Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
die Quere kam, hatte eine Version - ja sogar ein ganzes ungemischtes Kartenspiel von Versionen - gefunden, wo die Instandsetzung zwar erfolgt, aber noch niemand hingereist war. Fürs Erste war es ihre Privatwelt. Um ihn herzubringen, musste sie nur seine Hand halten.
    »Was hat es für einen Sinn«, hakte sie nach, »Gutes in den vielen Welten zu tun, wenn es doch immer eine unendliche Zahl von Realitäten geben wird, in denen sich das Grauen ungehindert entfalten kann?«
    »Weil man tun sollte, was man kann. Das Gute ist immer
gut. Die betreffenden Menschen und Gesellschaften profitieren davon. Dass nicht alle Menschen und Gesellschaften profitieren, ist unerheblich. Wenn es einer begrenzten Zahl von Welten durch das Handeln des Konzerns besser geht, reicht das als Rechtfertigung. Wer sich weigert, eine begrenzte Menge an Gutem zu tun, weil er nicht unbegrenzt viel Gutes tun kann, nimmt eine moralisch verwerfliche Position ein.Wenn einem ein Bettler leidtut, gibt man ihm Geld, auch wenn man damit das Elend all der anderen Bettler nicht lindert.« Er ließ sich in das dampfende Wasser und unter die Schauminseln gleiten und wischte sich die Nässe aus dem Gesicht, als er wieder auftauchte. »Wie bin ich? Ich paraphrasiere nur, aber für mich klingt es ziemlich überzeugend. Vielleicht sollte ich eine Abhandlung schreiben.«
    »Wirklich hervorragend. Deine Lehrer können stolz auf dich sein.«
    »Finde ich auch.« Er zog sich die Finger durchs Haar wie einen groben Kamm. »Und jetzt erklär mir, wo ich mich täusche und was der Konzern wirklich treibt.«
    Sie nickte nur. Manchmal hatte er den Eindruck, dass sie überhaupt keinen Sinn für Humor, Ironie und Sarkasmus hatte. »Mittlerweile bin ich der Auffassung, dass der Konzern nicht nur dazu da ist, um als Einrichtung für Nettigkeitsvollstreckung zu agieren. Er tut zwar Gutes, aber nur nebenbei, in Wirklichkeit verfolgt er einen anderen Zweck.«
    »Und der wäre?«
    »Ich möchte, dass du mir hilfst, das herauszufinden.«
    »Du weißt es also noch immer nicht?«
    »Richtig.«
    »Aber du hast den Verdacht, dass die Konzernoberen was im Schilde führen.«

    »Da bin ich mir sogar völlig sicher.«
    »Warum?«
    »Ich fühle es.«
    »Du fühlst es.«
    »Ja. Ein ganz und gar eindeutiges Gefühl.«
    »Also, wenn du jemanden überzeugen willst, zum Beispiel mich, dann musst du schon was anderes ins Feld führen als ein eindeutiges Gefühl. Etwas Handfestes.«
    »Ich weiß. Aber sieh es mal so.«
    Natürlich hatte sie einen äußerst feinen Humor und wusste eine Art von Ironie zu schätzen, mit der er überhaupt nichts anfangen konnte. Sarkasmus war normalerweise unter ihrer Würde. Trotzdem hätte sie auch mal lächeln können.
    »Ich sitze bequem«, meldete er.
    Sie hob eine Hand, so dass kurz eine rosige Brustwarze im weißen Schaum aufblitzte. Sie nahm das Hütchen und den Schleier ab und legte sie auf den schwarzen Granitboden neben der Wanne. Schlitzartige Pupillen in bernsteinfarbenen Iriden verengten sich unmerklich, als sie ihn betrachtete.
    »Wir haben Zugang zu einer unendlichen Zahl von Welten und haben bereits einige äußerst merkwürdige besucht. Manche von ihnen, so vermuten wir, sind so fremd, dass wir sie aufgrund dieser Fremdheit gar nicht betreten können. Wir können sie uns nicht vorstellen, und deshalb bleiben sie unzugänglich für uns. Überleg dir mal, wie relativ begrenzt der Typ Welt ist, den wir aufsuchen. Erstens ist es nach unserem Verständnis immer die Erde. Nie die Nachbarplaneten Venus und Mars oder ihre Pendants. Diese Erde ist normalerweise rund vierzehn Milliarden Jahre alt. Meistens gibt es Leben auf ihr, wenn auch nicht unbedingt
intelligentes Leben. Fast ohne Ausnahme existiert sie als Teil eines Sonnensystems in einer Galaxie, die aus Hunderten von Millionen anderer Sonnensysteme besteht und zu einem Universum gehört, das sich aus Hunderten von Millionen anderer Galaxien zusammensetzt.«
    Während sie sprach, streckte sie ein Bein aus, um mit dem Fuß nach seinem Schritt zu tasten. Ihre Zehen streiften leicht über seine Eier und seinen Schwanz.
    »Moment.« Er spreizte ein wenig die Beine, um ihr Platz zu machen. »Wo all die anderen sind, ist jetzt aber nicht die Frage?«
    »Doch.«
    »Das ist einfach. Es gibt keine anderen. Nur uns. Keine Außerirdischen. Keine einzige der vielen Welten weist Spuren eines Kontakts mit Aliens auf, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Das Fehlen solcher Spuren im gesamten Multiversum

Weitere Kostenlose Bücher