Welten-Reise
gestaltest die Szene, und ich werde folgen.«
»Ja.« Mit einem Schritt trat sie durch die Barriere.
Grey staunte. Sie stand auf einem gemalten Pfad, der in das g e malte Tor hinunterführte, das den gemalten Berg umschloß. Kur z um, sie stand innerhalb des Bildes!
Dann überlegte er, daß es sich um eine optische Täuschung ha n deln mußte. Da war sicher ein Eingang oder irgend etwas Ähnl i ches. Er bewegte sich erst hinüber, wo sie gestanden hatte, und dann vorsichtig weiter vorwärts. Er streckte eine Hand aus und betastete die Oberfläche des Bildes. Er strich mit den Fingern da r über. Das Ding war definitiv ein Gemälde mit kleinen Erhebu n gen; er konnte die Kanten der Terrassen und jede Stufe des ste i nernen Aufstiegs um den Berg herum fühlen. Doch kein Weg, um in das Bild zu gelangen!
Jetzt war Ivy ein Teil des Bildes. Sie entfernte sich den Pfad hi n unter – vielleicht nahm sie an, er wäre direkt hinter ihr –, die Pe r spektive ließ sie immer kleiner erscheinen. War sie es wirklich? Er stieß ihr mit einem Finger in den Rücken – und sie sprang.
Während Grey staunte, wirbelte die gemalte Ivy mit einem ve r wirrtem Ausdruck auf ihrem kleinen Gesicht herum. Sie war l e bendig – und doch gemalt. Er fühlte das Material ihres Rockes, die Festigkeit ihres dünnen Gesäßes, ebenso wie die Flachheit des Gemäldes.
Ivy sagte irgend etwas, aber natürlich konnte er sie nicht hören. Wie konnte eine Figur in einem Gemälde auch sprechen?
Dann begann sie Zeichen zu machen: Grey, gab sie durch Gesten zu verstehen, indem sie die Zeichen für weiß und schwarz benut z te, die sie für seinen Namen vereinbart hatten: mische weiß mit schwarz, und du bekommst grau.
Ihr Name bedeutete Efeu oder auch Grüne Pflanze. Er antwo r tete ihr mit diesem Zeichen. Plötzlich verwendeten sie die Tau b stummensprache auf eine ganz neue Art!
Komm her, signalisierte sie.
Ich kann nicht, gab er zurück, weil er dies alles kaum glauben konnte. Wie konnte sie Teil eines Bildes sein und gleichzeitig leben und sich bewegen?
Sie ging zurück, auf ihn zu und wurde rascher größer, als die Pe r spektive eigentlich zuließ. Schließlich hatte sie ihre normale Größe und stand im Vordergrund des Bildes. Nimm meine Hand.
Grey streckte seine Hand aus. Er legte sie gegen das Gemälde, aber an ihrer Seite, denn er hatte gelernt, vorsichtig bei der dire k ten Berührung ihrer Erscheinung zu sein. Sie nahm ihre Hand hoch, um seine aufzunehmen.
Die Beschaffenheit des Gemäldes veränderte sich unter seinen Fingern. Es wurde warm und nachgiebig wie Fleisch. Seine Hand umschloß schließlich ihre, wobei sich ihre Finger verschränkten.
Plötzlich zog sie heftig, und er fiel nach vorne. Er gewann den Eindruck, ins Wasser zu schreiten, wobei die Wasseroberfläche über seinen Körper strich. Er blinzelte und versuchte, sein Gleic h gewicht wiederzuerlangen.
Dann stürzte Ivy ihn, um ihm zu helfen. »Keine Angst, Grey, du bist drin«, sagte sie.
Es hatte ihm immer gefallen, so dicht bei ihr zu stehen, aber jetzt war er zu verwirrt, um dies richtig zu genießen. Er löste sich und schaute zurück. Da war die Höhle: ein Bild von einem riesigen Rahmen eingefaßt.
Er schaute vorwärts. Dort stand ein Berg – größer und deutl i cher als zuvor. Hier war die Luft kälter, und es roch auch ein w e nig nach Meer; eine Seebrise zerzauste sein Haar und ließ Ivys langes grüne Haar flattern.
Grün?
Er schnellte zurück. Ihr Haar hatte tatsächlich eine grüne Fä r bung! Er nahm eine Strähne zwischen seine Finger und prüfte sie genau: Blond und grün.
»Das Haar meiner Mutter ist noch viel dunkler grün«, sagte Ivy verständnisvoll. »Wegen ihres grünen Daumens, verstehst du. Sie hat grüne Haare und grüne Schlüpfer und läßt andere Frauen grün vor Neid werden. Ich bin nur ein Schatten von ihr und daher w e niger grün.«
»Grüne Schlüpfer?« wiederholte Grey. Ivys Hand schnellte zu i h rem Mund. »Oh, das hätte ich nicht erzählen dürfen! Kein Mann außerhalb der Familie darf die Farbe ihrer Schlüpfer kennen! Ve r sprich mir, es nicht weiterzuerzählen!«
»Ich, äh, werde es nicht weitererzählen«, versprach Grey benommen, hatte er doch in diesem Moment Wichtigeres zu b e denken als die Schlüpfer von Ivys Mutter! Wie konnte er im Inn e ren des Bildes sein und der Ort, von dem er kam, sich in ein G e mälde verwandeln?
Er streckte seine Hand aus, um das Gemälde hinter sich zu b e rühren. Er fühlte die
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