Welten-Reise
tolerieren.
Aber dabei gab es einige Hindernisse. Eines tauchte auf, als sie erkannte, daß er sie bei der Schilderung seiner Situation nicht au f gezogen hatte. Ihr Gesicht verdüsterte sich vor Schreck. »Du meinst, dies ist keine Erscheinung im Kürbis? Dies ist wirklich Mundania?«
Was war das für eine seltsame Art, sich auszudrücken! »Das ist richtig: Mundania, keinerlei Magie.«
»Oh, es ist schlimmer, als ich es mir jemals erträumt hätte!« rief sie erschrocken aus. »Ödes Mundania!«
Das sah sie schon richtig! Sein Leben war fast so öde, wie es überhaupt sein konnte – bis Ivy aufgetaucht war. »Aber was tust du hier, wenn du nicht weißt, wie du hergekommen bist?« fragte er. Um das Einvernehmen zu wahren, stritt er sich nicht mit ihr über ihre Xanth-Einbildungen. Vielleicht würde er herausfinden, wo sie wirklich herkam. Die Wahrheit war, daß er ihr Traumreich lieber mochte als die Welt, in der er lebte. Es hatte eine ganze b e sondere Art von Anziehungskraft. Törtchen, die auf Bäumen wuchsen – das klang natürlich besser als Dosenbohnen!
»Ich benutze den Himmelstaler«, erklärte sie ihm. Sie zeigte ihm einen gewöhnlichen altertümlichen Taler, den sie an einer Kette um den Hals trug. »Er sollte mich dorthin bringen, wo ich am me i sten gebraucht werde, und das ist dort, wohin der Gute Magier verschwunden ist. Aber der Fluch muß… o nein!«
»Du meinst, der Taler hätte dich dort hingebracht, aber durch e i nen Fluch wurdest du fehlgeleitet? Deswegen bist du hier stecke n geblieben, wo du eigentlich gar nicht sein wolltest?«
»Ja«, sagte sie den Tränen nahe. »Oh, wie kann ich hier nur wi e der herauskommen? Es gibt keine Magie in Mundania!«
»Das ist sicher«, bekräftigte er. Jedoch wollte er ihr helfen, in ihr magisches Land zurückzukehren, obwohl er wußte, daß dieses nicht real war. Ihr Glaube war so fest, so ergreifend!
»Oh, Grey. Du mußt mir helfen, zurück nach Xanth zu ko m men!« flehte sie aufgeregt.
Was sollte er da noch sagen? »Ich werde tun, was ich kann.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuß. Was war sie für ein impulsives Mädchen! Er wußte, daß sie an e i ner starken Einbildung litt und daß die Behörden sie früher oder später aufgreifen und in die Anstalt zurückbringen würden, aus der sie geflohen war. Das machte das Dilemma nur noch schlimmer.
Grey tat alles, was er konnte. Er nahm Ivy mit zur Collegebibli o thek und schlug unter Xanth nach. Es stellte sich heraus, daß es sich um die Vorsilbe ›Xantho‹ handelte, was soviel wie ›Gelb‹ b e deutete und mit den verschiedensten Begriffen verknüpft war. Aber Ivy sagte, es sei nicht das, was sie suchten. Die Bibliothek war ein Reinfall.
Auf dem Rückweg zu seinem Apartmenthaus erspähte Ivy etwas in einem Schaufenster. »Das ist Xanth!« rief sie erfreut und zeigte mit dem Finger darauf.
Grey suchte in der Auslage. Da lag nur ein Taschenbuch, auf dem ein Stern ankündigte: »Ein neuer Xanthroman!« Dachte Ivy etwa, daß sie aus diesem Buch stamme?
»Da ist ja Chex!« fuhr sie fort.
»Chex?«
»Die geflügelte Zentaurin. Sie war zwar vier Jahre jünger als ich, aber sie erscheint tatsächlich älter, weil einer ihrer Vorfahren Xap Flügelroß war und die Ungeheuer schneller heranreifen als Me n schen. Deshalb wurde sie um die Hälfte schneller erwachsen als ich. Sie ist bereits verheiratet und hat ein Fohlen mit Namen Che. Und da ist ja Wülli Wühlmaus, der das ›S‹ nicht aussprechen kann, aber von uns denkt, daß wir es falsch machen. Und…«
»Dieses Buch – beschreibt es wirklich, wo du glaubst herz u kommen?« fragte er unglaubwürdig.
Sie sah ihn erstaunt an. »Wo ich glaube herzukommen?«
»Dieses Buch – es ist Fantasy!«
»Natürlich! Glaubst du mir etwa nicht?«
Verdammt! Nun saß er in der Falle! Warum hatte er dieses Th e ma nicht vermieden? »Ich glaube…, daß du glaubst, von dort g e kommen zu sein«, sagte er vorsichtig.
»Ich bin aus Xanth!« gab sie zurück. »Schau in das Buch! Ich ko m me darin vor, das weiß ich!« Aber dabei war sie den Tränen gefährlich nahe.
Grey schwankte. Sollte er das Buch kaufen und nachschauen? Aber wenn sie darin vorkam, was würde das beweisen? Doch nur einfach, daß sie das Buch gelesen und zum Kern ihrer Einbildung gemacht hatte. Außerdem war er immer noch pleite.
»Oh, ich bin sicher, daß du recht hast«, sagte er. »Ich brauche nicht in dem Buch nachzusehen.«
Das war eine Halbwahrheit,
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