Welten - Roman
anders und will wieder zurück über die Straße! Das dritte oder vierte Auto in der langen Schlange traf ihn frontal, und der Fasan zerplatzte in einer Wolke aus Federn. Natürlich fuhren alle einfach weiter. Aber ich meine, wie blöd darf man eigentlich sein?
Jedenfalls werden sie sowieso nur für die Jagd gezüchtet, was ich ziemlich scheiße finde. Ob es bei Hirschen
genauso ist, weiß ich nicht. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Hirsche so bescheuert sind wie Fasane.
Für die Woche hatte ich reichlich Koks mitgenommen, obwohl ich eigentlich versuchte, Barney ein bisschen davon abzubringen. Ich wollte bei Mr. Noyce senior gut ankommen, und da bot die Position als Dealer seines Sohnes langfristig keine gute Perspektive. Barney war kein Hohlkopf, aber ein Armleuchter, du verstehst schon. Früher oder später hätte er die Tatsache, dass ich ihm das Zeug verkaufte, gegen mich benutzt. Also damit gedroht, es seinem Dad zu verklickern. Das konnte ich nicht zulassen. Schließlich hatte ich meine eigenen Pläne. Mr. Noyce spielte eine Rolle darin. Barney nicht.
Wir tranken gute Sachen. Ich ließ mir von Mr. N ein bisschen was über Wein beibringen und ich fand tatsächlich Geschmack an richtig mit Wasser verdünntem Single Malt Whisky. Und es gab auch gute Sachen zu essen. Gott sei Dank nicht zu viel Fasan. Das Haus war eine Art Pseudoschloss, das, was die Schotten nach Meinung der Viktorianer hätten bauen sollen, mit ordentlicher Sanitärtechnik und kompromissloser Zentralheizung. In diesem Fall war ich eindeutig für die Viktorianer.
Meine Freundin Lysanne hatte ich wieder zu Hause gelassen. Sie hätte es gehasst. Immer nur Regen und keine Läden. Auch Dulcima, Barneys Kleine, hasste es, aber sie wollte wohl einfach in seiner Nähe bleiben. Damals dachte ich, dass sie befürchtete, er könnte sich das mit ihr nochmal überlegen und sich anderweitig umschauen, aber wahrscheinlich lag es eher daran, dass er immer reichlich Drogen hatte und nie von ihr verlangte, sich an den Kosten zu beteiligen.
Einmal hat mich das blöde Weib sogar nach der Jagd
auf der Rückbank eines Land Rovers angebaggert, nicht zu fassen. Legt die Hand auf meine Moleskink-Knickerbocker, oder wie das Ding heißt, direkt auf meine Ausrüstung und flüstert mir ins Ohr, ob sie mich heute Nacht auf meinem Zimmer besuchen soll, nachdem Barney weggesackt ist, nur in Wathosen und sonst nichts.
Ich meine, sie ist wirklich hinreißend, und ich hatte auch schon daran gedacht. Mein Schwanz war auf jeden Fall begeistert - es war schon gegen Ende der Woche, und inzwischen kannte er meine Hand so gut wie meine Westentasche, du verstehst schon. Aber Scheiße, Mann, ehrlich. Gefährliches Terrain. Zu gefährlich. So eine Komplikation konnte ich nicht brauchen. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich sie zum Anbeißen fand und sie wirklich gern bestiegen hätte, wenn Barney nicht so ein guter Freund von mir wäre … Alles in allem nahm sie es ziemlich gut auf, vor allem als ich ihr versicherte, dass sie ja trotzdem eine irre geile Schnitte war. Manche Mädels sind eben so.
Also eine lange Woche, aber hat sich gelohnt. Schließlich traten wir wieder die Flucht zurück in die Zivilisation an. Mit Mr. N war ich ausgesprochen gut ausgekommen. Hatte sogar eine Bemerkung fallen lassen, dass ich auf der Suche nach einem richtigen Job war - was Ernstes wie die Arbeit von Mr. N. Nicht zu dick aufgetragen, bloß eine Anspielung.
Als ich Mr. und Mrs. N das nächste Mal besuchte, nahm ich Lysanne mit. Wir fuhren hinauf zum Landgut seiner Familie an der Küste in der Nähe von Alford. Das Ding hieß Dunstley, aber sie nannten es D’unstable, weil es am Ende einer Straße auf einer Sandklippe über einem wellenumspülten Strand lag und ein bisschen instabil wirkte. Sie hatten bereits den dritten Gartenzaun, weil die zwei
Vorgänger bei Stürmen in der Nordsee verschwunden waren. Nach Angaben von Mr. Noyce war der Garten in den letzten vierzig Jahren um zwei Drittel - fast dreißig Meter - geschrumpft.
Diesmal waren Barney und Dulcima nicht dabei. Hatten was anderes vor. Anscheinend hatte ich es also vom Freund des Sohns zum Freund gebracht. En route zum Protégé, wenn ich hier mal ein bisschen mit meinem Französisch angeben darf.
Mr. N fand Lysanne amüsant, das war eine Erleichterung. Gleich nach unserer Ankunft taxierte sie ihn, und ich hätte fast den genauen Zeitpunkt beim ersten Abendessen angeben können, als ihr nach einem Blick von ihm zu Mrs. N
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