Welten-Reise
aber es besänftigte sie. Sie setzten ihren Rückweg zum Apartmenthaus fort.
In Greys Kopf überschlugen sich die Gedanken. Nun wußte er, woher Ivy zu kommen glaubte, aber er wußte nicht, ob er beruhigt oder alarmiert sein sollte. Es war kein Land, das sie selbst erfunden hatte; aber war das besser als ein Land, das sich irgend jemand anderes ausgedacht hatte? Die Einbildung blieb dieselbe. Jedoch bot das Buch die Möglichkeit zu einigen Einblicken in ihre Vo r stellungswelt. Wenn er es kaufen und lesen würde, würde er sie vielleicht besser verstehen.
Er wünschte sich jedoch, daß sie besser zwischen Fantasy und Realität unterscheiden könnte. Ansonsten war sie so ein nettes Mädchen, sogar ein perfektes Mädchen. Und er könnte sie wirklich gut leiden, wenn nur nicht…
Könnte sie gut leiden? Er tat es bereits! Das machte es nur noch schlimmer.
Im Hausflur blieb sie plötzlich stehen. »Dies kann nicht Mundania sein!« behauptete sie entschieden.
»Warum denn das nicht?«
»Weil wir uns gegenseitig verstehen!« sagte sie aufgeregt. »Wir sprechen dieselbe Sprache!«
»Nun gut, sicher, aber…«
»Mundanier sprechen Kauderwelsch! Man kann sie überhaupt nicht verstehen, außer man hat Magie, um sie in die richtige Spr a che zu übersetzen. Aber du bist ausgezeichnet zu verstehen!«
»Das hoffe ich doch.« War das der Anfang für einen Durc h bruch? Begann sie die Realität zu akzeptieren? »Welche Sprache spr e chen sie in Xanth?«
»Nun ja, es ist die Sprache. Ich meine die menschliche Sprache. Alle menschlichen Wesen sprechen sie, genauso wie alle Drachen drachonesisch und alle Bäume baumesianisch sprechen. Grundy Golem kann jeden von ihnen verstehen, ebenso mein kleiner Br u der Dolph, falls er einmal auch so einer wird. Aber der Rest von uns kann es nicht, weil unsere Talente verschieden sind. Nicht daß das gewöhnlich viel ausmacht, weil all die Teilrassen auch wie Menschen sprechen, wie zum Beispiel die Zentauren, Harpyien und Naga. Und das sind die, mit denen wir es meistens zu tun h a ben. Aber die Mundanier sind irgendwie verrückt. Sie sprechen alle verschiedene Sprachen und können sich die meiste Zeit sogar nicht mal untereinander verstehen. Es ist so, als ob jede Gruppe von ihnen eine andere Rasse von Tieren wäre. Nur in Xanth spricht man die menschliche Sprache. Deshalb muß dies ein Teil von Xanth sein. Du hättest mich beinahe reingelegt!«
Sie war also nicht auf dem Weg der Besserung. Im Gegenteil – es wurde noch schlimmer mir ihr. Aber weil er sie mochte und auch wußte, wie empfindlich sie auf Kritik reagierte, sprach er vorsichtig mit ihr. »Woher weißt du, daß du nicht mundanisch sprichst? Ich meine, daß dies vielleicht Mundania ist und du unsere Sprache sprechen kannst, wenn du es wirklich willst?«
Ivy dachte nach und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein, das ist unmöglich. Ich bin niemals in Mundania gewesen. Also hatte ich nie die Möglichkeit, diese Sprache zu lernen. Deshalb muß dies ein Teil von Xanth sein. Was für eine Erleichterung!«
»Aber wenn dies Xanth ist, dann ist alles, was ich jemals erlebt habe, Einbildung!« erwiderte Grey in der Hoffnung, ihr damit e t was Problembewußtsein zu vermitteln.
»Ich weiß«, sagte sie voller Sympathie. »Du bist so ein netter Mann. Ich mag überhaupt nicht, daß es so ist, aber du wirst eines Tages der Wahrheit ins Auge sehen müssen. Ich werde mein B e stes tun, um dir dabei zu helfen.«
Grey wollte etwas sagen, schloß aber wieder verdutzt seinen Mund. Sie hatte die Situation umgekehrt! Wie sollte er jemals zu ihr durchdringen?
»Laß mich darüber nachdenken«, sagte sie. »Zuerst werde ich e i nen Weg herausfinden, wie ich dich überzeugen kann. Dann kö n nen wir den Guten Magier suchen, der sich hier in der Nähe au f halten muß. Dann können wir ihn nach Hause begleiten, und die Suche wird endlich beendet sein.«
Sie hoffte, ihn zu überzeugen! Vielleicht war das am besten so, denn wenn sie erkannte, daß sie ihn nicht überzeugen konnte, war er vielleicht in der Lage, sie zu überzeugen.
Die nächsten paar Tage brachten keine Entscheidung. Als Greys Scheck kam, zahlte er seine Miete, besorgte noch einige Dosen Bohnen und kaufte entgegen besserer Einsicht eine Ausgabe des Xanthromans, auf dessen Fortsetzung sie ihn hingewiesen hatte. Er blieb lange auf, um den Roman zu lesen, obwohl er wußte, daß er eigentlich seine Hausaufgaben erledigen oder schlafen sollte.
Es handelte sich um eine
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