Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Welten-Reise

Titel: Welten-Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
– da neigte sich eine andere Blüte herab und küßte ihn mit einem bemerkenswerten Schmatzer auf die Wange.
    Überrascht hielt er inne. »Ich könnte schwören, daß…«
    »Ganz richtig«, bestätigte Ivy selbstzufrieden, »dies hier sind kü s sende Blüten.«
    »Unmöglich«, sagte er, »es gibt keine Blüten, die küssen!«
    »Außer den Zweilippern«, erklärte sie. »Die küssen gerne Leute!«
    »Das glaube ich einfach nicht!« Er trat noch näher an den Baum heran. »Wir wollen doch mal sehen, ob irgend etwas mich küßt, während ich hinsehe.«
    Er wartete, aber zu Ivys Überraschung geschah nichts. Norm a lerweise küßten Zweilippenbäume alles, was in ihre Reichweite kam, wobei sie laut schmatzende Geräusche machten, daß es nur so durch den Wald schallte. Harmlos, aber verwirrend.
    »Vielleicht mag er deinen Geschmack nicht«, stichelte sie.
    »Vielleicht ist es auch eine Zauberei, die einem forschenden Blick nicht standhält«, erwiderte er und trat von dem ruhigen Baum fort.
    »Versuche das nicht bei einem Wirrbaum«, murmelte sie ve r stimmt.
    »Ich weiß, was das ist, aber ich muß erst sehen, wie er etwas ve r wirrt, bevor ich es glaube.«
    Sie gingen weiter. Die Vegetation wurde spärlicher und der B o den sandig. Überall war Zauberei zu spüren, und das beunruhigte Ivy. Irgend etwas an dieser Gegend war nicht ganz geheuer, und es schien mit dem Sand zusammenzuhängen. An fremden Orten mochte sie keine Geheimnisse, denn sie konnten gefährlich sein.
    »Warte«, sagte sie.
    Grey blieb stehen. »Bist du müde?«
    »Das ist es nicht. Ich weiß nicht, ob ich diese Gegend mag.«
    »Mir gefällt sie ganz gut, und es geht sich angenehm im Sand, wir könnten ein gutes Stück vorankommen, bevor es Nacht wird.«
    »Nicht, wenn wir in eine Falle laufen.«
    Er zuckte die Achseln. »Das hatte ich auch nicht vor. Dort, wo ich zu Hause bin, gibt es Treibsand. Da kann man hineingeraten und sich darin verfangen und möglicherweise sogar darin ersti c ken.«
    »Unserer treibt einen voran«, scherzte Ivy, »und Trägsand macht einen träger, was fatal sein kann. Aber das hier scheint etwas and e res zu sein. Mal sehen, was ich tun kann.«
    »Vielleicht baust du eine Sandburg«, sagte er und lächelte.
    Sie hatte nur das Talent zur Verstärkung, nicht aber, Entdecku n gen zu machen, doch sie beschloß, auf ihre Art und Weise herau s zufinden, was es mit dem Sand auf sich hatte. Während sie über den Sand schritt, verstärkte sie ihn, damit seine Qualitäten deutlich erkennbar würden. Einen Augenblick lang lag der Sand einfach da, dann kräuselte er sich, und Wellen breiteten sich auf ihm aus, als wäre es Wasser.
    Ivy konzentrierte sich und verstärkte das immer weiter. Sie wol l te herausfinden, ob er gefährlich war.
    Das Gekräusel wurde zu Buckeln. War das eine schreckliche Sanddüne, die nach etwas Ausschau hielt, was sie in Fossilien ve r wandeln konnte? Ihre Eltern waren einmal einer solchen begegnet. Dünen liebten es, lebende Geschöpfe zu begraben, für immer oder bis das Fleisch von ihnen abfiel und hübsche Knochen hinterließ. Ivy war noch nicht bereit, sich von ihrem Fleisch zu trennen.
    Dann formte sich in der Mitte ein riesiger Buckel. Er wuchs und wuchs und nahm schließlich eine vage menschliche Form an. Noch halbmal so groß wie Ivy stand er da, mit Haaren aus trock e nen Gräsern und Augen aus Glimmerkieseln. Seine Nase bestand aus einer gedrehten Wurzel, und zerbrochene Seemuscheln bild e ten die Ohren.
    »Wer bist du?« fragte Ivy die Figur.
    Der Sandmann änderte seine Gestalt, wobei sich der Sand au f wölbte, wie vom Winde verweht – nur daß es keinen Wind gab. Er nahm die Gestalt eines vierfüßigen Tieres an, mit Wurzelhörnern und einem Rebenschwanz.
    »Du hast mir immer noch nicht geantwortet«, sagte Ivy. Das Ding wirkte nicht gefährlich, aber ganz sicher war sie sich nicht.
    Wieder wechselte der Sand seine Form und wurde zu einem kleinen Baum mit einem dicken Stamm und Stummelästen, die im Scheinwind hin und her wehten.
    »Hör zu!« begann Ivy.
    »Ich frage mich, wie diese Wirkung entsteht«, sagte Grey und schritt hinüber, um das Sandgefüge zu berühren. »Ich kann nicht glauben…«
    Augenblicklich fiel der Sand in sich zusammen und wurde zu e i nem formlosen Wall, und die Kiesel und Muscheln und Wurzeln lagen wahllos verstreut umher.
    »Oh, jetzt hast du ihn zerstört«, rief Ivy verärgert aus. »Ich wollte gerade herausfinden, ob er gefährlich ist.«
    Grey berührte

Weitere Kostenlose Bücher