Welten-Reise
sind u n brauchbar für diese Arbeit. Wir haben schon seit einiger Zeit Au s schau nach Ersatz gehalten. Ihr zwei würdet euch sehr gut eignen, und es lebt sich leicht zwischen den Prophezeiungen. Ihr habt keine andere Arbeit zu tun, werdet gut verpflegt und bekleidet und selbstverständlch niemals belästigt. Eure ganze Aufgabe besteht darin, auf die Fragen der Klienten zu antworten.«
»Aus diesem Grunde sitzt ihr über der magischen Spalte. Die Antworten werden euch immer zur Verfügung gestellt werden. Ihr werdet keine Schwierigkeiten haben.«
»Und angenommen, wir würden lieber nach Hause gehen?«
Er schaute verdutzt. »Kein Mädchen möchte nach Hause gehen, nachdem sie sich für diese Eliteposition qualifiziert hat!«
Ivy wechselte einen zweiten kurzen Blick mit Electra. Eins stand fest, sie wußten nicht, wo die Python war. Wenn sie die Situation erst besser überblickten, könnten sie sich überlegen, wie sie d a vonkämen.
So ging denn Ivy hinaus zu dem dreibeinigen Schemel, während Electra im Hintergrund verblieb. Der Klient war da. Ein Zentaur von der Zentaurinsel, ansehnlich und stolz. Sie konnte seine He r kunft an dem Köcher seiner Pfeile erkennen: die Inselzentauren hatten die allerbeste Ausrüstung, und ihre Pfeile waren befiedert mit einem speziellen Muster. Zentauren, die nicht von der Insel kamen, konnte diese Pfeile nicht benutzen. Ihre Gewicht-, Bala n ce- und Flugeigenschaften unterschieden sich in subtiler Weise, so daß nur echte Insulaner sie präzise abschießen konnten.
Der Dreifuß thronte über einem tiefen, dunklen Riß im Gestein. Das machte Ivy nervös. Sie konnte seine Tiefe nicht ausloten und hörte ein schwaches Zischen weiter unten. Außerdem stieg aus dem Riß ein warmer Aufwind mit einem merkwürdigen Geruch hervor. Ivys Nackenhaare sträubten sich.
Aber dies war der Ort, und dies war der Job – so lange, bis sie aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit entwischen konnten. Sie hatte diesen Orakelleuten nicht erzählt, daß sie eine Prinzessin war, da sie fürchtete, daß dieses Wissen sie noch begieriger machen würde, sie beide dazubehalten.
Sie nahm auf dem Schemel Platz. Nun ergriff der Aufwind ihre schleierartige weiße Robe, hob sie an und entblößte ihre Beine. Ivy versuchte, ihr Kleid festzuhalten, aber es war vergebens. Der Luf t strom war zu stark. Zum Glück bildete ihr Rock keinen vollständ i gen Kreis; er bauschte sich auf, bis er eine Glockenform erreicht hatte und blieb dann so.
Sie erinnerte sich an die sprechende Bodenfliese in Schloß Ro o gna, die gedroht hatte, die Farbe ihres Schlüpfers preiszugeben, bis Grey sie mit seinem harthackigen Mundania-Schuh zum Schwe i gen gebracht hatte. War da etwas am Grund dieser Spalte, was nach oben starrte? Am Anfang hatte sie diese Arbeit nicht g e mocht, jetzt haßte sie sie! Ihre Schlüpfer gingen niemanden etwas an!
Der Zentaur kam näher. »Nun stell deine Frage«, sagte der alte Mann.
»O Pythia, ich bin der Zentaur Zenturion. Wie ist es um meine Magie bestellt?«
Hoppla! Ivy wußte, daß das eine ausgesprochen unangenehme Frage war. Die Zentauren von der Zentaurinsel glaubten selbst nicht an magische Fähigkeiten. Sie betrachteten magische Fähigke i ten als etwas, das nur zu niederen Klassen, wie zum Beispiel den menschlichen Wesen, paßte. Dagegen waren die Festlandzentauren liberaler und akzeptierten ihre Fähigkeiten. Aber das war bisher bei den Insulanern nicht der Fall. Was konnte sie also antworten? Es bestand die Möglichkeit, daß dieser Zentaur magische Kräfte hatte, es aber vorziehen würde zu sterben, anstatt diese anzuerkennen. Und wenn sich dies herumspräche, würde er von der Insel ve r bannt. So hatte er durch die Wahrheit nichts zu gewinnen. Sollte sie lügen und sagen, daß er keine hätte? Das würde ihn befriedigen und ihm eine Zukunft unter Seinesgleichen sichern. Aber obwohl dieses Orakelgeschäft nicht ihren Wünschen entsprach, wie konnte sie sich dazu überwinden zu lügen? Also waren weder die Wah r heit noch die Lüge akzeptabel.
Sie saß da wie angegossen und brachte kein Wort über ihre Li p pen. Kein Wunder, daß der Priester ganz und gar unschuldige Mädchen bevorzugte! Keiner, der sich der Zwickmühle dieses G e schäfts bewußt war, würde solch eine Arbeit annehmen! Selbst wenn sie nun den zweckmäßigeren Weg einschlüge und log, kön n te sich nicht später seine Fähigkeit immer noch manifestieren und ihr Orakel sich dadurch dann als falsch erweisen? Das würde das
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