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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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betrat die Küche . „Ich habe gar keine Lust um die Insel zu laufen. Es ist schwül und heiß“, erklärte er und setzte sich neben Jonas an den Tisch. „Kann ich bei dir oben schlafen? Marie hat die halbe Nacht Musik angehabt und sie belegt das Badezimmer für Stunden.“ Jonas schaute Carl missbilligend an und er meinte leise: „Ich verrate auch niemandem, dass du weg warst.“ Jonas Stirn warf tiefe Falten, aber ehe er antworten konnte, forderte Marie laut, dass sie jetzt aufbrechen sollten.
    „ Vielleicht hat sie recht. Es ist Tradition, dass wir um die Insel gehen, das gehört zum Sommer dazu, wie das Theater und das Sonnenwendfest“, sagte Jonas, der sich nicht erpressen lassen wollte. „Apropos Theater, Fanny, was führt Ludwig dieses Jahr auf?“
    Seine Tante holte einen Flyer aus der Kruschschublade und Carl riss ihn ihr aus der Hand. „ Der gelbe Zylinder. Ein Kriminalstück “, las er, „Die Marstippel hat die Hauptrolle und der Hartmann als ihr Ehemann. Das übliche Spektakel, nehme ich an. Schade, dass wir nicht dabei sind.“
    „Nächstes Jahr müsste es wieder klappen. Da liegen die Ferien früher.“
    Jonas sprang auf. Er konnte nicht sagen warum, aber mit einem Mal wollte auch er gehen. Er stürzte den Tee und den Orangensaft herunter und schmierte sich einen Toast dick mit Johannisbeermarmelade, den er beim Laufen essen wollte.
    „Du nimmst den Picknickkorb!“, rief er in Carls Richtung.
    Carl stöhnte, griff aber ergeben nach dem Korb. Er trug eine Bermudashorts, ein nicht weniger buntes T-Shirt, das ein wenig zu eng war, und am Handgelenk ein schmales Lederarmband, das ihm Susanne geschenkt hatte. „Ich nehme ihn aber nicht die ganze Zeit“, entgegnete er. Die zweifelhafte Ehre den Korb zu tragen, war in all den Jahren zuvor Jonas zugefallen, der es ohne zu klagen erledigt hatte.
    Sie begannen die Inselrunde in Richtung Norden, wo es einen schmalen Weg zwischen den niedrigen Dünen gab. Auch hier wuchsen die für Rabensruh so typischen Bäume, die durch den beharrlichen Westwind schräge, nach Lee verschobene Kronen bekommen hatten. Bei manchen von ihnen sah es aus, als drohten sie jeden Augenblick umzukippen. Es gab einen hellen Sandstrand, wie an einem halben Dutzend anderer Stellen rund um die Insel. Doch das meiste der Küste bestand aus abgerundeten Felsen oder einem groben Kiesstrand, im Süden sogar aus einer Art Steilküste, keine sonderlich hohe, aber bei Südwind lief eine hohe Dünung gegen die Felsen, was bedrohlich und wild aussah. Es war der Teil der Insel, der in jedem Touristenführer mit Bild erwähnt wurde.
    „Ich glaube nicht, dass es regnen wird .“
    „ Seit wann hast du denn Ahnung vom Wetter?“, entgegnete Carl schnippisch zu seiner Schwester.
    „Wenn das Barometer seit gestern Abend so schnell fällt, dann wird sich bald was tun. Das ist sicher“, sagte Jonas.
    „ Ich sehe aber keine Wolke am Himmel.“
    Carl beachtete Marie nicht weiter. „Hast du den Hund gehört? Es muss einen Streuner auf der Insel geben.“ Jonas reagierte nicht und Carl fuhr zögerlich fort: „Du hast wieder diesen Insel-Blick drauf.“
    „Diesen was?“ Jonas lachte.
    „Insel -Blick, als ob du Geheimnisse hättest. Weihst du mich ein?“
    Jonas Lächeln verschwand. „Lass mir meine Geheimnisse“, entgegnete er und versuchte es mit Mühe scherzhaft klingen zu lassen. Solange Marie in der Nähe war, würde Carl nicht weiter bohren und das war auch gut so, denn er konnte beharrlich sein.
    An der östlichen Spitze gab es hinter dem Strand eine Reihe Ferienhäuser und einen Zeltplatz für Pfadfinder und andere Jugendgruppen. Gelegentlich verirrten sich auch Familien mit Kindern darauf, aber ein öffentlicher Campingplatz war es genau genommen nicht. Bemerkenswert an dieser Stelle der Insel war vor allem die Landzunge, die sich von zwei aufeinander treffenden Strömungen gebildet hatte. Wenn man keine nassen Füße scheute, konnte man achthundert Meter weit ins Meer laufen und das Wasser reichte nicht höher als bis knapp über die Knie. Durch die nahe Bucht, in der Segelboote ankerten, war es der Strand, der am meisten besucht wurde. Sie blieben einige Zeit stehen und beobachteten den regen Verkehr aus Beibooten, der zu den zwei Dutzend vor Anker liegenden Yachten herrschte. Lange verweilten sie aber nicht.
    „Ich glaube hier ist jedes Jahr mehr los“, sagte Carl genervt.
    „Es ist eine schöne Insel. Das spricht sich herum.“
    „Ich mag die Touristen. Auf der Insel wäre

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