Weltenende (German Edition)
Hals und zuckte bei dem Gedanken selbst zurück. Sie waren viel zu weit entfernt. „Woher wissen sie, dass ich hier bin?“
„ Spielt das eine Rolle?“, entgegnete Hedwig. Sie war lautlos in den Raum gekommen.
„Warum greifen sie nicht an?“
„Der Turm ist neutrales Gelände. Niemand von euch oder von denen kann hier unaufgefordert eindringen, nicht ohne Gottes Zorn zu riskieren. Solange ihr hier seid, seid ihr sicher.“
„Der wird bald seine sieben Schüsseln ausleeren, wenn ich hier noch lange festsitze“, antwortete Jonas sarkastisch.
„Nun, das ist genau das, was sie beabsichtigten, junger Mann“, sagte sie schroff. „Glaub mir, die Ombrage ist ganz zufrieden, wenn du hier eingesperrt bist.“
Carl legte die Hand auf seine Schulter. „Ganz ruhig, Jonas. Hedwig kann dafür nichts. Es gibt vielleicht noch eine Möglichkeit. Es gibt einen Gang hinunter ans Meer. Er führt über eine klaustrophobisch enge Treppe direkt bis ans Wasser und dort unten habe ich bis jetzt niemanden sehen können.“
„Es wird uns nichts nützen, nur dort unten zu sein . Sie werden sicher die Bucht von oben überwachen“, entgegnete Jonas und man sah ihm an, dass er sich zusammennahm, um nicht noch lauter und gereizter zu reagieren.
„ Eins nach dem anderen“, sagte Hedwig. „Ihr setzt euch jetzt, vor allem muss Jonas etwas essen, er hat seit Tagen nichts zu sich genommen.“
Jonas wollte widersprechen, aber Hedwigs stechender Blick duldete keinen Widerspruch. Wie auch immer, die Welt stand noch, zumindest für den Augenblick. Es gab keine Anzeichen dafür, dass die Siegel schon geöffnet worden wären. Wenn sie zurück zur Insel kamen, würden sie ohnehin zurück in ihre Zeit springen. Sie mussten nur irgendwie zurückkommen.
Er setzte sich an den Tisch. Hedwig räumte die Bücher zur Seite und Carl half ihr, in dem er Teller und Besteck aus dem Schrank holte.
„Seit wann stehen sie vor der Tür?“
„Sie kamen nur wenige Stunden, nachdem ich angekommen bin. Ich hatte eigentlich schon gedacht, wir wären wirklich in Sicherheit.“
Hedwig brachte dunkles Brot, Wurst und Käse, stellte alles auf den Tisch und ging noch einmal an den Schrank, um einen Tiegel mit Schweineschmalz zu holen.
„Wir müssen vielleicht das Kreuz benutzen und in unsere Welt hinüberwechseln“, sagte Jonas.
Hedwig schüttelte den Kopf. „Nein, das ist viel, viel zu weit von der Insel entfernt. Da kannst du auch aus dem Turmzimmer springen oder zu denen hinuntergehen. Das wäre angenehmer.“
„Sicher?“ , fragte Carl.
„ Bei diesen Entfernungen ist alles ungewiss, ganz zu schweigen davon, dass der Übergang schrecklich werden würde. Es gäbe keinen ganzen Knochen mehr in euch.“
Nach dem Essen stiegen sie die Treppe hinunter in die Bucht. Direkt vor der Brandung kamen sie aus einer Felsspalte. Lange schaute sich Jonas um, sah oben die Männer der Ombrage auf den Felsen patrouillieren und wie sie sich umsahen und wieder verschwanden. „Sie schauen hier herunter. Selbst wenn sie davon ausgehen, dass es keinen Ausgang gibt, sonst wären sie sicher auch hier unten, trauen sie der Sache nicht und gehen auf Nummer sicher“, meinte Carl. „Warum sind sie sich so sicher, dass wir hier sind?“
„Si e wissen es vielleicht gar nicht“, antwortete Jonas.
„Du meinst die stehen mit so viel Männern a uf gut Glück dort oben?“
„ Sie waren uns dicht auf den Fersen, das wussten sie, haben uns überholt und haben uns natürlich nicht mehr in Richtung der nächsten Ortschaften gefunden. Im Grunde bleibt doch nur der Turm als logische Möglichkeit, wo wir sein könnten.“
„ Spielt auch keine Rolle, ob sie sicher sind oder nicht; sie sind da! Was passiert, wenn wir hier bleiben?“
„Wir gehören nicht hierher. Man sollte sich nicht länger als ein paar Tage in der anderen Welt aufhalten. Das gilt für uns wie für die. Aber generell würde uns auch hier die Apokalypse einholen, denn hier läuft die Zeit mit, auch wenn wir für den Sprung zurück mit unserer Zeit verbunden sind. Das Ende kommt unausweichlich, hier und dort, egal, wo wir uns aufhalten.“
Carl trat wieder weiter zurück bis zur Öllampe, die auf einer der letzten Stufen stand. Seine Hosen waren feucht vom Spritzwasser und er wärmte seine Hände an der schmalen Flamme.
„Wir sollten Hedwig fragen, zu welchem Zweck es diesen Gang gibt. Hat sie erwähnt, ob es noch andere Gänge gibt?“
„ Das habe ich sie schon gefragt. Sie sagt, es gibt keine und
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