Welten-Reise
nach Süden einschlagen, nach Schloß Ro o gna; es kam ihr so vor, als wäre dies das nördliche Zentralgebiet von Xanth, obwohl sie nicht wußte, wie sie darauf kam. Unterwegs wollte sie auf alles achten, was helfen konnte, Grey von der Wah r heit zu überzeugen.
»Ich denke, es ist das beste, wenn ich uns einen Weg durch den Dschungel bahne«, sagte Grey und stapfte auf einen Schwarm Fluchzecken zu.
»Nicht doch!« schrie Ivy, aber es war schon zu spät.
Grey eilte an den Zecken vorbei, von denen sich sofort einige in seinen Hosenbeinen festbissen und ihre Spitzen durch den Stoff in sein Fleisch gruben. »Autsch!« Er faßte hin und wollte eine abre i ßen.
»Warte!« warnte Ivy, wieder zu spät.
Greys Finger hatten die Zecke schon berührt. »Umpf!« schnau b te er durch die Nase und erstickte einen ausführlicheren Komme n tar.
»Bleib, wo du bist«, rief Ivy, »und paß auf, daß dich nicht noch mehr erwischen! Du kannst sie nur durch Verwünschungen wieder loswerden, jede einzeln, und jeder Fluch muß anders und einmalig sein.«
»Ich würde nie im Beisein einer Dame fluchen!« protestierte er.
»Und wenn du sie los bist, dann gehe vorsichtig rückwärts, wir werden eine andere Route finden.«
»Ich weiß eine bessere Methode«, sagte er und brachte sein T a schenmesser zum Vorschein. »Jede Zecke, die sich an mich kla m mert, wird in Stücke geschnitten!«
»Das wird dir nicht gelingen«, sagte Ivy – aber wieder zu spät.
Denn Grey schwang schon sein kleines Messer gegen die Ze c ken, und alle sechs fielen hastig von ihm ab. Ivy stand mit offenem Mund dabei.
»Denen hab ich’s gegeben«, sagte er zufrieden.
»Du hast sie alle mit ein und derselben Verwünschung wegg e flucht!« staunte Ivy. »Das ist eigentlich gar nicht möglich!«
»Natürlich ist es das nicht«, stimmte er zu. »Wie könnte man auch nur mit Worten auf Sandsporen eine Wirkung ausüben? Man muß sie abschneiden!«
»Sandsporen?«
»So nennt man sie dort, wo ich herkomme. Und da fluchen die Leute auch, wenn sie versuchen, sie loszuwerden, das kannst du mir glauben; aber mit Zauberei hat das alles nichts zu tun. Komm mit, ich werde jede vernichten, die dich angreift. Wir können hier entlang weitergehen, dieser Weg scheint mir immer noch der beste zu sein.«
Ivy folgte ihm, in Gedanken versunken. Er würde in bezug auf die Fluchzecken noch seine Erfahrung machen müssen, wenn er versuchte, gegen einen neuen Schwarm dieselbe Verwünschung auszusprechen.
Natürlich hängten sich gleich drei Zecken an ihren Rock. »Kannst du diese ohne Fluch beseitigen?« fragte sie.
»Sicher!« Er trat heran und richtete sein Messer gegen ihren Rock. »Laßt sie los, oder ich schneide euch in Stücke!« brüllte er mit vorgetäuschter Wut und berührte ihren Rock mit der Messe r spitze. Die drei Zecken fielen ab!
»Vielleicht war das ja eine andere Art«, murmelte Ivy zweifelnd.
»Vielleicht wissen sie auch nur, mit wem sie es zu tun haben«, erwiderte er. Dann drehte er sich um und schaute nach vorne. »Also los, ihr Zecken, hört gut zu: jede von euch, die einen von uns anrührt, wird bestraft, also bleibt, wo ihr seid, wenn euch euer Leben lieb ist!« Er lächelte. »Wenn Flüche wirklich helfen, wird sie das abhalten.«
Ivy zuckte die Achseln. Grey stapfte kühn voraus, und sie folgte ihm – und keine einzige Zecke griff sie an.
Wie war das möglich? Es war, als ob ein Zauber die Zecken hi n derte, und doch war Grey ein Mundanier ohne Zauberkräfte und sogar ohne jeden Glauben daran. Noch unwahrscheinlicher, als daß seine Flüche irgendeine Wirkung hatten, war der Gedanke, daß die Drohung mit dem kleinen Messer die Zecken abschrecken konnte. War es möglich, daß sie nicht wußten, daß er ein Mund a nier war, und daß sie glaubten, daß hinter seinen Drohungen ein Zauber steckte?
Sie gingen an dem Fluchzeckenschwarm vorüber und kamen zu einem stattlichen Baum voll bunter Blüten. Grey eilte auf ihn zu und wollte sich eine abbrechen.
»Vorsicht«, warnte ihn Ivy, »das ist ein Zweilippenbaum!«
»Meinst du einen Zweizahnbaum? Nein, das sind doch keine Bäume. Ich habe Zweizahnpflanzen gesehen, das sind Kräuter.«
»Aber du bist hier nicht da, wo du herkommst. Hier haben wir einen Zweilippenbaum.« Grey hörte nicht zu, und sie gab es auf. Er würde es schon selber merken!
Grey trat nahe an den Baum heran und streckte seine Hand zu einer der unteren Blüten empor. Sie wich ihm aus. Er trat noch näher heran, streckte sich
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