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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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Richtung. Wer auch immer am Ufer gewesen war, musste jetzt an ihnen vorbei sein.
    Doch Jonas irrte sich.
    Völlig unvermittelt wurde er von hinten gepackt und mit roher Gewalt gegen einen Baum geschleudert. Wie ein nasser Sack ging er zu Boden. Eine Lampe glimmte auf, leuchtete ihn an. Carl riss man den Anorak vom Leib und mit kräftigen Händen wurde auch er zu Boden gebracht. Seine kläglichen Versuche sich zu wehren, endeten mit einem Tritt in den Rücken, der ihm die Luft nahm. Jonas sah auf der Erde liegend drei Männer mit dunklen Überhängen, deren Gesichter so grobschlächtig waren, wie sie nur sein konnten. Narben zierten ihre Haut, verfilzte Haare hingen schmucklos bis zu den Schultern, die Kleider steif von Lehm und Dreck.
    Im ersten Moment waren es Männer der Ombrage für Jonas und damit waren die schlimmsten Befürchtungen eingetreten, doch – und das wurde ihm nur langsam klar - es fehlten jedwede Zeichen, dass das auch stimmte. Das Emblem in seiner Hand zeigte keine Reaktion.
    Der ihm am nächsten stehende Mann zog ein Schwert und presste die Klinge gegen Jonas Hals. „Leer deine Taschen, Junge!“, zischte er. Ein anderer fingerte bereits an Carl herum, durchsuchte ihn nach allem, was er finden konnte. Doch viel gab es da nicht. Carl hatte sich bei Ludwig umgezogen und auch Jonas hatte nichts bei sich, nicht einmal seine Geldbörse, die er vor dem Holzhacken im Zimmer gelassen hatte. Sie fanden nur Jonas Tablettenvorrat und Carls Taschenmesser, das den Besitzer wechselte, die Männer aber wenig zufriedenstellte.
    „ Was macht, ihr Hübschen, denn hier im Dunkeln?“, fauchte der Mann mit dem Schwert und drückte den Stahl fester gegen Jonas Hals.
    „ Wir sind auf dem Weg nach Hause, nach Ervswang“, log Jonas zögerlich.
    „In Ervswang herrscht das Chaos. Außerdem liegt es heute in dieser Richtung.“ Der Mann zeigte mit der Schwertspitze in den Wald hinein und legte die Klinge sofort wieder an Jonas Hals.
    „Da wollten wir auch hinlaufen, wollten uns nur noch am Wasser orientieren“, antwortete Jonas fester.
    „Ich würde seine Jacke nehmen, aber die ist so schmal, da kommt nicht einmal Ferrons Frau rein.“ Die Männer lachten.
    Der Mann zog das Schwert zurück. Jonas machte Anstalten aufzustehen, aber das gefiel ihm nicht. Er trat ihm gegen die Brust, stieß in zurück in den Dreck. Jonas keuchte. Irgendwie war es ihm in diesem Moment egal. Dann würde er eben sterben. Was änderte das schon? Irgendein anderer würde seine Rolle übernehmen, würde der Letzte des Lichts werden. Vielleicht würde es ihm leichter gelingen die Apokalypse aufzuhalten. Wer war der nächste? Er hatte keine Ahnung. Ludwig hatte nie davon gesprochen.
    Ein Zucken ging durch sein Handgelenk. Es war ein Pochen, ein Gribbeln und dann Hitze und schon hörte er überdeutlich Pferdehufe und das Brechen von Zweigen und Ästen. Es kam Bewegung in die Männer. „Licht aus!“, zischte der Anführer.
    Jonas richtete sich auf. Wer auch immer diese Männer hier waren, sie waren das kleinere Übel. Das größere näherte sich jetzt, angelockt vom Licht und den lauten Stimmen. Und vor dem, was dort kam, hatte Jonas wirklich Angst.
    Er war durch die gerade verloschene Lampe geblendet, so dunkel sie auch gewesen war, und seine Augen mussten sich erst wieder an die Finsternis gewöhnen. Doch Jonas ging davon aus, dass es zum einen den Männern nicht anders ging, zum anderen, dass sie ohnehin nicht mehr auf ihn oder Carl achteten. Er robbte los. Die Hufschläge von nähernden Pferden wurden lauter und lauter, aber ihnen blieben noch ein paar Sekunden. Schwerter wurden gezogen, einer raunte Anweisungen. Jonas fand Carl am Boden. „Komm!“, flüsterte er. Sie robbten ein paar Meter, rafften sich dann auf und rannten los, nur weg von den Männern und den nahenden Pferden.
    Wieder schlugen ihnen Äste ins Gesicht, doch Jonas lief schneller, prallte mit der Schulter gegen einen Baum, taumelte und rannte unbeirrt weiter. Er mobilisierte seine letzten schwindenden Kräfte. Bald hörten sie Kampflärm und wieder Schreie, das Flehen eines Mannes mit quiekender Stimme, ehe es wie abgeschnitten endete. Schnell, viel zu schnell, folgte eine bedrückende Stille, die allein von ihren eigenen Schritten durchbrochen wurde, die jetzt viel zu laut waren.
    Gleichzeitig wurde der Wald lichter. Jonas sah endlich wieder das Meer und mit dem Strand wurde es heller. Auch jetzt blieben sie weit oben an den Bäumen und rannten um ihr Leben. Jonas

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