Anstrengung, sie war des Laufens über flaches Land überdrüssig gewesen. Das Klettern aber beanspruchte alle Muskeln und erforderte auch Konzentration, damit sie nicht abrutschte und den Fels hinab glitt. Es war ein bisschen wie das Bearbeiten von Holz, auch dies erforderte Kraft und mentale Anstrengung.
Abseits sitzend beobachtete er aus dem Augenwinkel Darija, wie sie Holz für ein Feuer zusammensuchte. Sie schien weit weniger erschöpft als der Rest der Gruppe. Das Klettern schien ihr wirklich so leicht zu fallen, wie es aussah. Es war beeindruckend gewesen, wie flink und behände sie jeden Felsen bezwungen hatte. Er selbst war durch seine militärische Ausbildung gut trainiert, aber mit dieser jungen Frau würde er wohl nicht mithalten können. Vor dem heutigen Tag war ihm gar nicht aufgefallen, wie geschmeidig und doch kraftvoll sie sich bewegte. Erneut schaute er zu ihr und erschrak, denn sie starrte ihn an, ihre Blicke trafen sich. Beschämt wendet er sich ab. Er fühlte sich ertappt.
Jahr 3620 Mond 2 Tag 10
Westspitzen-Gebirge
Am Morgen war ihm der Gipfel so nahe erschienen, doch nun, einige Stunden nach dem Aufbruch, zweifelte er daran, ihn jemals zu erreichen. Seine Arme und Beine schmerzten, seine Hände waren übersät von Schürfwunden und seine Kleidung durchnässt von dem Nebel, der ungefähr zwei Stunden nach Tagesanbruch aufgezogen war. Gerne hätte Mawen um eine Pause gebeten, doch wenn er sah, wie leichtfüßig Darija, Elec
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