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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Tanzfläche hinter uns gelassen hatten und auf eine Abtrennung zusteuerten, ließ sie meine Hand los. Also diesmal nicht die Toilette. Vorbei an zwei nickenden Türstehern und eine breite Wendeltreppe hinunter.
    »Das hier ist das schwarze Zimmer«, erklärte sie, als uns ein weiterer breitschultriger Kerl mit dunkler Brille eine Tür öffnete. Nach meinem Eindruck war es ein Fickclub. Überall vor, auf und über Tischen und bequemen Sesseln wurde gebumst oder zugeschaut. Und warm war es.
    Wir strebten weiter zur anderen Seite und durch eine Tür. Diesmal eine Türsteherin. Um einiges größer und breiter als ich. Sie reichte Mrs. M einen Schlüssel. Wir betraten einen dunklen Korridor, der nach Hotel aussah.
    Mrs. M führte mich in ein schwach beleuchtetes Schlafzimmer und schloss hinter uns ab. »Hierher kommen die Leute, um Sex zu haben, Adrian.«
    »Was Sie nicht sagen.« Aus ihrem Ton schloss ich bereits, dass das nicht der Grund war, warum wir hier waren. Neben der Enttäuschung fühlte ich einen Hauch von Nervosität. Aber ich habe schon seit meinen Anfängen als Dealer ein total zuverlässiges inneres Warnsystem für Situationen, die wirklich hässlich und bedrohlich werden könnten, du verstehst schon. Und bisher schrillten keine Alarmglocken bei mir.

    »Sie können mir ruhig glauben. Aber Sie und ich, wir sind nicht hier, um Sex zu haben. Ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht, falls Sie das erwartet haben.«
    »Am Boden zerstört, Mrs. M.«
    »Sie machen bestimmt Witze.«
    »Nicht unbedingt.«
    Irgendwo aus den Tiefen ihrer bizarren Kleidung förderte Mrs. M zwei Tabletten zutage. Kleiner als die mir bekannten Ecstasy-Pillen, eher schon wie Süßstoff oder etwas in der Richtung. Eine warf sie selbst ein, die andere hielt sie mir hin. »Nehmen Sie das bitte.«
    »Was ist das?«
    »Eine Art Rettungsring.«
    »Mal was Neues.« Achselzuckend steckte ich sie in den Mund.
    Sie beobachtete meinen Hals, ob ich auch wirklich schluckte. Wieder eine leise Unruhe. Dann schob sie endlich den Schleier hoch. Das Licht war nicht besonders, aber ein wenig mehr war jetzt zu erkennen. Ein wunderschönes, starkes Gesicht, halb asiatisch, halb irgendwas anderes. Große Augen, aber nicht mit runden Pupillen, sondern mit katzenartigen Schlitzen. Aha. Ich hatte gehört, dass es solche Kontaktlinsen gab und dass sich ein paar Spinner sogar operieren ließen, um diesen Effekt zu erzielen. Das Wummern der Musik kam wie aus weiter Ferne.
    Sie sah mir in die Augen. »Es sollte eigentlich nichts schiefgehen, Adrian, aber wenn wir getrennt werden, dann müssen Sie sich hierher in dieses Zimmer zurückdenken.« Sie machte eine Geste. »Schauen Sie sich gut um.«
    Ich tat ihr den Gefallen.
    »Nicht nur obenhin, Adrian«, mahnte sie. »Prägen Sie sich die visuellen Einzelheiten, den Geruch und die Geräusche
ein.Werden Sie in der Lage sein, diesen Ort vor Ihrem inneren Auge erstehen zu lassen?«
    Das Licht im Zimmer war bernsteinfarben gedämpft wie ein Sonnenuntergang. Auf dem breiten Doppelbett lag schwarze Satinwäsche. Außerdem gab es ein schwarzes Sofa, einen kunstvoll gedrechselten Stuhl in Gold und Rot, einen Spiegel an der Decke, einen in die Wand eingelassenen Fernseher und in einer Ecke einen schwarzen Würfel mit der blauen Neonaufschrift MINIBAR. Eine zweite Tür führte wahrscheinlich zum Bad. Das Bett hatte diese unnötigen Pfosten, die gern benutzt werden, um Leute mit Plüschhandschellen oder ähnlichem zu fesseln.
    »Ich glaube schon.« Getrennt? Wovon redete die Frau? Noch immer schrillten keine Alarmglocken, doch allmählich hatte ich das Gefühl, dass ich mir neue zulegen musste, da die ersten aus mysteriösen Gründen ihre Arbeit eingestellt hatten.
    Nun zog Mrs. M etwas in der Art eines kleinen Feuerzeugs heraus. »Ich wende es zuerst bei mir und dann bei Ihnen an. Es muss direkt hintereinander passieren.« Sie führte das Gerät an ihren Hals und legte mir die freie Hand hinter den Kopf.Wie eine Riesenspinne spreizten sich ihre Finger über mein verschwitztes Haar. »Bitte zucken Sie nicht zurück, wenn ich es bei Ihnen mache. Dann werde ich Sie fest umarmen. Haben Sie verstanden?«
    »Alles klar.« Ich muss zugeben, ich hatte einen trockenen Mund. Die Musik brach kurz ab, und das Hämmern kam nur noch von meinem Herzen.
    »Also los.«
    Sie trat zu mir und schmiegte sich an mich. Ich spürte ihre kleinen, festen Brüste und roch ein Aroma, das irgendwo zwischen antiseptisch und moschusartig lag. Sie hielt
sich

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