Welten-Reise
gesellte er sich zu ihr. Es war wie in einer Hängematte. Sie wurden gegeneinander gedrückt, was sie aber nicht sehr störte. Dolph überquerte die Furt, doch kein Storch sprach ihn an. Möglicherweise glaubten sie, daß er Zwillinge an einen Riesen lieferte.
»Jetzt müssen wir Kleine Lockbeere finden«, verkündete Ivy, auf die Adresse blickend, als sie am gegenüberliegenden Ufer ihre normale Gestalt und Haltung wieder eingenommen hatten.
»Ich wage nicht daran zu denken, wie töricht das sein wird«, murrte Grey. Sie waren am Rand eines Feldes mit sortierten Be e ren. Die Störche folgten dem Weg, der unterirdisch weiterging. Die Pflanzen schienen ihre Früchte nach unten zu bringen. »We l che Sorte ist das?« fragte Dolph.
»Das ist eine Begräbnispflanze«, entgegnete Ivy. »Du mußt auf die Steine achten, wenn du sie ißt.«
Grey sah sie an, als wenn er sich unsicher sei, ob ihre Verlobung eine gute Idee gewesen war. Aber er sagte nichts.
Sie gingen an vielen verschiedenen Beeren vorbei. Manche schienen eßbar, wie die Johannis- und die Heidelbeeren. Und ein i ge waren ungewöhnlich, wie die Londonbeere. Dann hörten sie einen Ruf. »Das ist es!« sagte Ivy zuversichtlich. »Die Pflanze zieht uns an!« Ganz sicher war das die Lockbeeren-Pflanze. Aber sie war viel zu groß. Es war die große Lockbeere. Sie sahen sich um, bis sie ihre Nachkommen fanden, die kleinen Lockbeeren, deren Stimmen vergleichsweise schwach waren. Daneben verlief eine Straße mit der Bezeichnung HAUPTPFAD.
»Jetzt zur Blöde-Gans-Gasse«, sagte Ivy. Sie führte sie den Weg hinunter und konnte sich dabei ein Bild von der Gegend machen. Es gab viele Ableger: Heiße Gasse, Kalte Gasse, Nasse Gasse, Mader Gasse, Nikolaus Gasse, Schnabel Gasse und andere in e r müdender Fülle. Einige von ihnen schienen voll interessanter A k tivitäten zu sein, aber Ivy wollte keine Zeit auf Nebenwegen ve r schwenden. Dann kamen sie zu den Tiergassen und zu den Vöge l pfaden. Nach Donald-Duck-Pfad kam Öde-Gans-Pfad und dann Blöde-Gans-Gasse.
»Wir sind nahe dran!« rief Ivy erleichtert. Sie betrat die Gasse – und machte einen Riesensatz. »Iiiiiih!« schrie sie unbändig.
»Was ist passiert?« fragte Grey beunruhigt. Er lief ihr nach – und machte seinen eigenen großen Satz. »Uuuuuh!«
Dolph begriff! »Eine blöde Gans – wie Stiefelpo!« erklärte er und versuchte das Lachen zu unterdrücken, das ihn zu überwältigen drohte. »Wenn du darauftrittst, wirst du…«
»Jetzt bist du dran, kleiner Bruder!« sagte Ivy drohend.
»Sicher.« Dolph wurde zu einer sehr blöd aussehenden Gans und trat vor. Natürlich passierte ihm nichts, da diese Gasse für eben diese Gattung vorgesehen war. Er hatte sie übertölpelt.
»Nun werden wir den Damenhof finden«, sagte Ivy, wobei sie vorgab, nicht enttäuscht zu sein. Grey verstand allmählich, warum sie und ihr Bruder nicht immer so gut miteinander auskamen.
Hier gab es Häuser. Bald erreichten sie die mit dem Zusatz Hof: Adlerhof, Knasthof, Hühnerhof, Mondhof, Strohdhof, Hinterhof und schließlich Damenhof.
Sie hatten es geschafft! Direkt vor ihnen stand ein hübsches Häuschen mit weißen Wänden und strohgedecktem Dach.
»Ist das das Schloß des Guten Magiers?« fragte Grey.
»Nichts dergleichen!« entgegnete Dolph. »Aber du mußt wissen, daß es immer drei Herausforderungen gibt, um hineinzukommen, und die mußt du bewältigen, oder Humfrey wird nicht mit dir r e den. Er ist vermutlich jetzt genauso starrsinnig wie im letzten Jahrhundert.«
»Vielleicht ist das eine Illusion«, sagte Ivy. »Die Herausforderung ist, hineinzukommen, während wir nicht ausmachen können, wo r auf wir uns einlassen.«
»Dann laß mich sehen, was ich tun kann«, sagte Grey. Er tat e i nen Schritt nach vorne und streckte die Hände konzentriert aus.
Das Häuschen flackerte und verschwand. An seiner Stelle e r schien die perfekte Nachbildung vom Schloß des Guten Magiers, wie es in Xanth stand. Es war aus Stein, mit einigermaßen hohen Türmchen und einem Burggraben. Außerdem sah es verlassen aus.
»So stimmt es eher«, sagte Ivy. »Ich sehe kein Burggraben-Ungeheuer, aber so sieht jetzt das Schloß auf jeden Fall aus. Wir können über die… huch.« Denn jetzt sah sie, daß keine Zugbrücke über den Graben führte. Die Brücke war nicht hochgezogen, es gab einfach keine.
Sie gingen zum Rand des Grabens. »Er könnte vergiftet sein«, sagte Dolph. »Wir wollen nichts riskieren. Grey könnte echtes Gift
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