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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zu leicht über die Bühne gegangen. Ich hatte den Verdacht, mich unter Wert verkauft zu haben.
    »Ja, das wäre alles.« Sie saß einfach nur da, ohne mir die Hand zu schütteln oder mir einen Vertrag zur Unterschrift vorzulegen.
    »Die Vereinbarung wird jährlich aktualisiert.«
    »Wenn Sie es wünschen.«
    »Mmhmm.« Ich nickte ein wenig vor mich hin. Als sich auf ihrer Seite immer noch nichts tat, lehnte ich mich vor. »Also, Mrs. M.«
    »Ja, Adrian?«
    »Erzählen Sie mir doch, für wen Sie arbeiten.«
    »Für den Konzern«, erwiderte sie glatt. »Nennen Sie uns einfach den Konzern.«
    »Und wer sind Sie in Wirklichkeit?«
    »Reisende.«
    »Was, wie Zigeuner?« Ich setzte ein falsches Lächeln auf.
    »Ich glaube nicht. Oder doch ein bisschen.«
    »Russen?«
    »Nein.«
    »Nein?«

    »Ganz bestimmt nein.«
    »CIA?«
    »Nein.«
    »Eine andere amerikanische … Organisation?«
    »Nein.«
    Ich holte kurz Atem. Diesmal kam sie mir zuvor. »Geben Sie sich keine Mühe, Adrian. Sie erraten es nie.«
    »Glauben Sie?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher.« Wieder blitzte ihr Lächeln durch den Schleier. »Wir sollten feiern, dass Sie darüber nachdenken, für uns zu arbeiten. Was halten Sie davon? Wohin sollen wir gehen?«
    »In diesem Pripjat ist garantiert nicht besonders viel los.«
    »Ja, ziemlich ruhig hier«, antwortete sie. »Wollen Sie nach Moskau? Das Flugzeug ist inzwischen bestimmt wieder aufgetankt. Ja? Ich möchte Ihnen nämlich was zeigen.«
     
    Anscheinend hätte ich die Uhr nochmal eine Stunde vorstellen müssen, aber ich rührte die Rolex nicht an.
    »Adrian«, sagte Mrs. M, als wir uns auf den weichen Sitzen niederließen, »Connie und ich haben viel zu besprechen. Können Sie sich allein beschäftigen?«
    »Klar. Nein, Moment noch.«
    »Ja?«, fragte Connie.
    »Was ist, wenn Sie mich bis nach meiner Schlafenszeit wach halten?« Ich grinste.
    Connie sah mich an. »Soviel ich weiß, gibt es in Moskau Hotels.«
    »Was für eine Erleichterung.«
    Dann fingen sie an, sich in einer Sprache zu unterhalten, die ich nicht einmal ansatzweise entwirren konnte. So wandte ich mich ab und beobachtete, wie unten der
Boden vorbeizog. Ich hatte gehofft,Tschernobyl zu Gesicht zu bekommen - aus sicherer Höhe natürlich -, aber daraus wurde nichts. Der Flug dauerte nur eine Stunde, doch bei unserer Ankunft in Moskau war es schon fast finster. Der Wind draußen auf dem Rollfeld fühlte sich nach Schnee an und roch nach Kerosin. Ein großer schwarzer Benz wartete auf uns. Diesmal hatte der Fahrer Mütze, Krawatte und alles andere. Wir fuhren direkt zu einem hohen Drahttor mit kleinem Wachhaus. Ein uniformierter Typ warf einen kurzen Blick auf unsere Pässe, wechselte ein paar Worte mit Connie und winkte uns durch zum chaotischen Verkehrsgeschehen auf einer vierspurigen Straße.
    Mein Handy hatte glücklich zur Zivilisation zurückgefunden. Per SMS gab ich mehreren Kumpels in London Bescheid, wo ich war. Danach war mir wieder wohler.
    Das Novy Pravda war ein Club in einem Neubaublock unweit des Roten Flusses, oder wie der große Fluss, der durch Moskau verläuft, sonst heißt. Offen gestanden hatte ich keine Ahnung, wo wir waren. In einer Gegend, die sich »zentraler Okrug« nennt, was mir auch nicht unbedingt weiterhalf. Wenn wir nicht den Roten Platz mit dieser großen Disney-Kirche und so überquert hätten, hätte ich mich allein auf Mrs. Ms Wort verlassen müssen, dass wir wirklich in Moskau waren.
    Der Club befand sich in einem großen schwarzen Kasten. An der Außenseite von viel UV-Licht umrahmt. Die Luft zitterte von gedämpft wummernder Musik. Parkservice. Am vorderen Ende der Schlange zwei gewaltige Türsteher mit Ausbeulungen in den Achselhöhlen.Wir durften sofort hinein und wurden von einem Typen in einem ziemlich protzigen Anzug empfangen, der Mrs. M den langen Pelzmantel abnahm, Connie ein Scheinküsschen auf beide
Wangen hauchte und mich mit einer kleinen Verbeugung begrüßte. Ich hatte immer noch die Klamotten an, die ich seit dem Morgen getragen hatte: schwarze Chucks, schwarze 509, ein violettes Prada-Hemd und eine pfirsichweiche schwarze Lederjacke. Zum ersten Mal an diesem Tag kam ich mir zu schäbig angezogen vor.
    »Wie geht es Ihnen, Kliment?«, fragte Connie den Typen. Wir schritten durch einen Gang, der gesäumt war von Spiegeln und so einer Art Quecksilberklecksen in verschlungenen Bronzebahnen hinter Glasscheiben.
    »Gut, Madame.« Kliment klang sehr russisch. »Ihnen hoffentlich auch.«
    »Sehr

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