Welten-Reise
wenn du erfährst, daß ich wirklich eine Prinzessin aus einer magischen Welt bin?«
»Es kümmert mich nicht, was du in welcher Art von Welt auch sein magst! Ich denke nur, daß du ein großartiges Mädchen bist. Ich wünsche mir… ich weiß nicht, was ich mir wünsche.«
Da war es wieder. Er mochte sie einzig um ihrer selbst willen, weil er an das übrige nicht glaubte.
Gut, wenn sie unversehrt nach Xanth gelangten, würde sie ihm Magie zeigen, die er nicht abstreiten könnte, und dann würde er ihr glauben müssen. Wenn sie sah, wie gut er damit umgehen könnte, würde sie wissen, wie weit sie es sich leisten konnte, ihn zu mögen.
Denn es lag eine riesige Barriere für eine ernsthafte Verbindung zwischen ihnen: Grey war Mundanier. Das hieß, daß er über keine Magie verfügte. Als man sie in Mundania gefangen hatte, war er ihr ein großer Trost gewesen, und sie hatte ihn benötigt, um nach Xanth zurückzugelangen. Aber nun, da sie sich an der Grenze zu Xanth befanden, verlieh dies der Sache eine neue Dimension. Sie konnte ihn mitnehmen und ihm Xanths Wunder zeigen. Aber sie wußte sehr genau, daß irgendein ernsthaftes Verhältnis verboten war. Das alte Gesetz, daß denjenigen verbannte, dem es an mag i schem Talent mangelte, wurde vormals von Großvater Trent au f gehoben. Also konnte Grey in Xanth bleiben – und mußte es s o gar, weil es keinen sicheren Weg zurück zu seinem Wohnort Mu n dania gab. Aber für eine Prinzessin und Zauberin war es ausg e schlossen, sich zu eng an einen untalentierten Mann zu binden.
Das war ein Grund, weshalb sie gezögert hatte, den magischen Spiegel zu benutzen. Natürlich war sie damit beschäftigt gewesen, den Berg zu besteigen und Grey durchzubringen. Aber sie hätte eine ausreichend lange Pause einlegen können, um den Spiegel hervorzuholen und mit ihren Leuten Verbindung aufzunehmen. Tatsächlich konnte es gut sein, daß man sie auf dem Wandteppich beobachtete. Nein, jetzt erinnerte sie sich, der Wandteppich reichte nicht in die Traumwelt. Ivy wurde klar, daß sie möglichst schnell durchkommen mußte, weil Königin Irene nicht zuviel Unfug auf dem Weg dulden würde.
Aber wenn sie den Spiegel auf dem Berg herausgeholt und Grey ihn in Aktion gesehen und dabei bemerkt hätte, daß die Magie wirklich funktionierte, so wäre vielleicht seine ganze Weltanscha u ung so erschüttert worden, daß er möglicherweise etwas Verrüc k tes getan hätte. Deswegen hatte sie gewartet, bis sie allein war.
Nun war sie allein. Sie holte den Spiegel heraus.
»Mutter«, murmelte sie.
Königin Irenes Gesicht erschien in dem Spiegel. »Es wird aber auch Zeit, Ivy!« sagte sie ernst. »Kannst du dir vorstellen, welche Sorgen wir uns gemacht haben, als du aus dem Wandteppich fielst? Warum hast du dich nicht vorher gemeldet?«
Ivy lächelte, als sie Irenes Strenge durchschaute. »Ich war in Mundania, wie du sicherlich bemerkt hast. Ich konnte nicht rufen; der Spiegel war dort tot. Aber ich bin so schnell zurückgekommen, wie ich konnte.«
»Und von wo meldest du dich? Das kann nicht dein eigenes Zimmer hinter dir sein!«
»Wir sind in dem Kürbis, Mutter. In einem falschen Schloß Ro o gna. Wir haben zwei Tage gebraucht, den Zauberberg zu beste i gen, und erst jetzt konnte ich…«
»Wir? Mit wem bist du da, Ivy?«
Ivy konnte sehen, daß ihre Mutter nicht gerade verständnisvoll aufgelegt war. »Ein Mundanier. Er…«
»Du hast zwei Tage und eine Nacht auf diesem höllischen Berg mit einem Mundanier verbracht!« Irene war außer sich. »Kannst du dir vorstellen…!«
»Ich brauchte seine Hilfe, um Zugang zu dem Kürbis zu erla n gen«, erklärte Ivy. »Danach wollte er Xanth sehen, also werde ich es ihm zeigen. Es gab kaum eine andere Möglichkeit, wie ich ihm seine Hilfe vergelten konnte.«
Irene musterte sie streng. »Offensichtlich nicht. Weiß er, daß er ein Außenseiter in Xanth sein wird und daß es für ihn wenig Chancen gibt, in seine Welt zurückzukehren?«
»Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber er glaubt nicht an M a gie.«
»Glaubt nicht an…!« Ungläubigkeit und Empörung wechselten schnell auf Irenes ausdrucksvollem Gesicht.
»Mundanier sind so«, erinnerte sie Ivy. »Es ist ein bißchen una n genehm hier im Kürbis gewesen, also habe ich es nicht weiter v o rangetrieben. Ich hatte es vorgezogen, zunächst wohlbehalten nach Xanth zu gelangen.«
Irene seufzte. »Du hättest ihn niemals soweit mitnehmen dürfen. Es ist, als wenn man einen lebenden Fisch aus
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