Welten - Roman
Dienste, die wir unter Umständen gelegentlich benötigen. Sie können diese Vereinbarung jederzeit ohne vorherige Ankündigung beenden.«
»Berater? Ich?«
»Ja.«
»Wofür?«
»Allgemeine kulturelle, ökonomische und politische Angelegenheiten.«
Ich lachte. »Ach, wirklich?«
»Ja.« Der Schleier verbarg, was in ihrem Gesicht vorging.
»Mrs. M, ich bin Trader. Börsenhändler. Mit Aktien kenne ich mich gut aus. Wenn auch vielleicht nicht so gut wie Mr. Noyce. Ansonsten verstehe ich noch was von ein paar Computerspielen. Ach, und vom Snowboarding, wobei ich da kein Experte bin, sondern bloß ein begeisterter Amateur, wie es so schön heißt. Als Berater für kulturelle und politische Angelegenheiten bin ich fehl am Platz.«
»Erzählen Sie mir, was Sie von den politischen Parteien in Ihrem Land halten.«
»Die Tories sind erledigt. Bei der nächsten Wahl kommt wieder die Labour-Partei dran, und Leute wie ich müssen das Land verlassen. Allerdings meint Mr. Noyce, dass sie nicht so schlimm sein werden - die Labour-Leute, meine
ich. Er hat sich mit diesem Blair getroffen und denkt, dass sie uns weiter Geld verdienen lassen werden. Aber ich bin mir da nicht so sicher.«
»Na sehen Sie«, schnurrte die Lady. »Sie haben schon begonnen mit der Arbeit für uns.«
»Natürlich, Mrs. Mulverhill. Und welche Dienste hatten Sie sich sonst noch vorgestellt?«
»Verbindung zu bestimmten Personen aufzunehmen. Und ihnen bei Bedarf auch zu helfen.«
»Wie helfen?«
»Dass sie auf die Beine kommen. Dass sie flüssig sind, Dokumente erhalten, Behörden erreichen. Und Ähnliches.«
Nun war es zufälligerweise so, dass ich bei solchen Dingen wirklich helfen konnte mit Kontakten, die ich zum Teil als Dealer, zum Teil als Trader geschlossen hatte. Aber ich hatte nicht angenommen, dass Mr. N viel darüber wusste, und schließlich musste er mich doch an die Leute empfohlen haben, für die diese Mulverhill arbeitete.
»Es würde sich um ernsthafte, fähige Leute handeln, Adrian, aber sie müssten praktisch bei null anfangen, wenn sie sich bei Ihnen melden. Danach finden sie sich schnell allein zurecht, nur am Anfang muss man ihnen ein wenig unter die Arme greifen.«
»Schleusen Sie Immigranten?«, fragte ich. »Sie betreiben Menschenhandel, ist es das?«
»Nicht in der Weise, wie Sie das meinen, denke ich. Sollten die Behörden Ihres Staates auf diese Personen aufmerksam werden, was allerdings so gut wie ausgeschlossen ist, würden sie sie nicht als Ausländer begreifen. Wahrscheinlich werden Sie höchstens darum gebeten, Bürgschaften für Bankkonten zu leisten oder Sachen wie Empfehlungsschreiben
zu besorgen. Sämtliche Kosten werden natürlich unverzüglich erstattet.«
»Unverzüglich?« Ich gab mich beeindruckt.
»Unverzüglich.« Sie tat, als hätte sie nichts bemerkt.
»Und Mr. Noyce arbeitet bereits in dieser Weise für Sie?«
»Eine gute Frage. Zum Glück hat mir Mr. Noyce gestattet, Ihnen offen Auskunft zu erteilen. Die Antwort lautet ja.« Durch den Schleier schimmerte ein Lächeln.
»Und wenn es gut genug für ihn ist, sollte es auch gut genug für mich sein?«
»Ja.«
»Und wie ich annehme, geht er in ein paar Jahren in den Ruhestand.«
»Das nehme ich auch an.« Mrs. M neigte den Kopf zur Seite.
»Und in welcher Größenordnung würden sich die Summen für diese, äh, beratende Tätigkeit und die nicht näher bezeichneten Dienste bewegen?«
»In der gleichen wie bei Mr. Noyce. Achttausendfünfhundert US-Dollar pro Kalendermonat, zahlbar auf ein Konto mit Ihrem Namen auf den Kaiman-Inseln. Der zusätzliche Jahresbonus beläuft sich auf das Doppelte eines Monatshonorars und wird zu Beginn des letzten Monats im Jahr fällig.«
»Und ich kann jederzeit ohne Ankündigung aussteigen?«
»Ja.«
»Und ohne Einbußen?«
»Ja. Die Honorarzahlungen werden eingestellt, das ist alles.«
»Sagen wir zehn Riesen, und ich überleg es mir.«
»Das ist mehr, als Mr. Noyce bekommt.«
»Na, wenn Sie es ihm nicht verraten, dann halt ich auch
den Mund.« Als sie schwieg, breitete ich die Arme aus. »Das ist mein Preis, Mrs. Mulverhill.«
»Also schön. Die erste Zahlung erfolgt sofort. Die Kontodaten erhalten Sie mit der Post.«
»Wie gesagt, ich muss es mir noch überlegen.« Ich wollte erst noch mit Mr. N reden. Nach meinen bisherigen Eindrücken kam mir das Angebot immer noch reichlich seltsam vor.
»Natürlich. Lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Entscheidung.«
»Das wäre alles?« Irgendwie war das Ganze
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