Welten-Reise
offensichtlich durch den Widerhaken gepeinigt. Sie bemüht sich, den Zentauren mit einem Auge zu fixieren und entdeckte die steinerne Spitze des nächsten Pfeils, der direkt auf ihre Pupille zielte. Wenn die Python sich z u vor noch nicht im klaren über die Geschicklichkeit der Zentauren gewesen war, so war sie gerade eben daran erinnert worden. Sie zögerte erneut.
Zwei weitere Menschen brachen an der Stelle aus dem Dschu n gel, von der der Pfad ausging. Ein unscheinbarer junger Mann und eine liebliche, nackte junge Frau. »Grey! Nada!« rief Ivy erregt.
Die Python schlängelte sich herum, um dieser neuen Herausfo r derung zu begegnen. Das war gewiß eine bessere Aussicht als der dreiste Zentaur!
»Sieh nicht in ihre Augen!« rief Electra zu Grey hinüber.
Mittlerweile konnte Ivy das Mädchen hinter Grey deutlicher e r kennen. Das war nicht Nada – das war eine Mänade! Was war bloß passiert?
Grey ignorierte getreu seiner manchmal etwas unbändigen Natur die Warnung. Er starrte der Python direkt in die Augen. Ivy fr ö stelte entsetzt. So erging es auch den anderen, jedem auf seine e i gene Weise. So erging es Grey – und der Mänade. Die beiden w a ren gefangen in dem tödlichen Blick.
Dann bewegte sich die Python. Der Kopf sank langsam auf den Boden, ihr Schwanz schlug ziellos hin und her.
Ivy bemerkte, daß ihr Mund offen stand. Sie blickte sich um und sah die Kinnladen der Priester ähnlich schlaff herunterhängen.
Grey ging weiter. »Bist du in Ordnung, Ivy? Wir hatten Angst, daß vielleicht die Python…«
»Du, du hast sie mit deinem Blick bezwungen!« rief Ivy aus.
»Natürlich hat er das, Dummerchen!« sagte die Mänade. »Er ist ein Zauberer!«
»Also, nicht ganz«, sagte Grey verlegen.
Electra eilte herbei. »Wo ist Nada?«
Etwas bewegte sich in Greys Brusttasche. Ein Schlangenkopf kam zum Vorschein. Grey hob seine Hand, wobei die Schlange um seinen Arm herum glitt. Dann zeigte sich Nada in ihrer menschl i chen Gestalt. Ihre Füße landeten sicher auf dem Steinfußboden, während sie sich mit ihrem Arm festhielt. Sie war nackt. Natürlich, denn es war ihr nicht möglich, ihre Kleidung umzuformen, wenn sie ihre Gestalt veränderte. »Wußtest du schon, Ivy, daß Grey die Weinquelle der Mänaden versiegen und sie dann, stärker als je z u vor, wieder sprudeln ließ?« sagte Nada.
»Er hat Talent! Er hat Talent!« rief Electra aus und hüpfte auf und nieder. »Ich wußte es! Ich wußte es!«
»Was tut diese Mänade hier?« wollte Ivy wissen, wobei sie eine einfache Begründung erwartete, weil sie nicht darauf vorbereitet war, etwas Komplizierteres zu ertragen.
»Ach so, das ist, äh, Mae«, sagte Grey. »Sie… ich… wir…«
»Oh?« Ivy sah sich die Kreatur genauer an. Mae Mänade war g e nauso nackt, wild und sinnlich wie zuvor, immer noch verführ e risch genug für solche, die ihre Art mochten.
»Der Zauberer brauchte einen Führer«, erklärte Mae, »und so zeigte ich ihm den Weg, wo die Python entlanggekrochen war, und nahm deine Fährte auf, so daß er dich finden konnte.«
»Dies ist ein guter Pfad für Schlangen«, fügte Nada hinzu. »Nur gab es da leider einen entwurzelten Nesselbusch, der es hinsich t lich Schlangen in sich hatte. Darum mußte ich in seine Tasche zurückkehren. Auf diese Weise konnte die Nessel mich nicht b e rühren.«
»Aber wie konnte er dich zähmen?« fragte Electra. »Jeder weiß doch, daß man Mänaden nicht…«
»Nun ja, eigentlich kann ich kein Blut sehen«, gestand Mae verl e gen. »Als er dann unsere Quelle in Blut verwandelte…«
»Eigentlich sollte ich Mae jetzt für ihre Hilfe belohnen«, sagte Grey. »Aber ich bin mir nicht sicher, ahm, auf welche Weise.«
Ivy begriff, daß sie gut daran tat, sich schnell nach einer passe n den Belohnung umzusehen, weil sie dem nicht traute, was Mae sich möglicherweise ausdachte.
»Was ist mit unserer Wächterin geschehen?« wollte ein Priester wissen.
»Nichts Schlimmes«, sagte Grey. »Ich habe sie nur außer Gefecht gesetzt, so daß sie niemandem mehr Schaden zufügen kann. Ich werde sie auf der Stelle für dich wiederbeleben.« Er schritt zur Python und berührte ihren riesigen Schädel.
Das unkontrollierte Zucken hörte auf. Der Kopf erhob sich. Die Augen blinzelten. »Gehe deiner Arbeit nach«, sagte Grey. »Wir sind Besucher und keine Eindringlinge. Sieh her, ich werde für dich den Pfeil entfernen.« Er legte seine Hand an den Schaft des Pfeils.
»Du kannst diesen Pfeil nicht
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