Welten-Reise
Raffiniert!
»Dies ist bloß eine Erscheinung von Xanth«, sagte Ivy. »Ich glaube, ich war schon einmal hier.«
»Du dachtest, du wärest in einem großen Kürbis«, stimmte er ihr zu. Dann begriff er, daß die Sprachbarriere nicht mehr bestand. Sie konnten wieder direkt miteinander reden, ohne auf den Überse t zungscomputer angewiesen zu sein. Dies war eine erhebliche Ve r besserung.
»Jetzt, wo wir über die Schwelle getreten sind, brauchen wir uns nicht mehr bei den Händen zu halten«, setzte sie fort. »Doch ble i be immer dicht bei mir, Grey, weil die Welt des Kürbis nicht so wie das gewöhnliche Xanth ist. Die Kürbiswelt hat wirklich so n derbare Regeln, und sie kann jemanden einen ordentlichen Schre c ken einjagen.«
»Schrecken einjagen? Wie die Geisterbahn in einem Vergn ü gungspark? Darüber mache ich mir keine Sorgen.«
»Der Kürbis ist dort, wo die schlechten Träume gemacht we r den«, sagte sie. »Die Nachtmahre bringen dann die Träume zu jedem Schläfer, der sie verdient. Hier ist nichts wirklich real, aber beinahe jeder kann erschreckt werden.«
Nicht wirklich real… kam sie wieder zur Vernunft und gestand, daß Xanth nichts weiter als eine Einbildung, daß sie nicht wirklich eine Prinzessin in einem magischen Land war, sondern nur ein Mädchen, das gerne träumte? »Danke für die Warnung«, sagte er.
»Der Kürbis stellt sich auf jede Person, die dort eintritt, ein, auch wenn es gewöhnlicherweise nur Erscheinungen sind«, fuhr sie fort. »Deswegen ging ich als erste hinein, weil meine Anwesenheit die Erscheinung festhalten sollte. Bis dahin mußtest du mit mir im physischen Kontakt stehen, ansonsten hätte er dich in eine andere Traumsequenz versetzt, und wir wären nie wieder zusammeng e kommen.«
»Das wäre aber sehr schlecht gewesen«, stimmte er zu. Es schien so viel Sinn zu machen, was sie sagte! Sie hatte diese hübsche Träumerei tatsächlich vollständig durchdacht. Selbstverständlich war ihre Einbildung auf den Geschichten von Xanth aufgebaut, die sie sehr viel sorgfältiger als er gelesen haben mußte. Nun wünschte er, daß er die Kapitel nicht so überflogen hätte.
»Erinnere dich vor allem daran: Hier kann uns nichts wirklich schaden, solange wir uns an den richtigen Pfad halten und nicht herumirren. Aber wir können erschreckt werden, bevor wir hi n durchgekommen sind.«
Grey erinnerte sich an eine Szene aus Xanth: Eine Reisegruppe hatte eine qualvolle Reise entlang des Verlorenen Pfades gemacht. Alle möglichen Wortspielereien waren im Überfluß vorhanden, und Prinz Dolph ging in einem modernen Flughafen verloren – das war die sogenannte harmlose Xanth-Idee von Schrecken. Wenn auch dieses Horrorhaus damit ausgestattet war, war er da r über doch ein bißchen beunruhigt. »Ich werde daran denken.«
Sie gingen geradewegs auf ein Licht zu, bis sich plötzlich die Höhle zu einer atemberaubenden Landschaft öffnete.
Da reckte sich ein Berg durch düstere Nebel in das Sonnenlicht empor, und dessen seltsame Konturen hoben sich scharf vor dem Hintergrund ab: unregelmäßige Stufen, dennoch ähnlich einer P y ramide, mit Terrassen, die durch Bergstürze hervorgehoben wu r den und durch Höhlengänge unterbrochen waren. Berggipfel glänzten wir pures Kristall, und ein oder zwei Stürzpfeiler schienen zu schweben. Auf der obersten Bergspitze thronte in einem abe n teuerlichen Winkel ein Palast oder ein Schloß mit seinen zahlre i chen Türmen; so weit und hoch da oben schaute es winzig aus. Die Gesamtwirkung des Zauberlands war atemberaubend schön und herausfordernd.
Neben ihm starrte Ivy schweigend auf den Berg, ebenso verzückt wie er. Dann erwachte sie wieder zum Leben. »Ich hatte gehofft, daß es nicht so stark befestigt wäre und auch nicht so bald e r scheinen würde«, murmelte sie.
Grey machte einige Schritte nach vorne, um diese faszinierende Bergstruktur zu betrachten. Plötzlich stoppte er. Er wäre beinahe gegen eine Glasbarriere gestoßen! Dann blickte er erneut auf den Berg. »Meine Güte… es ist ein Bild!« rief er aus. »Nur das Bild eines eingebildeten Berges! Wir können ihn gar nicht erreichen.«
»Ich glaube nicht, daß das der Fall ist«, sagte Ivy. »Erinnere dich doch, es ist der Kürbis, in dem die Träume wahr werden. Wir mü s sen in das Bild hineingehen.«
»Hineingehen in das…?« Aber er erinnerte sich, daß in einem der Bücher genau solch eine Szene beschrieben war, so daß sie es n a türlich glaubte. »Alles klar, du
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